Zyklon “Yasi“ ist größer und bedrohlicher als jeder andere tropische Wirbelsturm seit Menschengedenken. Einwohner haben Angst.

Sydney. Häuser wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt, Stromleitungen abgerissen: Der Jahrhundert-Zyklon "Yasi“ hat erste Schäden an der australischen Küste angerichtet. Im Meer türmten sich hohe Wellen auf. Die ersten Ausläufer des Wirbelsturms erreichten den Kontinent leicht verspätet am Mittwochabend (Ortszeit). Sein Zentrum sollte nun gegen Mitternacht (15.00 Uhr MEZ) die Küstenlinie im Nordosten überqueren und damit eine Stunde später als ursprünglich erwartet.

“Der Kern des Zyklons "Yasi“ mit großer Zerstörungskraft wird die Küste in der Nähe von Innisfail gegen Mitternacht erreichen und von einem gefährlichen Sturm südlich des Zyklonauges begleitet sein“, warnte die australische Meteorologiebehörde. Der Zyklon könne gefährlicher sein als alle seine Vorgänger. Für die Flucht sei es nun zu spät, warnte die Regierungschefin von Queensland, Anna Bligh. Sie forderte die Zurückgebliebenen auf, sich in sicheren Räumen zu verbarrikadieren. In dem Gebiet leben rund 300.000 Menschen.

Der riesige Wirbelsturm mit einem Durchmesser von rund 400 Kilometern und Spitzengeschwindigkeiten bis zu 300 Stundenkilometern bedroht vor allem die Bewohner in dem Bundesstaat Queensland, der noch immer mit den Folgen der verheerenden Überschwemmungen von Anfang des Jahres kämpft.

“Die nächsten 24 Stunden werden - offen gesagt - für viele Menschen schreckliche 24 Stunden sein“, sagte Bligh. Sie erwarte, dass für etwa 200.000 Menschen der Strom ausfallen werde. Auch Telefonverbindungen würden unterbrochen werden. Mehr als 340 Schulen seien vorsorglich bis mindestens Ende der Woche geschlossen. Von Notdiensten sollten sie während des Zyklons keine Hilfe erhoffen.

Aus Cairns wurden Hunderte Patienten mit Hubschraubern in andere Krankenhäuser gebracht. Die Einwohner, die bleiben wollten, deckten sich mit Generatoren, Campingausrüstung und Notrationen ein und fegten die Regale der Geschäfte leer.

In der Region sitzen auch ausländische Touristen fest. Von Cairns und Townsville aus reisen viele Besucher auf das Great Barrier Reef. Der deutsche Tourist und Hobbytaucher Franz Konrath hat sich in einem Hotel in Sicherheit gebracht. Er sei vom Kapitän des Tauchbootes gewarnt worden, berichtete er der Nachrichtenagentur dpa am Telefon. „Der Zyklon ist das größte Ding, das jemals auf Australien zugekommen ist“, sagte der Kapitän nach Worten von Konradt. Über seine eigene Empfindung sagte der 52-jährige Deutsche: „Angst nicht. Aber schon ein mulmiges Gefühl.“

Cairns hat für seine 122.000 Einwohner sieben Notunterkünfte eingerichtet. Fünf waren bereits am frühen Morgen voll, und die Polizei wies weitere Ankömmlinge ab. Tracey Forde hatte für sich und ihre Kinder noch Plätze ergattert. „Es ist so beängstigend“, sagte sie im Rundfunk. „Man weiß einfach nicht, was kommt. Wir hoffen, dass wir in zwei Tagen noch hier sind.“

+++ Tropische Wirbelstürme - Hurrikan, Taifun, Zyklon +++

Die Behörden warnten vor dem schlimmsten Unwetter seit Generationen. „Wir sehen uns einem Sturm mit katastrophalen Proportionen ausgesetzt, und das in einem dicht besiedelten Gebiet“, sagte Bligh. „Es wird sehr, sehr beängstigend.“ Auch die Bürgermeisterin von Cairns, Val Schier, war auf der Flucht. Sie verließ ihr Haus in Küstennähe. „Es ist der schlimmste Sturm seit Menschengedenken“, sagte sie. Der Flughafen von Cairns war geschlossen. Die Einwohner müssten sich auf zehn Stunden tosenden Sturms einstellen, warnte die Bürgermeisterin.

+++ Die Hurrikan-Stärken der Saffir-Simpson-Skala +++

“Yasi“ wurde auf die höchsten Kategorie Fünf der international gebräuchlichen Saffir-Simpson-Skala hochgestuft. Er war damit vergleichbar mit Hurrikan „Katrina“, der 2005 die Südküste der USA und New Orleans verwüstete. Die Küstenwache fürchtet eine meterhohe Flut, die tausende Häuser überfluten könnte.

Der bedrohte Ort Innisfail war erst 2006 von dem Zyklon „Larry“ schwer verwüstet worden. Doch ist „Yasi“ wesentlich größer und stärker. Auf seinem Weg über den Pazifik an die australische Küste hat er gewaltige Energie aufgenommen; ein Grund ist das derzeit rund 30 Grad warme Wasser des Ozeans. (dpa)