Stille Nacht, Heilige Nacht: Alle Jahre wieder ist es an Heiligabend fast überall in Deutschland besinnlich. Lediglich chaotische Verkehrsverhältnisse sorgten in diesem Jahr für Frust.

Hamburg. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland hat am Freitag das christliche Fest Heiligabend begangen. Millionen Menschen saßen in trauter Runde in den Wohnzimmern unterm Tannenbaum. Doch viele schafften es nur schwer durch den Schnee zu Bescherung und Festessen. Die Kirchen erwarteten Millionen Menschen in ihren Gotteshäusern.

Wie am Nachmittag und Abend des 24. Dezember üblich, beruhigte sich im ganzen Land das öffentliche Leben. In seiner Weihnachtsansprache, die erst am Samstag im Fernsehen ausgestrahlt wird, rief Bundespräsident Christian Wulff die Bürger zu mehr Zusammenhalt und gegenseitigem Respekt auf. Jeder müsse spüren, er gehöre dazu und werde gebraucht.

An Heiligabend feiern Christen die Geburt Jesu, mit der nach ihrem Glauben vor gut 2000 Jahren Gott zum Mensch geworden ist, um die Menschheit zu erlösen. Weihnachten gilt als Fest der Liebe und Versöhnung. Wie etwa jedes Jahr erwartete die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die etwa 24 Millionen Mitglieder zählt, in ihren Gotteshäusern mehr als neun Millionen Menschen.

Mindestens genau so viele Menschen dürften sich auch in katholischen Kirchen eingefunden haben – allerdings werden die Zahlen nicht zentral erfasst. Etwa 25 Millionen Katholiken gibt es statistisch in Deutschland. Allein der Kölner Dom erwartete zu seiner Christmette um Mitternacht gut 6000 Besucher. Für einige Stunden kommt das öffentliche Leben in Deutschland in der zweiten Tageshälfte des 24.12. fast zum Erliegen. Zwar arbeiten tausende Menschen in Krankenhäusern oder Polizeidienststellen, doch leerten sich auch in diesem Jahr wieder die Straßen.

Die Deutsche Bahn hatte erhebliche Probleme. Zum Nachmittag dünnte die Bahn, die normalerweise etwa 27.000 Verbindungen täglich fährt, ihre Verbindungen stark aus. Bis dahin aber hatten heftiger Schneefall und Glatteis vor allem im Norden den Verkehr ausgebremst. Hunderte Bahnreisende strandeten auf dem Weg zur Familie oder in den Weihnachtsurlaub bereits in der Nacht in fünf Schnellzügen zwischen Hannover und Berlin. Erst am Freitagvormittag rollten auf dieser wichtigen Ost-West-Achse wieder Züge – wenn auch mit Behinderungen. Auch Bahnreisende auf der Strecke zwischen Hannover und Hamburg sowie im Münsterland mussten warten, weil umgestürzte Bäume den Verkehr blockierten.

Auch die Insel Rügen war beispielsweise vom Zugverkehr abgeschnitten. Autofahrer kamen auf dem Weg zur Familie oft nur mühsam voran. In Niedersachsen war auf vereisten Autobahnen und anderen Straßen stundenlang nur Schritttempo möglich. Blitzeis, Schneefall und Verwehungen blockierten auch Landstraßen an der Ostseeküste, in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern. In einigen Städten wie Düsseldorf oder Braunschweig war auch der Nahverkehr stark gestört. Auf der Insel Fehmarn waren mehrere Ort wegen der massiven Schneefälle von der Außenwelt abgeschnitten.

Am Frankfurter Flughafen, dem größten Airport Deutschlands, waren am Freitag nur etwa 900 Flüge geplant – statt der sonst bis zu 1400. Am 1. Weihnachtsfeiertag soll es dort sogar nur etwa 860 Flüge geben. Der Düsseldorfer Flughafen, der wegen heftigen Schneefalls seinen Betrieb bis zum späten Vormittag eingestellt hatte, wurde am Mittag wieder geöffnet.

Dennoch gab es Frust für viele Weihnachtsurlauber: Etwa 110 von etwa 330 geplanten Starts und Landungen fielen aus. Der Deutsche Bühnenverein berichtete vorab, sonst gebe es täglich etwa 180 Veranstaltungen in Theatern und Opernhäusern, an Heiligabend jedoch, als einzigem Tag im Jahr, fast keine. Einige Bühnen, vor allem Privattheater, hatten jedoch Programm auf dem Spielplan. Im Gegensatz zu früher ist Deutschland an Heiligabend lebendiger. „Viele Lokale haben geschlossen, doch können wir registrieren, dass seit etwa 20 Jahren die Menschen auch am 24. Dezember noch ausgehen wollen“, sagte Stefanie Heckel, die Sprecherin vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. Auch in der Heiligen Nacht erwarteten viele Bars und Clubs Besucher.