Bei dem Amoklauf an einer Schule in Rio de Janeiro starben zwölf Kinder und der Täter. Dieser hinterließ nach Behördenangaben einen wirren Brief.

Rio de Janeiro. Nach dem bislang blutigsten Schulmassaker in Brasilien trauert das Land um zwölf Kinder, die aus nächster Nähe erschossen wurden. Sichtlich ergriffen und unter Tränen rief Präsidentin Dilma Rousseff auf einer Veranstaltung in der Hauptstadt Brasilia zu einer Schweigeminute für die Kinder auf, "die so früh aus dem Leben genommen wurden". Diese Art der Verbrechen passe nicht zu Brasilien, erklärte sie.

Ein 23-Jähriger hatte am Donnerstag in einer Schule in Rio de Janeiro zwölf Schüler und anschließend sich selbst erschossen. Bei den Opfern handelt es sich um zehn Mädchen und zwei Jungen, wie die Behörden mitteilten. Mindestens zwölf Menschen wurden verletzt, zwei davon schwer. Der Täter war in die Schule gerannt, hatte Kinder gezwungen, sich an einer Wand aufzustellen, und sie dann aus nächster Nähe erschossen. Dabei rief er: "Ich bringe euch alle um." Nach Behördenangaben besuchte der Täter früher selbst die Schule Tasso da Silveira in einem Arbeiterviertel in Rio. Nachbarn beschrieben ihn als ruhigen Einzelgänger, der seine Zeit zu Hause vor dem Computer verbracht habe und nie durch Gewalttaten aufgefallen sei.

Täter hinterließ wirren Brief

Das Motiv der Tat war nicht bekannt. Nach Behördenangaben hinterließ der Täter einen wirren Brief am Tatort, in dem er andeutete, dass er sich das Leben nehmen wolle. Außerdem wurden darin genaue Anweisungen für den Umgang mit seiner Leiche gegeben: Sie solle gebadet und in ein weißes Tuch gehüllt werden, das er in einer Tasche im ersten Stock der Schule zurücklassen wollte.Außerdem wollte er von keinem "Unreinen" berührt werden, es sei denn dieser trage Handschuhe, wie es in dem auf der Website des Fernsehsenders Globo veröffentlichten Brief hieß.

Es hätte sogar vermutlich noch mehr Opfer gegeben, wenn nicht zufällig ein Polizist in der Nähe gewesen wäre und auf den Täter geschossen hätte. Der nahm sich dann selbst mit einem Kopfschuss das Leben. Rios Bürgermeister Eduardo Paes lobte den Polizisten als Helden. Ohne ihn wäre der Amoklauf weit schlimmer ausgegangen, so Paes.

Mindestens 30 Schüsse abgefeuert

Mit einem Mobiltelefon aufgenommene Bilder von der Tat auf Youtube zeigten schreiend fliehende Schüler, bei vielen war das blau-weiße Schulhemd mit Blut bespritzt. Hubschrauber landeten auf einem nahegelegenen Fußballfeld, um Verletzte in Krankenhäuser zu bringen.

Die Polizeichefin von Rio, Marta Rocha, erklärte in einer Pressekonferenz, der Täter sei mit zwei Waffen und einem Munitionsgürtel in die Schule gekommen und habe mindestens 30 Schüsse abgefeuert. Der Täter sei nicht vorbestraft gewesen.

In Deutschland weckte der Vorfall schreckliche Erinnerungen an den Amoklauf von Lörrach im vergangenen September, bei dem vier Menschen ums Leben kamen, sowie den von Winnenden, bei dem ein 17-Jähriger in seiner früheren Schule und auf der anschließenden Flucht 15 Menschen tötete. Der Täter richtete sich anschließend selbst.