Schlamm-Offensive nach mehr als 50 Tagen erfolgreich: Der Energieriese Total hat das Gasleck an seiner Nordseeplattform abgedichtet.

Paris/Aberdeen. Nach mehr als 50 Tagen ist das Leck an einer Gasplattform in der Nordsee dicht. Das Bohrloch sei erfolgreich mit soviel schwerem Schlamm verfüllt worden, dass kein Gas mehr austreten kann, teilte der französische Energiekonzern und Plattformbetreiber Total mit. Bei dem sogenannten "Kill“-Verfahren, das BP ohne Erfolg beim Öl-Desaster im Golf von Mexiko versucht hatte, wird soviel Schlamm in das Bohrloch gepumpt, bis ein Druckgleichgewicht zum ausströmenden Gas entsteht.

Am 25. März hatte Total 238 Arbeiter von der Plattform – etwa 250 Kilometer östlich der schottischen Hafenstadt Aberdeen gelegen – in Sicherheit bringen lassen. Nach dem Gasaustritt herrschte akute Explosionsgefahr. Zunächst strömten nach Angaben des Betreibers täglich 200.000 Kubikmeter aus dem Leck 25 Meter über dem Wasserspiegel ins Freie, später habe sich die Menge auf etwa ein Drittel verringert.

Um das Leck zu schließen, hatte Total am Dienstag begonnen, von einem schwimmenden Bohrturm aus Schlamm in das Bohrloch zu pumpen. Ziel war es, den Druck auf den Gasstrom von oben so zu erhöhen, dass ein Gleichgewicht entsteht und kein Gas mehr austritt. "Wir haben heute einen großen Schritt gemacht“, kommentierte der zuständige Total-Manager Yves-Louis Darricarrère nach der zwölfstündigen Pumpaktion. Nun gelte es, die Abdichtung zu Ende zu führen und aus dem Vorfall zu lernen.

Nach ersten Schätzungen der Unternehmensführung wird Total die Gaspanne 300 bis 400 Millionen Dollar (228 bis 304 Millionen Euro) kosten. Bereits vor Wochen hatte Total damit begonnen, Entlastungsbohrungen als zweite Option voranzutreiben. Für den Fall, dass der "Kill“ von oben nicht zum Stopp des Gasstromes geführt hätte, sollte die Gasquelle an ihrer Wurzel umgeleitet werden.

Nach Angaben von Umweltschützern könnte der Unfall negative Auswirkungen auf das Klima haben. Das ausgeströmte Methan ist 20 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Negative Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt in der Nordsee sind nach Angaben der schottischen Umweltbehörden derzeit nicht zu befürchten.

"Das sind gute Nachrichten von Total, dass die Anstrengungen erfolgreich gewesen zu sein scheinen“, sagte der schottische Umweltminister Richard Lochhead. Es bedürfe jetzt jedoch genauer Beobachtung, um sicherzugehen, dass die Lösung auch dauerhaft ist. "Aber dies ist ein sehr willkommener Schritt in die richtige Richtung“, betonte er.