Die Umwelt-Aktivisten von Greenpeace wollen Umweltschäden entlang der Sperrzone um die havarierte “Total“-Plattform aufzuspüren.

Hamburg. Greenpeace-Aktivisten haben am Montag mit dem gecharterten Schiff „Königin Juliane“ das „Elgin-Gasfeld“ vor der schottischen Küste erreicht. Aufgabe sei, Umweltschäden entlang der Sperrzone um die havarierte „Total“-Plattform aufzuspüren, teilte Greenpeace in Hamburg mit. Bislang sei eine großflächige Ölverschmutzung des Oberflächenwassers entdeckt worden. „Wir sind hier, weil Ölkonzerne bei Unfällen oftmals Informationen zurückhalten“, sagt Christian Bussau, Fahrtleiter und Meeresexperte von Greenpeace. „Wir wollen uns daher selbst vor Ort ein Bild von den Umweltschäden machen.“

Mit einer Infrarotkamera wollen die Umweltschützer die Austrittsstelle des klimaschädlichen Methan-Gases ermitteln. Zusätzlich nimmt ein Chemie-Experte mittels großer Luftsäcke Proben aus der Atmosphäre. Das Beispiel „Elgin“ zeige, wie schnell Ölfirmen die Kontrolle über ihre Plattformen verlieren könnten. Auch über eine Woche nach Bekanntgabe des Unfalls sei nicht bekannt, wie lange „Total“ brauchen wird, um das Leck zu schließen.

+++ Entwarnung via Twitter: Explosionsgefahr gebannt +++

+++ Leckgeschlagene Gasplattform: Experten prüfen Verschmutzung in der Nordsee +++

In der Nordsee komme es jedes Jahr zu mehreren hundert Unfällen, beklagte Greenpeace. Nur die schwersten Zwischenfälle würden die Öffentlichkeit erreichen: 1977 hätten über 20.000 Tonnen Öl im „Ekofisk-Feld“ die Nordsee verseucht. 1988 sei die Gasplattform „Piper Alpha“ explodiert, wobei 167 Menschen starben. Bei einem Unfall im „Statfjoerd Ölfeld“ im Jahr 2007 traten 4.000 Tonnen Öl aus. Bis heute würde ein Gasleck in der Nordsee sprudeln, das der heutige „Exxon Mobil“-Konzern vor zwölf Jahren verursachte. Im August 2011 verlor die „Shell“-Plattform „Gannet Alpha“ mehr als 200 Tonnen Öl.

Nicht nur in der Nordsee riskieren die Ölfirmen massive Folgeschäden für die Umwelt. Besonders riskant ist laut Greenpeace die Öl- und Gasförderung in der Tiefsee oder in sensiblen Ökosystemen wie der Arktis. In diesen Regionen könnten die Verantwortlichen eine Havarie aufgrund der extremen Bedingungen nicht kontrollieren. Aufräumarbeiten seien kaum möglich. Greenpeace fordert deshalb den Stopp der industriellen Ausbeutung der Arktis und ein Verbot weiterer Tiefseebohrungen. „Ölkonzerne wie Shell müssen ihre Bohrpläne in der Arktis aufgeben. Sie bedrohen damit diesen einzigartigen Lebensraum. Schon jetzt sind Eisbären, Robben und Wale hochgradig mit Umweltgiften belastet“, sagte Bussau. (epd)