Rund 20.000 Kubikmeter Erde stürzten in die Tiefe. Ein Auto rutschte in der Nacht in einen Schlund. In der Nähe steht ein Wohngebiet.

Schmalkalden. Ein gewaltiger Krater bestimmt das Bild mitten in einem Wohngebiet im thüringischen Schmalkalden. Ein Auto rutschte in der Nacht zum Montag in den Schlund, zudem Teile einer Straße und von Garagen. Das fast kreisrunde Loch hatte zunächst einen Durchmesser von gut 35 Metern. Der Rand bröckelte anschließend weiter. Neun Häuser mussten geräumt werden, 25 Menschen waren betroffen. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt, als sich die etwa 12 Meter tiefe Grube öffnete.

Riesen-Krater von Thüringen: Auto in Wohngebiet verschluckt

Der Krater hat eine natürliche Ursache, lautet das erste Ergebnis geologischer Untersuchungen. Der parteilose Bürgermeister von Schmalkalden, Thomas Kaminski, geht davon aus, dass mehr als 20.000 Kubikmeter Erde in die Tiefe gerutscht sind. Eine solche Menge entspreche der Ladung von tausend Vierzigtonnern. Von den Ausmaßen des Lochs zeigten sich auch die Rettungskräfte überrascht – sie waren wegen eines angeblichen Wasserrohrbruchs alarmiert worden. Gegen 3.00 hatten Geräusche Anwohner geweckt. Der Einsturz habe geklungen, als würden etliche Kieslaster abgekippt, erzählte ein Zeuge. Luftbilder zeigten, wie nah die Menschen in der Umgebung an einer Katastrophe vorbeigeschlittert sind.

Nach Angaben der Stadtverwaltung sind an mehreren Häusern Risse zu sehen. In einem Zelt nahe des Kraters wurden geschockte Anwohner betreut. Ein Hubschrauber suchte mit einer Wärmebildkamera nach möglicherweise Verschütteten. Wann und ob die Bewohner wieder zurückkehren können, ist vorerst unklar. Bergmännische Tätigkeiten kämen als Ursache für den Krater nicht infrage, sagte der Leiter des Thüringer Bergamtes, Hartmut Kießling. Es würden verschiedene technische Möglichkeiten geprüft, um das Loch möglichst schnell wieder zu füllen.

Mit den Arbeiten könne frühestens am Dienstagmorgen begonnen werden. Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) sagte, die Stabilisierung des Loches habe oberste Priorität. Allerdings sei der Einsatz schwerer Technik problematisch, da noch immer Erdmassen nachstürzen könnten. Reinholz will am Dienstag dem Kabinett berichten.

„Wir Geologen gehen von einem natürlichen Erdfall aus, wissen aber nicht, worauf er zurückzuführen ist“, erklärte Lutz Katzschmann vom Geologischen Landesdienst. Offensichtlich sei ein großer Hohlraum in sich zusammengebrochen. Ob Steinsalze, Kalziumsulfate oder Kalksteinpakete ausgespült worden seien, könne noch nicht gesagt werden. In den kommenden Tagen seien weitere Abbrüche am Kraterrand möglich.

Im mehr als 40 Kilometer entfernten Kali-Bergbaurevier an der Werra hatte kürzlich ein Erdfall in Tiefenort für Schlagzeilen gesorgt, der fünf Häuser unbewohnbar machte. Außer in Bergbauregionen sind solche Vorfälle auch in Karstgebieten häufiger. Allein in Thüringen gibt es rund 20 kleinere Erdfälle im Jahr, sagte Katzschmann. Rund die Hälfte der Thüringer Landesfläche sei davon potenziell bedroht. Nahe dem thüringischen Bad Frankenhausen etwa sackte vor einem Jahr ein großes Stück Acker zwölf Meter in die Tiefe.