Wegen des Tropensturms wurden Reinigungsschiffe abgezogen. Das Absaugen, Abfackeln und die Bohrungen gehen jedoch weiter.

Buenos Aires/Miami/Hamburg. Der Tropensturm „Alex“ über dem Golf von Mexiko könnte sich zu einem Hurrikan auswachsen und den US-Bundesstaat Texas sowie den Nordosten Mexikos bedrohen. Heftige Regenfälle könnten Erdrutsche und Überschwemmungen auslösen, teilte das US-Hurrikanwarnzentrum NHC am Dienstag auf seiner Internetseite mit.

Wegen „Alex“ hatten die Ölkonzerne BP und Shell bereits vorsorglich Bohrplattformen im Golf von Mexiko räumen lassen. Der Tropensturm zog in sicherem Abstand an der Unglücksstelle mit der gesunkenen Ölbohrplattform „Deep Horizon“ vorbei in Richtung Mexiko.

Dennoch behinderte der Sturm die Aufräumarbeiten: Die Schiffe, die das ausgetretene Öl abschöpfen, setzten ihre Arbeit am Dienstag wegen rauer See aus. Das Öl kann sich nun ungehindert den Stränden der US-Staaten Louisiana, Alabama, Mississippi und Florida nähern. Nach Angaben der Küstenwache und des BP-Konzerns wurden die Reinigungsschiffe aus Sicherheitsgründen zurückbeordert. Wann die Maßnahmen im Golf von Mexiko wieder anlaufen können, war zunächst nicht abzusehen. Das Aussetzen der Abschöpf-Arbeiten und Winde von bis zu 40 Kilometern in der Stunde tragen zur stärkeren Verschmutzung der Strände bei. In Alabama überzogen Teerklumpen und Ölstreifen die sonst weißen Strände. Die vom Sturm aufgepeitschten Wellen erreichten in Teilen des Golfs bis zu dreieinhalb Meter Höhe.

Die Besatzungen der Schiffe, die das Öl über dem Leck absaugen und abfackeln, arbeiteten derweil weiter. Der Chef der US-Küstenwache, Thad Allen, hatte zuvor erklärt, der Tanker, mit dem das Öl abgesaugt wird, könne auch vier Meter hohen Wellen standhalten. Auch die Entsatzbohrungen werden weiter vorangetrieben. Der Ölkonzern BP will mit zwei neuen Bohrlöchern den Druck von der defekten Bohrleitung nehmen, aus der seit dem 20. April vermutlich rund 500 Millionen Liter Öl ausgelaufen sind.

„Ein Hurrikan besteht ja nicht nur aus dem Zentrum, auch an seinen Rändern weht starker Wind, der hohe Wellen auslösen kann, die wiederum die Reinigungsarbeiten auf See und an der Küste beeinträchtigen könnten“, sagte der Meteorologe Thomas Sävert vom Wetterdienst Meteomedia der Nachrichtenagentur dpa. Wo genau er an Land gehen werde, sei nur sehr schwierig vorauszusagen.

Am Dienstag bewegte sich „Alex“ mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometern pro Stunde über den südwestlichen Golf von Mexiko auf das Festland zu. Dabei erreichte er Windgeschwindigkeiten von 110 Kilometern pro Stunde. „Alex“ ist einer der ersten größeren Stürme der Hurrikansaison, die am 1. Juni begonnen hat und bis November dauert.

Die Karibik und der Süden der USA werden alljährlich von Hurrikans heimgesucht. Die Stärke eines solchen tropischen Wirbelsturmes wird unter anderem an seinem Luftdruckwert gemessen. Je niedriger der Druck im Zentrum, desto heftiger tobt der Sturm. Wird ein Hurrikan in der Kategorie fünf eingeordnet, beträgt der Kerndruck unter 920 Hektopascal. Der niedrigste je im Auge eines Hurrikans gemessene Luftdruck wurde im Oktober 2005 bei „Wilma“ mit nur 882 Hektopascal festgestellt. In Mexiko, Kuba und Florida starben 38 Menschen.

ALEX GEWINNT WIEDER AN STÄRKE

Mittlerweile hat die rostbraune Schmiere der Ölkatastrophe erstmals auch die Küste des US-Staates Mississippi erreicht. Heftige Unwetter oder schlimmer noch starke Hurrikans wie „Wilma“ würden die Arbeiten zum Eindämmen der Ölpest bis zu zwei Wochen lahmlegen. Menschen, Schiffe und Ausrüstung müssten aus der Gefahrenzone gebracht werden. Damit würden auch die Verbindungen des Auffangtrichters über dem Ölleck zu Schiffen an der Oberfläche gekappt, das Öl würde dann wieder fast ungehemmt ins Meer fließen. Bislang fängt der Deckel über der defekten Quelle mehr als 2000 Tonnen Öl pro Tag ab.