Erste Ausläufer des Zyklons “Yasi“ haben bereits die Nordostküste Australiens erreicht. Die Notunterkünfte sind überfüllt, Flughäfen geschlossen.

Sydney. Der gigantische Zyklon "Yasi“ hat die australische Nordostküste mit voller Wucht getroffen. Mit Spitzenböen von rund 300 Kilometern pro Stunde fegten orkanartige Winde über die Küste und entwurzelten Bäume und rissen Strommasten um. Der Wind schaukelte die Wellen meterhoch, die dann gegen die Strände krachten. Das Auge des Wirbelsturms hat nach Angaben von "abc-news“das kleine Resort Mission Beach zwischen Cairns und Townsville mit voller Wucht getroffen und mit starkem Regen sowie heulenden Stürmen überzogen.

Auch der kleine Ort Tully, rund dreißig Kilometer von der Küste entfernt hat es getroffen. Abgedeckte Häuser und Stromleitungen, die der mächtige Wirbelsturm zerrissen hat, zeigten ein Bild der Verwüstung. Dies berichtet der "Sydney Morning Herald“ am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit). Da der Monster-Zyklon, wie das Unwetter in den australischen Medien genannt wird, am Festland auf kühlere Luft trifft, schwächt sich die Kraft bereits ab. "Yasi“ sei am Morgen (Ortszeit) von der höchsten Kategorie fünf der international gebräuchlichen Saffir-Simpson-Skala auf die Kategorie drei herunter gestuft worden, berichtet die Zeitung. Zuvor war "Yasi" in die Kategorie fünf eingestuft worden.

Zehntausende Menschen harrtzen in weiten Teilen des Küstengebietes in Notunterkünften aus oder hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert. "Es ist der schlimmste Sturm seit Menschengedenken“, sagte die Bürgermeisterin von Cairns, Val Schier. Die Stadt liegt am oberen Ende der Einfallschneise des Monster-Sturms.

Nach Angaben von Wetterforschern ist "Yasi“ einer der stärksten je registrierten tropischen Wirbelstürme. "Wir sehen uns einem Sturm mit katastrophalen Proportionen ausgesetzt, und das in einem dicht besiedelten Gebiet“, sagte auch die Regierungschefin von Queensland, Anna Bligh. "Es wird sehr, sehr beängstigend.“ In dem Gebiet leben rund 300.000 Menschen.

Die potenzielle Zerstörung geht nach Angaben des Unwetterexperten Thomas Sävert von Meteomedia von drei Faktoren aus: dem heftigen Wind, dem starken Regen und Flutwellen. Nach Erwartungen der Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach wird innerhalb von 48 Stunden so viel Regen fallen wie in Deutschland in einem halben Jahr.

In der Nacht saßen auch 2000 Menschen im Dunkeln, die in dem als Notlager genutzten Earlsville-Einkaufszentrum in Cairns Unterschlupf gefunden hatten. In Townsville weiter südlich fiel der Strom ebenfalls aus. "Die Wellen und der Wind – das ist einfach unglaublich“, berichtete Robert White, der in Townsville in Strandnähe in einem Haus im vierten Stock wohnt, im australischen Rundfunk. "Wir haben von oben bis unten Glas und hoffen, dass das hält. Wir haben schon unsere Couch und andere Möbel vor die Fenster und Glastüren gerückt.“ In der Region sitzen auch ausländische Touristen fest. Von Cairns und Townsville aus reisen normalerweise viele Besucher auf das Great Barrier Reef. Mission Beach ist für viele Touristen der Ausgangsort für Tauchexpeditionen ins Great Barrier Reef. Zahlreiche Hotels wurden geräumt, teilte das Tourismusbüro von Queensland in München mit.

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Der deutsche Hobbytaucher Franz Konrath hat sich in einem Hotel in Sicherheit gebracht. Der Kapitän eines Tauchbootes habe ihn gewarnt, berichtete er am Telefon. "Der Zyklon ist das größte Ding, das jemals auf Australien zugekommen ist“, sagte der Kapitän nach den Worten Konraths. Über seine eigene Empfindung sagte der 52-Jährige: "Angst nicht. Aber schon ein mulmiges Gefühl.“

Tracey Forde hatte für sich und ihre Kinder einen der letzten Plätze in einer Notunterkunft in Cairns ergattert. "Es ist so beängstigend“, sagte sie im Rundfunk. "Man weiß einfach nicht, was kommt. Wir hoffen, dass wir in zwei Tagen noch hier sind.“ In Tully in der Nähe von Innisfail sah Ross Sorbello, wie der Wind die Bäume aus dem Boden riss. "Wir beten, dass wir es durch die Nacht schaffen“, sagte er. "Häuser können wir wieder aufbauen, jetzt geht es um das Überleben.“

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An der Nordostküste Australiens hatte erst 2006 der schwere Zyklon "Larry“ hohe Schäden verursacht. In dem Ort Innisfail wurden tausende Häuser beschädigt. "Yasi“ ist aber wesentlich größer und stärker. Die Ortschaft lag wieder in der Einfallschneise des Wirbelsturms.

Der Sturm hatte sich in der Nähe der Fidschi-Inseln gebildet und dort auch seinen Namen erhalten. Auf seinem Weg über den Pazifik an die australische Küste hat "Yasi“ gewaltige Energie aufgenommen; ein Grund ist das derzeit rund 30 Grad warme Wasser des Ozeans.