Ein weiteres Erdbeben hat den Nordosten Japans erschüttert. Die Stärke auf der Richterskala betrug 7,4. Küstenbewohner wurden aufgerufen, sich in Sicherheit zu bringen.

Tokio. In der Katastrophenregion im Nordosten Japans hat sich am Donnerstag erneut ein schweres Erdbeben ereignet. Wie die japanische Wetterbehörde und das Geologischen Überwachungsinstitut der USA (USGS) mitteilten, hatte das Beben eine Stärke von 7,4. Die Wetterbehörde warnte vor einem Tsunami von bis zu zwei Metern Höhe und rief die Küstenbewohner auf, sich in Sicherheit zu bringen.

Das Beben ereignete sich am späten Abend gegen 23.30 Uhr Ortszeit (16.30 Uhr MESZ). Das Epizentrum lag der japanischen Wetterbehörde zufolge rund 40 Kilometer von der Küste der Präfektur Miyagi, die von dem Beben der Stärke 9,0 und dem darauffolgenden Tsunami am 11. März am schlimmsten getroffen worden war. Laut USGS befand sich das Epizentrum 66 Kilometer östlich der Stadt Sendai. Auch in der 400 Kilometer südlich gelegenen Hauptstadt Tokio wackelten fast eine Minute lang die Gebäude.

Die Wetterbehörde rief die Küstenbewohner in der Präfektur Miyagi auf, ihre Häuser zu verlassen und höher gelegene Gebiete aufzusuchen. Die Betreiberfirma Tepco teilte mit, alle Arbeiter am havarierten Atomkraftwerk Fukushima 1 seien in Sicherheit gebracht worden. Das auf Hawaii ansässige Pazifik-Tsunami-Warnzentrum teilte auf seiner Webseite mit, es rechne nicht mit einem Tsunami im gesamten Pazifik-Raum.

Wie Tepco weiter mitteilte, wurde das Akw in Fukushima durch das neuerliche Beben nicht weiter beschädigt. „Wir haben noch keinen Hinweis auf Anormalitäten in der Anlage Fukushima 1“, sagte ein Tepco-Sprecher.

Das Atomkraftwerk Fukushima 1 war bei dem schweren Erdbeben vom 11. März zerstört worden. Dadurch setzte die Kühlung der Brennstäbe aus, die teilweise schmolzen. Es traten große Mengen Radioaktivität in die Umwelt aus. Am Mittwoch gelang es, nach dem tagelangen Auslaufen von stark radioaktiv verseuchtem Wasser ins Meer ein Leck an einer Leitung von Reaktor 2 zu schließen.

In Reaktor 1 wurde seit Mittwoch Stickstoff eingespeist, um das Explosionsrisiko zu vermindern. Dort hatte sich laut Tepco wahrscheinlich viel Wasserstoff angesammelt, außerdem könnte durch undichte Stellen Luft, und damit Sauerstoff, in den Reaktor geströmt sein. Wasserstoff und Sauerstoff bilden gemeinsam ein hochexplosives Gemisch und sollen durch den Stickstoff aus dem Reaktor verdrängt werden.

Nach dem Beben vom 11. März war ein mehr als zehn Meter hoher Tsunami über die Küstengebiete im Nordosten Japans gerollt. Durch das bislang schwerste Beben in Japan und die Flutwelle kamen vermutlich fast 28.000 Menschen ums Leben. Mehr als 12.600 Tote wurden bereits registiert, aber mehr 15.000 Menschen werden noch immer vermisst. Große Teile der Region wurden durch den Tsunami verwüstet, tausende Menschen leben weiter in Notunterkünften.

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