Lena Meyer-Landrut führt wieder an der Spitze der Single- und Album-Charts. Neben der musikalischen Karriere gibt es nun auch Film-Angebote.

München. Til Schweiger würde Sängerin Lena Meyer-Landrut gerne in einem seiner Filme sehen. Er würde die Siegerin des Eurovision Song Contest „sofort casten“, wenn er eine Rolle hätte, die „altersmäßig passt“, sagte der Regisseur, Produzent und Schauspieler der Illustrierten „Bunte“. „Lena ist zwar nicht die tollste Sängerin, hat aber eine unglaubliche Ausstrahlung.“ Er sehe in ihr „eine junge Nora Tschirner“, sagte Schweiger. Konkreter wird es bei Produzent Michael Souvignier. Er sagte der Illustrierten: „Wir haben eine großartige, sehr berührende Rolle für Lena. Die ist ihr auf den Leib geschneidert.“ Die 19-Jährige wollte nach eigenen Angaben schon immer Schauspielerin werden. „Ich wollte etwas von mir zeigen, ein Gefühl transportieren, Menschen berühren. Schauspielerei und Musik schienen mir da der beste Weg“, sagte sie vor kurzem dem „Zeit-Magazin“. Der Plan, in Berlin Schauspiel zu studieren, stehe aber noch. „Irgendwann in einem Tim-Burton-Film mitzuspielen, wäre der absolute Wahnsinn“, sagte sie. Den erste Auftritt vor Publikum hatte sie in der achten Klasse. Da spielte sie in der Theater-AG eine Oma mit einer Katze. Musikproduzent Thomas Stein sieht für die Sängerin „dauerhaft gute Chancen in Deutschland“. Sie müsse aber dranbleiben. „Eine Pause wäre jetzt total kontraproduktiv, denn die Fans wenden sich heutzutage schneller jemand anderem zu als früher.“ Davon kann derzeit aber nicht die Rede sein. Lena führt diese Woche nicht nur die Album-, sondern auch wieder die Single-Charts an. Ihr Song „Satellite“ kletterte nach dem Erfolg in Oslo von Platz Sieben auf Platz Eins, wie Media Control mitteilte. In den Album-Charts verteidigte die 19-jährige Hannoveranerin mit „My Cassette Player“ ihren ersten Platz.

Viele hatten es für einen Scherz gehalten. Stefan Raab will, dass die Grand-Prix-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut auch beim Eurovision Song Contest 2011 für Deutschland singt.

Der 43 Jahre alte Entertainer ("TV total") stellte klar: "Es gibt keine andere Möglichkeit, als dass die Europameisterin ihren Titel im eigenen Land verteidigt." Auch Lena sagt: "Ja, ich bin dabei." Es wäre ein Novum in der 55-jährigen Geschichte des Grand Prix.

Und was wird aus der erfolgreichen Castingshow "Unser Star für ...", mit der die ARD und ProSieben gemeinsam Lena entdeckt und den deutschen Sensationssieg überhaupt erst möglich gemacht haben? Raab gestern in seinem Kölner TV-Studio: "Wir werden eine Sendung machen, in der das Publikum nur noch das Lied wählt, mit dem Lena erneut beim Eurovision Song Contest antritt. " In anderen Ländern sei es schon üblich, dass die Sendeanstalten einen Sänger oder eine Sängerin nominieren und die Fernsehzuschauer über den Song abstimmen. Dort stünden dann fünf bis zehn Titel zur Auswahl.

Auch wenn noch offen ist, welcher Sender - ARD oder ProSieben - diesen nationalen Vorentscheid überträgt: Die Fernsehverantwortlichen beider Sender seien ebenfalls für diese Idee, sagt Raab, der mit Lena schon vor ihrem Sieg einig darüber gewesen sei. Der ARD-Koordinator Unterhaltung, Thomas Schreiber, sagte, bei einer erneuten Castingshow für den Grand Prix hätten es alle Bewerber unglaublich schwer, "weil alle den Vergleich zu Lena ziehen würden. Wie schwer hat das dann jemand!" Raab gab aber gleich zu bedenken: "Bis in alle Ewigkeit kann Lena die Sache aber auch nicht machen!"

Und bis in alle Ewigkeit, das deuteten der ProSieben-Star und die ARD gestern an, wird Raab wohl auch nicht bei dem Privatsender bleiben. Sein Vertrag läuft 2011 aus, danach ist alles möglich. Wird Raab zu einem Thomas Gottschalk der ARD? Thomas Schreiber: "Thomas, äh, Stefan Raab ist nicht Thomas Gottschalk, und Thomas Gottschalk ist zum Glück nicht bei der ARD." Gelächter im "TV total"-Studio. Es ist in der Fernsehbranche ein offenes Geheimnis, dass die ARD sofort einen Exklusiv-Vertrag mit Raab schließen würde. Und Raab? Er verrät vielsagend: "Meine große Liebe ist ProSieben, aber: Man muss flexibel sein!" Und welche Pläne hat Lena? Auf die Frage, ob sie den Berufswunsch "Schlagerstar" habe, sagt sie entschieden: "Ich möchte bitte nie Schlagerstar sein. Ich habe keine Pläne." Und die nächsten Tage? "Erst mal ein bisschen 'Schnucki' und am Freitag zur Autoball-WM." Das ist Raabs nächste große Primetime-Fernsehshow auf ProSieben.

Wann wird es die erste Lena-Tournee geben? Raab: "Alles ist erst einmal so überraschend, dass wir dazu noch nichts sagen können." Wird sie einen WM-Song aufnehmen, vielleicht, um die Nationalmannschaft zu "pushen"? Sie antwortet mit dem Wort, mit dem sie auch unliebsame Fragen wie nach ihrem Freund zurückweist: "Nööööööt."

Lena, die sich gestern so frisch und selbstironisch präsentierte, als hätten neun Tage Dauerstress in Oslo ihr nichts anhaben können, alberte auf dem Podium mit Raab herum wie ein unbeschwertes Kind. Ernst, aber einfach, beantwortet die 19-Jährige die Frage, wie sie mit ihrem Erfolg umgeht: "Stefan sagt immer: 'Es ist Unterhaltung - und mehr nicht.' Es ist schön und wahnsinnig, aber es ist kein Grund, durchzudrehen. Es ist nicht so wichtig für mich."

Die erste deutsche Siegerin Nicole (1982 mit "Ein bisschen Frieden") gratulierte Lena gestern. Die 45-Jährige: "Viel Glück, und für die nächsten anstrengenden Wochen, viel Kraft und mehr als 'ein bisschen Frieden'."

Der Plan, Lena und Raab einen Orden zu verleihen, ist vorerst vom Tisch: Der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, wollte sie gestern beim Bundespräsidenten für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen. Doch Horst Köhler trat am Mittag zurück. Da war die bei Phoenix und N24 live übertragene Pressekonferenz von Lena und Raab gerade erst zu Ende - und der Ernst des Lebens ins Fernsehen zurückgekehrt.