2000 Lastwagen-Ladungen Kies sollen das gewaltige Erdloch in einem Wohngebiet füllen. Die Arbeit am Abgrund wird wohl Wochen dauern.

Schmalkalden. Am riesigen Erdtrichter in einem Wohngebiet in Schmalkalden bereiten Experten mit Hochdruck die Sicherung der Baustelle vor. Dabei stehen sie vor einem schwierigen Unterfangen: Um das etwa 20 Meter tiefe Erdloch mit Kies zu füllen, muss der schwere Spezialbagger in Position gebracht werden. Neben der engen, steilen Hangstraße macht vor allem der brüchige Untergrund Probleme. „Wir müssen zunächst alles, was gerissen ist, wegnehmen und dann schauen, was uns erwartet“, sagte der Niederlassungsleiter der zuständigen Baufirma, Heinz Schleicher, am Mittwoch. „Sicherheit geht vor.“

Seit Mittwochmorgen werden die Zufahrt und der Standplatz für den tonnenschweren Bagger mit ausladendem Arm errichtet. Das Gerät war am Dienstagabend eingetroffen. Es soll nördlich des gewaltigen Erdlochs, wohl rund 15 Meter von der Abbruchkante entfernt, stehen. Auf den Einsatz eines Förderbandes werde nun doch verzichtet, sagte CDU- Landrat Ralf Luther. „Die Arbeiten mit dem Bagger sind effektiver.“

Mit dem eigentlichen Zuschütten des Schlundes kann wahrscheinlich erst am Donnerstag begonnen werden. „Die Leute werden mit wochenlangen Lkw-Verkehr zu leben haben“, sagte Bürgermeister Thomas Kaminski. Die benötigten 40.000 Tonnen Kies sollen aus einer knapp zwölf Kilometer entfernten Grube herangekarrt werden. Etwa 2000 Lastwagen-Ladungen sind laut Luther nötig, um den Krater zu füllen.

Unterdessen durften die Bewohner der fünf gesperrten Häuser am Mittwochmorgen noch einmal für zwei Stunden zurückkehren, um weitere Habseligkeiten zu holen. Für den Transport von Möbeln kam Hilfe von der Stadt, die Fahrzeuge bereitstellte. „Während der Arbeiten darf keiner mehr in die evakuierten Gebäude. Das wäre zu gefährlich“, sagte der Bürgermeister. Die Wohnungsgenossenschaft stelle Unterkünfte für die 17 betroffenen Menschen bereit. Zunächst übernimmt die Stadt die Mietkosten.

Experten fürchten Gefahren, sollte es stark regnen. Vorbeugend wurden daher Wasser- und Abwasserleitungen verlegt, um das Loch vor einem Wassereinbruch zu schützen. Um mehr über die Gesteinsschichten im Untergrund zu erfahren, soll es eine Untersuchungsbohrung geben. Der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler forderte unterdessen ein Programm zur Erkundung des Untergrunds in Deutschland. Bislang sei die geologische Beschaffenheit des Bodens bei weitem nicht so gut und intensiv untersucht, wie es notwendig wäre, erklärte Verbandsgeschäftsführer Hans-Jürgen Weyer am Mittwoch.

Der Krater war in der Nacht zum Montag in der Wohnsiedlung an einem Hang der Südthüringer Fachwerkstadt aufgebrochen. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Ein Auto rutschte in die Tiefe, die Straße brach weg. Das fast kreisrunde Loch hat einen Durchmesser von gut 35 Metern. Geologen gehen von einer natürlichen Ursache für das tiefe Loch aus. Gegenwärtig gibt es nach Aussage des Bürgermeisters nur noch leichte Bewegungen am Kraterrand.