In der Stadt Toowoomba im Staat Queensland wurden mehrere Menschen von einer Springflut mitgerissen. Die Lage in Australien bleibt angespannt.

Brisbane/Sydney. Die Flutkatastrophe im Nordosten Australiens hat am Montag zwei weitere Menschen das Leben gekostet. Eine Frau wurde nach Behördenangaben in der Stadt Toowoomba im Staat Queensland von einer Sturzflut mitgerissen. Straßen und Gebäude seien überflutet und Autos von den Wassermassen weggeschwemmt worden. Menschen hätten Zuflucht auf Bäumen und Strommasten gesucht, teilte die Polizei mit. Toowoomba liegt westlich von Brisbane, der Hauptstadt von Queensland. Seit November sind somit zwölf Menschen im Hochwasser umgekommen.

"Wir hatten zahlreiche Notrufe von Menschen, die in Autos gefangen waren, auf den Straßen, im Wasser", sagte der stellvertretende Polizeichef von Queensland, Ian Stewart. Vor der Springflut habe es keine Warnung gegeben. Videoaufnahmen aus Toowoomba zeigten einen Mann, der sich verzweifelt an einen Baum klammert, während das Wasser um ihn herum Autos mitreißt. Andere Menschen retteten sich auf Hausdächer oder die Dächer von Autos. Genauso schnell, wie das Wasser gekommen war, ging es auch wieder zurück und hinterließ die Straßen mit Trümmern übersäht.

Unterdessen erreichten die durch heftigen Regen ausgelösten Überschwemmungen auch die Stadt Gympie. Dort standen am Montagmorgen (Ortszeit) bereits ein Dutzend Gebäude unter Wasser, nachdem ein Fluss über die Ufer getreten war. Bewohner versuchten verzweifelt, die Häuser mit Sandsäcken vor den Fluten zu schützen. Der Bürgermeister der Region, Tony Perrett, sagte, bis zu 80 Geschäftsgebäude und Wohnhäuser seien hochwassergefährdet.

Auch in der Stadt Dalby mussten Bewohner vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht werden. Erst vor zwei Wochen war es dort zu Überflutungen gekommen.

Pegel in Rockhampton unverändert hoch

Der Hochwasserpegel in der Stadt Rockhampton blieb am Montag unverändert hoch. Die Einwohner warteten ungeduldig darauf, dass das Wasser endlich zurückgeht, damit sie in ihre Häuser zurückkehren und mit den Aufräumarbeiten beginnen können. Doch der Bürgermeister der Küstenstadt mit 75.000 Einwohnern machte den vor zwei Wochen evakuierten Bürgern wenig Hoffnung. Es könne noch Wochen dauern, bis Entwarnung gegeben werden könne, sagte Brad Carter.

In einigen Gegenden von Queensland fielen in den vergangenen 24 Stunden mehr als 340 Milliliter Regen, wie Meteorologen mitteilten. Der Erdboden könne kaum noch mehr Wasser aufnehmen. Bislang sind rund 200.000 Menschen und 40 Ortschaften in Queensland von den Überflutungen betroffen. Das Überschwemmungsgebiet ist größer als Deutschland und Frankreich zusammen. Wegen der Wassermassen waren Straßen und Bahngleise unpassierbar. Der Schaden an Gebäuden und der Infrastruktur inklusive der wirtschaftlichen Ausfällen wird von den Behörden mittlerweile mit fünf Milliarden Dollar (knapp vier Milliarden Euro) beziffert.

Verschmutzte Fluten gefährden Great Barrier Reef

Die verheerenden Überschwemmungen in Australien gefährden jetzt auch die Korallen des Great Barrier Reefs. Durch die Fluten der Flüsse Fitzroy und Burnett gelangten giftige, düngermittelbelastete Substanzen ins Meer und bedrohten neben den Korallen auch Seekuh-Arten und Schildkröten, erklärte die Umweltorganisation WWF am Montag. Meeresbiologen zufolge könnten die Korallen absterben und dann als weißer Kalkstein zurückbleiben. Zwar werde sich das Reef wieder erholen, doch könne dies bis zu 100 Jahre dauern, je nach Widerstandsfähigkeit der Korallen. Das Reef ist ein beliebtes Touristenziel und gehört zum Weltnaturerbe.