Mit Applaus haben die Angehörigen der verschütteten Bergleute einen Rettungskäfig begrüßt. Er soll die Männer nach oben bringen.

Santiago de Chile. An der chilenischen Mine San José ist der erste Metallkäfig eingetroffen, mit dem die 33 in dem Bergwerk eingeschlossenen Kumpel aus 700 Metern Tiefe gerettet werden sollen. Der erste von drei Käfigen wurde am Sonnabend von einem Lastwagen mit Polizeieskorte angeliefert, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Angehörigen der verschütteten Bergleute applaudierten und stießen Freudenschreie aus.

„Ich bin glücklich, glücklich, weil wir jetzt schon seit 50 Tagen warten, und wir haben darauf gewartet“, sagte Elizabeth Segovia bei der Ankunft des Käfigs. Segovias Bruder Dario gehört zu den 33 Bergleuten, die seit dem 5. August in 700 Metern Tiefe in dem Stollen bei Copiapo, etwa 850 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago, eingeschlossen sind. Derzeit sind drei Bohrer im Einsatz, um Rettungsschächte in den Untergrund zu bohren, durch die die Bergleute in den Käfigen an die Erdoberfläche gebracht werden sollen.

Die Käfige wurden von der chilenischen Marine gebaut. Sie wiegen jeweils 250 Kilogramm, sind zweieinhalb Meter lang und haben einen Durchmesser von bis zu 60 Zentimetern. Sind die Bohrungen für den Rettungsschacht abgeschlossen, sollen die Bergleute einer nach dem anderen in den Käfigen hochgezogen werden. Es wird erwartet, dass die Fahrt nach oben mindestens eine Stunde dauert. Bergbauminister Laurence Golborne geht davon aus, dass die 33 Bergleute in den ersten Novembertagen an die Erdoberfläche geholt werden können.

Den eingeschlossenen Bergleuten drohen nach Einschätzung von Ärzten nach ihrer Bergung erhebliche gesundheitliche Probleme. Gesundheitsminister Jaime Mañalich sagte am Sonnabend, vor allem die Sonneneinstrahlung werde den 33 Bergleuten zu schaffen machen. Sie müssten ihre Augen schützen, andernfalls drohten schwere Schädigungen der Netzhaut. Auch für Infektionskrankheiten seien die Bergleute anfällig, obwohl sie inzwischen geimpft wurden.

Außerdem könne es nach Angaben der Ärzte nach einer Bergung Probleme mit der Sauerstoffzufuhr und Blutdruckschwankungen geben, sagte Mañalich. Schließlich seien nach einem solchen Erlebnis post-traumatische Belastungsstörungen nicht ausgeschlossen, die mehrere Wochen und Monate andauern könnten, bis sich die Betroffenen wieder an das normale Leben gewöhnt hätten.

Die 33 Bergleute sind seit dem Einsturz der Gold- und Kupfermine am 5. August in dem Bergwerk San José bei Copiapo, etwa 850 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago, in 700 Metern Tiefe eingeschlossen. Am 22. August sorgte die Meldung weltweit für Schlagzeilen, dass sie noch am Leben sind. Seit einigen Wochen sind Bohrmaschinen im Einsatz, um Rettungsschächte zu bohren. Bergbauminister Laurence Golborne geht davon aus, dass die 33 Bergleute in den ersten Novembertagen an die Erdoberfläche geholt werden können.

Nach Angaben der Regierung können die seit fast sieben Wochen in einer chilenischen Mine eingeschlossenen Bergleute erst im November gerettet werden. „Ich habe von keiner offiziellen Ankündigung einer möglicherweise früheren Rettung gehört und bitte deshalb um Zurückhaltung“, sagte Bergbauminister Laurence Golborne. Auch der leitende Ingenieur der Bohrarbeiten bei der Mine San José in der Atacama-Wüste, André Sougarret, betonte dies. „Wir haben immer von den ersten Tagen im November gesprochen“, zitierte ihn die Zeitung „El Mercurio“ am Mittwoch.

In Presseberichten war zuvor spekuliert worden, die 32 Chilenen und ein Bolivianer könnten wegen der guten Fortschritte bei den Rettungsbohrungen eventuell schon in zwei Wochen aus ihrem Verlies befreit werden. Minister Golborne betonte, dass es nicht ausreiche, einen Schacht zu bohren. Die Innenwände eines Rettungstunnels müssten in einem „sehr komplizierten Verfahren“ stabilisiert werden, bevor die seit dem 5. August in 700 Meter Tiefe eingeschlossenen Arbeiter in einer Rettungskapsel an die Oberfläche gezogen werden könnten.

Die Arbeiten an insgesamt drei Rettungsschächten gingen unterdessen weiter. Der langsamste Bohrer vom Typ Strata 950, der bereits seit mehr als drei Wochen im Einsatz ist, stieß mit einer Pilotbohrung bis in eine Tiefe von 350 Metern vor. Die zweite Bohrung mit einem Gerät vom Typ Schramm T-130 befand sich nach 16 Tagen mit einem für die Rettung ausreichend breiten Schacht bei 50 Metern. Und der größte und stärkste Bohrer, der die Arbeit am vergangenen Sonntag aufgenommen hatte, fraß sich bisher 23 Meter weit in das Gestein vor.

Den Bergarbeitern, die über enge Röhren mit dem Nötigsten versorgt werden, ging es den Angaben zufolge weiter gut. Sie werden psychologisch und medizinisch betreut, um für den Tag X der Rettung körperlich und seelisch fit zu sein.