Zwei Tage nach dem Brand in Berlin-Neukölln mit drei Toten sucht die Polizei weiter nach Spuren. Das Motiv der Brandstifter ist noch unklar.

Berlin. Die Mordkommission ermittelt wegen des durch Brandstiftung verursachten Todes von drei Menschen in Berlin-Neukölln. Bisher gebe es aber noch keine konkreten Hinweise auf den oder die Täter, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Montag. Nach ersten Erkenntnissen zündeten der oder die Brandstifter mehrere Gegenstände - darunter einen Kinderwagen - im Hausflur des Mietshauses in der Sonnenallee an.

Derzeit würden die Verletzten, so weit möglich, vernommen, sagte Steltner. Zu ihren Aussagen oder ihrem Gesundheitszustand machte er aber keine Angaben. Zum Motiv der Brandstiftung gebe es noch keine Erkenntnisse. Es gebe keine Hinweise auf einen ausländerfeindlichen Hintergrund, sagte Steltner. Da die Opfer Bosnier sind und in dem Hinterhaus überwiegend Menschen mit ausländischen Wurzeln leben, hatte es entsprechende Vermutungen gegeben.

Bislang hätten sich nur wenige Zeugen der Tat gemeldet, sagte ein Polizeisprecher. Grundsätzlich kommen aus Sicht der Polizei verschiedene Motive für Brandstiftung infrage: Täter können Pyromanen oder mit Feuer spielende Kinder sein, persönliche Gründe wie Eifersucht oder Rache können eine Rolle spielen, zudem gibt es viele Fälle von Versicherungsbetrug.

Bei dem Feuer am Sonnabendmorgen in der Sonnenallee waren ein 28-jähriger Mann, seine 26-jährige Schwester und ihr zehn Tage altes Baby ums Leben gekommen. Sie starben vermutlich durch Rauchvergiftung. Die Familie konnte sich offenbar nicht retten, weil sich die Flammen so schnell ausbreiteten. „Die Toten sind auf die rasante Brand- und Rauchentwicklung im Treppenhaus und in der Wohnung zurückzuführen“, sagte Feuerwehrchef Wilfried Gräfling am Montag im Innenausschuss.

Der Mann war aus einem Fenster im 1. Stock gesprungen. Als die Feuerwehr um 6.05 Uhr eintraf, sei er schon tot gewesen, sagte Gräfling. Die tödlichen Verletzungen seien aber nicht durch den Sprung entstanden, sondern durch Feuer oder Rauch.

Der Brand habe sich sehr schnell entwickelt und die Flammen hätten sich sehr schnell vom Treppenhaus in die Wohnung gefressen, sagte Gräfling. Das sei aber nicht zwingend ein Hinweis auf Brandstiftung mit Benzin, weil auch andere Brände in Treppenhäusern, bei denen Kinderwagen angezündet wurden, schon ähnlich verlaufen seien. Als die Feuerwehr sieben Minuten nach dem Alarm, eingetroffen sei, hätte bereits eine Fläche von 150 Quadratmetern in zwei Wohnungen und dem Treppenhaus gebrannt, kurz darauf sei das Feuer in den 2. Stock durchgebrochen.

Die Feuerwehr rettete fünf Menschen über Leitern aus dem brennenden Haus, drei weitere Menschen sprangen aus Fenstern auf Luftkissen, zehn Bewohner konnten von der Feuerwehr durch das Treppenhaus in Sicherheit gebracht werden. Insgesamt kamen 22 Menschen ins Krankenhaus.

Gräfling betonte, es habe „keine Kommunikationsprobleme und keine Verhaltensprobleme“ bei den Bewohnern des Hauses gegeben. Im Jahr 2005 starben bei einem großen Brand in Moabit acht Menschen. Einige hatten die Anweisungen der Feuerwehr nicht verstanden, weil sie kaum Deutsch sprachen, und waren aus Fenstern gesprungen, statt in den Wohnungen auf Rettung zu warten.