Nach der Irrfahrt eines zweijährigen Mädchens allein im Zug durch Brandenburg hat die Mutter Anzeige erstattet. Der Staatsanwalt ermittelt.

Neuruppin. Die fast einstündige Fahrt eines zweijährigen Mädchens allein im Zug durch Brandenburg beschäftigt jetzt die Justiz. Es werde wegen des Vorwurfs „Entziehung einer Minderjährigen“ ermittelt, sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Schiermeyer am Dienstag in Neuruppin. Die Mutter habe Anzeige erstattet. Bahnmitarbeiter und natürlich auch die Mutter sollen demnächst zu dem Vorfall befragt werden.

Nachdem die Frau am vergangenen Freitag in Pritzwalk (Prignitz) aus dem Zug gestiegen war, schlossen sich die Waggontüren, bevor sie ihr Kind aus dem Zug heben konnte. Sie habe sich dann in ihrer Panik an einen Bahnmitarbeiter gewandt, der den Zug aber nicht stoppen wollte. Helfer in der Not war die Polizei. Die Mutter wurde zum Bahnhof nach Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) gefahren.

Die Bahn will den Vorfall zügig aufklären. Nach Angaben eines Sprechers werden Mitarbeiter bereits befragt. Es wird auch darauf verwiesen, Bahnchef Rüdiger Grube habe sich kurz nach bekanntwerden des Vorfalls telefonisch an die Mutter gewandt und wollte sich entschuldigen. Die „Berliner Morgenpost“ (Dienstag) schreibt: Grube habe zu einem ungünstigen Moment angerufen und einen späteren Anruf zugesagt. Es sei aber nur noch eine SMS mit dem Versprechen geschickt worden, den Fall aufzuklären.

Unterdessen soll die Bahn weitere Kunden in Brandenburg verärgert haben. In der Nacht zum Sonntag seien 16 Reisende bei Minusgraden auf dem Bahnhof Löwenberg (Oberhavel) vergessen worden. Wegen Bauarbeiten an Übergängen auf einer Regionalbahnstrecke mussten Züge ausfallen. Es sollte dafür Schienenersatzverkehr mit Bussen geben, berichtet die „Märkische Allgemeine“ (Dienstag). Offenbar sei es aber versäumt worden, den Bus auch zu bestellen. Er wurde nachträglich in Fahrt gesetzt und kam eine Stunde verspätet.