Als Münchner Polizisten Joachim Fuchsberger, 83, in der Nacht zum Freitag in seiner Grünwalder Villa über den Tod seines Sohnes informierten, brach er zusammen. Notärzte mussten ihn versorgen.

Kulmbach. Als Münchner Polizisten Joachim Fuchsberger, 83, in der Nacht zum Freitag in seiner Grünwalder Villa über den Tod seines Sohnes informierten, brach er zusammen. Notärzte mussten ihn versorgen. Auch seine Ehefrau Gundula, 80, bekam eine Beruhigungsspritze. Thomas Fuchsberger, 53, ihr "Tausendsassa", wie sie ihn nannten, war ihr einziges Kind. Die Beziehung zwischen Eltern und Sohn soll sehr eng und herzlich gewesen sein.

Die Tragödie hatte sich in der Nacht zum Donnerstag im oberfränkischen Kulmbach abgespielt. Thomas Fuchsberger hatte dort am Mittwochabend in der "Akademie für neue Medien" über seine Musikprojekte und die Arbeit als Reisejournalist berichtet. Vor allem aber hatte er von seinem Leben an der Seite seines prominenten Vaters erzählt. "Zuerst habe ich jahrelang neben der Kamera gestanden und für meinen Vater die Schilder mit den Texten gehalten", erzählte der Münchner, der 2001 als Regisseur der TV-Dokumentation "Terra Australis" gemeinsam mit seinem Vater große Erfolge feierte.

Nach dem Auftritt und einem Empfang in der Akademie besuchte er mit Bekannten ein Lokal. Gegen ein Uhr ließ er sich mit einem Taxi zum Gästehaus des Hotels Kronprinz im Kulmbacher Stadtteil Blaich fahren. Thomas Fuchsberger sei alkoholisiert gewesen, sagte der Taxifahrer später der "Frankenpost". "Ich bin heute angetrunken, aber das ist mir egal. Ich habe die Schnauze voll, und die Welt geht mir am Arsch vorbei", soll er gesagt haben. Am Hotel habe er gegen die Scheiben geklopft. Eine Anwohnerin soll die Szene beobachtet und die Hotelbesitzer verständigt haben. Als diese nachschauten, war er jedoch verschwunden.

Als Thomas Fuchsberger am nächsten Morgen nicht auf den vereinbarten telefonischen Weckruf reagierte, fand ein Hotelangestellter das Zimmer unbenutzt vor. Daraufhin meldeten Bekannte ihn als vermisst. Die Polizei reagierte sofort, auch weil bekannt war, dass der Journalist und Komponist an Diabetes vom Typ I litt. 100 Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdiensten starteten eine Suchaktion. Erst am Abend, gegen 22 Uhr, fanden sie seinen leblosen Körper in der Kulmbacher Innenstadt im Mühlbach treibend. Die Obduktion ergab Tod durch Ertrinken. "Es ist davon auszugehen, dass Herr Fuchsberger durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen ist", sagte Polizeisprecher Jürgen Knauer. Hinweise auf ein Verbrechen oder Selbstmord gebe es zurzeit nicht.

Prof. Thomas Haak, 51, von der Deutschen Diabetes Gesellschaft und Chefarzt am Diabetes-Zentrum Mergentheim, vermutet, dass Thomas Fuchsberger aufgrund seiner Krankheit im Zusammenwirken mit dem Alkohol an starker Unterzuckerung gelitten haben könnte. Diese führt im Extremfall zu Kontrollverlust und völliger Desorientierung. Und Diabetiker, deren Leber gerade mit der Entgiftung von Alkohol beschäftigt ist, befänden sich immer in der akuten Gefahr einer Unterzuckerung. Der renommierte Diabetologe, der Thomas Fuchsberger aus Talkshows und mehreren Treffen zum Thema Zuckerkrankheit kannte, schildert ihn als optimistischen Mann mit Visionen. "Ich glaube nicht, dass er im Schatten seines Vaters stand - im Gegenteil, ich habe ihn stets als einen Menschen erlebt, der bestrebt war, seinen eigenen Weg zu gehen." Noch vor Kurzem hatte Haak mit Fuchsberger wegen eines Fachartikels telefoniert. Einen Selbstmord hält er für unwahrscheinlich.

Schauspielerin Cornelia Corba, 41, die Lebensgefährtin von Thomas Fuchsberger, reagierte tief erschüttert: "Liebe Freunde, ich weiß nicht, wie ich es euch sagen kann, ich bin so verzweifelt und traurig, traurig, traurig. Zehn Jahre waren wir uns so nah, lieber Tommy, wo bist du?", schrieb sie auf ihrer Internetseite. Der Münchner "Abendzeitung" sagte sie: Bei Unterzuckerung reagierte Thomas "völlig wirr". Auf andere Menschen wirkte es, als wäre er "total betrunken". Er habe dann nicht mehr gewusst, wo rechts oder links sei. Da kann es passieren, dass man sein Hotel nicht mehr findet oder einen Fluss nicht wahrnimmt." Bei den plötzlichen Attacken habe sie "Tommy" Traubenzucker, Cola oder eine Spritze gegeben. "Ich hatte immer Angst um ihn."