Vor drei Jahrzehnten wurde Lolita Brieger umgebracht. Der Mörder war ihr Ex-Freund, sagt die Anklage. Die Verteidigung fordert hingegen Freispruch.

Trier. Er soll Lolita Brieger vor 30 Jahren in der Eifel erdrosselt und ihre Leiche dann auf einer Müllkippe verscharrt haben: Der 51-jährige Landwirt aus Scheid (Kreis Vulkaneifel) müsse deshalb wegen Mordes lebenslang ins Gefängnis, forderte Staatsanwalt Eric Samel am Donnerstag vor dem Landgericht Trier. Der Angeklagte habe seine Ex-Freundin loswerden wollen, als sie von ihm schwanger wurde. „Er hat sie zum Schluss als letztes Stück Dreck bezeichnet und auch genauso entsorgt“, sagte Samel in seinem Plädoyer.

Die sterblichen Überreste der damals 18-Jährigen waren erst im Herbst 2011 auf der früheren Mülldeponie im nordrhein-westfälischen Frauenkron gefunden worden, nachdem sich ein Mitwisser offenbart hatte. Der Prozess gegen den 51-jährigen Bauern läuft seit März. Die Kernfrage ist, ob ihm der mutmaßliche Mord nachgewiesen werden kann. Alle anderen Delikte - auch Totschlag - wären längst verjährt.

Nach Ansicht des Staatsanwalts hat der Angeklagte Brieger aus niederen Beweggründen getötet - damit ist ein Mordmerkmal erfüllt. Die junge Frau habe von ihrem sozialen Stand her nicht zu seiner reichen Bauernfamilie gepasst. Der Vater des 51-Jährigen sei gegen die Beziehung gewesen - und habe seinem Sohn gedroht, er könne den Bauernhof verlassen, wenn er Brieger heirate.

Da Brieger aber eine Trennung nicht akzeptieren und das Kind austragen wollte, habe er „den für ihn bequemsten Weg gewählt und sie von der Bildfläche verschwinden lassen“, sagte Samel. „Damit hat er sein persönliches Wohl und Ansehen über das Leben eines Menschen gesetzt.“

Die Verteidigung plädierte dagegen auf Freispruch. Es gebe weder „objektive Merkmale noch schlüssige Fakten“, die für eine Verurteilung ausreichten, sagte der Verteidiger des Angeklagten, Heinz Neuhaus. Der heute 51-Jährige habe damals öfter gesagt, er wolle an Lolita festhalten - auch wenn er enterbt werde. Zudem wäre im Fall einer Trennung ein uneheliches Kind auch im Jahr 1982 kein gesellschaftlicher Makel gewesen, sagte Neuhaus. „Wir haben keine Feststellung und keine Aussage, die zwingend den Schluss zulassen, dass er der Täter war. Im Grunde genommen haben wir nichts.“

Der Angeklagte selbst hat den ganzen Prozess über geschwiegen. Stets starrte er nahezu regungslos auf seine gefalteten Hände, er trug immer Anzug und Krawatte. In einem letzten Wort sagte er lediglich: „Ich schließe mich meinem Verteidiger an.“

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Landwirt seine Ex-Freundin in einem Schuppen unweit des elterlichen Hofes mit einem Eisendraht erdrosselt hat. Dafür sprächen Drahtreste, die an Briegers Pullover und Bluse im Halsbereich gefunden wurden. Zuvor habe er ihr wohl den Pullover von hinten über den Kopf gezogenen. Dennoch könne das Mordmerkmal der Heimtücke nicht objektiv bewiesen werden. „Obwohl vieles für diesen Geschehensablauf spricht“, sagte Samel. „Dass er (der Angeklagte) aber der Täter ist, daran besteht kein Zweifel.“

Für den Vertreter der Nebenklage, Hans-Josef Ewertz, hat der 51-Jährige sehr wohl heimtückisch gehandelt. Brieger sei arg- und wehrlos gewesen, als sie den Bauern aufsuchte, um ihn nach der Trennung doch noch umzustimmen. Für den Angeklagten ging es aber nur um den Hof, ums Materielle. „Er war der Kronprinz“, sagte Ewertz.

Nach dem Verschwinden Briegers war der Verdacht früher schon auf ihren Ex-Freund gefallen, nachweisen konnten ihm die Ermittler damals aber nichts. Der entscheidende Hinweis kam im vergangenen Herbst: Ein Zeuge packte aus, er habe dem Landwirt bei der Beseitigung der Leiche geholfen. Er führte die Polizei zu der inzwischen bewaldeten Müllhalde, wo diese nach zwei Wochen Suche die Leiche fand.

„Die Suche nach der Wahrheit nach 30 Jahren ist eine Herausforderung“, sagte Samel. Nicht nur wegen der schwierigen Suche nach Spuren. Auch die Zeugen hätten nach drei Jahrzehnten Probleme, sich zu erinnern. Für die Familie Brieger sei die Zeit „ein 30 Jahre andauerndes Martyrium“ gewesen, sagte Nebenkläger Ewertz, der die 80-jährige Mutter der Toten und eine ihrer Schwestern vertritt. Das Urteil soll am 11. Juni (15.30 Uhr) gesprochen werden.