Airbus will Rolls Royce wegen der Kosten in die Pflicht nehmen. Auf Airlines mit dem Riesenflieger A380 kommen wegen Austausch Ausfallzeiten zu.

Paris. Nach den Problemen mit den Trent 900-Motoren von Rolls Royce fordert Airbus vom britischen Triebwerkshersteller Schadenersatz. „Für die Kosten, die bei Airbus dadurch anfallen, werden wir volle Kompensation verlangen“, sagte ein Airbus-Sprecher am Donnerstag. Der finanzielle Schaden sei erheblich. Konkrete Zahlen nannte das Unternehmen aber nicht.Rolls Royce werde nach der Triebwerkpanne eines A380 der Fluggesellschaft Qantas weltweit wahrscheinlich 40 Trent-Antriebe austauschen, erklärte der Chef der australischen Airline, Alan Joyce. Airbus selbst rechnet wegen der Schwierigkeiten bei Rolls Royce mit Verzögerungen bei der Auslieferung seiner neuen A380-Maschinen.

Bei Qantas selbst sollen bis zu 14 Antriebe betroffen sein . Auch die Lufthansa will nach Gesprächen mit Rolls Royce ein Triebwerk komplett wechseln, wie ein Sprecher bestätigte. Rolls Royce lehnte einen Kommentar dazu ab.

In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen bekanntgegeben, dass an den Triebwerken des Typs Trent 900 „spezifische Komponenten“ ausgetauscht werden müssen. Die Briten teilten jedoch nicht mit, um welche Triebwerkskomponenten es sich handelt. Von einem Komplettaustausch war bei Rolls Royce nicht die Rede, nach Lufthansa-Angaben geht er aber schneller als der Tausch einzelner Komponenten.

Laut Qantas-Chef Joyce sind die Triebwerke von Rolls Royce schon einmal modifiziert worden. Die festgestellten Ölprobleme, die am 4. November möglicherweise auch zu dem Triebwerksschaden in Singapur geführt hatten, traten nur bei der älteren Baureihe auf. Auch das Triebwerk, das bei der Lufthansa gewechselt wird, kommt aus der älteren Baureihe.

A380-Maschinen mit Trent 900-Triebwerken sind zur Zeit bei drei Fluggesellschaften im Einsatz: Neben Qantas bei der deutschen Lufthansa und bei Singapore Airlines. Qantas hat sechs der vierstrahligen A380 in seiner Flotte, die Lufthansa vier und Singapore Airlines elf Maschinen. Die Lufthansa-Riesenairbusse fliegen auf den Strecken von Frankfurt nach Peking, Johannesburg und Tokio.

Airbus-Chef Thomas Enders hatte in der vergangenen Woche vor Verzögerungen bei der Auslieferung des Riesenflugzeugs gewarnt. Der Flugzeughersteller plant für das laufende Jahr die Auslieferung von insgesamt 20 A380. Zur Zeit befinden sich noch vier vor der Auslieferung. Sie haben bereits die vom Kunden georderten Triebwerke montiert. „Nach jetzigem Kenntnisstand“ müssten sie aber nicht ausgetauscht werden, betonte der Airbus-Sprecher.

2011 will das Unternehmen offiziell an seiner geplanten Rate von zwei Maschinen pro Monat festhalten. Inoffiziell hieß es bei Airbus, man rechne mit einer Stückzahl „in den unteren Zwanzigern“ - sofern es keine weiteren Erkenntnisse bei Rolls Royce gibt.

Um die Auswirkungen der Triebwerksprobleme auf den Produktionsablauf gering zu halten, erwägt Airbus den Einsatz von firmeneigenen Austauschantrieben. Diese Antriebe sollen den neu gebauten Fliegern nur für Überführungsflüge zwischen den Airbus-Standorten Toulouse und Hamburg unter die Tragflächen geschraubt werden. In Hamburg, wo der A380 seine Lackierung und Innenausstattung erhält, würden die Motoren dann wieder abmontiert und für die nächsten A380-Überführungsflüge nach Toulouse gebracht.