Erstmals nach der Havarie des japanischen AKW Fukushima haben Arbeiter ein Reaktorgebäude betreten. Sie sollen am Kühlsystem arbeiten.

Tokio. Knapp zwei Monate nach der Havarie des Atomkraftwerks im japanischen Fukushima haben Arbeiter wieder eines der verstrahlten Reaktorgebäude betreten. Ziel sei es, das Kühlsystem im Reaktor Nummer 1 wieder zu installieren, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag. Die Agentur berief sich dabei auf den Kraftwerksbetreiber Tepco. Ausgestattet mit Schutzmasken und Spezialanzügen sollen die Arbeiter Filter für die radioaktive Luft einbauen. Die insgesamt zwölf Männer sollen in Vierergruppen arbeiten, berichtete Jiji Press. Wegen der Radioaktivität darf jede Gruppe nur zehn Minuten in dem Atommeiler bleiben. Damit die Einsatzkräfte besser vorankommen, muss die Strahlung in der Atomruine weiter gesenkt werden.

Das AKW Fukushima Eins war beim Mega-Erdbeben vom 11. März und dem anschließenden Tsunami schwer beschädigt worden. Im Reaktor 1 hatte es eine Explosion gegeben. Die Brennstäbe in der Anlage konnten nicht mehr richtig gekühlt werden und gerieten teilweise außer Kontrolle. Um die Lage in dem AKW, das sechs Blöcke hat, wieder in den Griff zu bekommen, müssen die überhitzten Brennstäbe stark abgekühlt werden.

Die Havarie in dem AKW war auf der internationalen Ines-Skala aufder höchsten Stufe 7 eingestuft worden - ebenso wie der Unfall in Tschernobyl vor rund 25 Jahren.

Wegen der hohen Radioaktivität war bislang der Einsatz in den Reaktorgebäuden unmöglich gewesen. Doch nachdem Roboter vergangene Woche neue Daten über die gesunkene Radioaktivität in einigen Bereichen des Reaktors gesammelt hatten, kam die Entscheidung zum Arbeitseinsatz, sagte ein Tepco-Sprecher.

Falls der Betreiber das havarierte Atomkraftwerk Fukushima Eins unter Kontrolle bringt, will Japans Regierung im Januar 2012 über eine mögliche Rückkehr von Bewohnern in die Sperrzone entscheiden. Um das Kraftwerk ist eine 20-Kilometer-Sperrzone eingerichtet worden, die nur mit Genehmigung betreten werden darf.

Betreiber Tepco (Tokyo Electric Power Company) hatte Mitte April einen Zeitplan für die Arbeiten veröffentlicht. Das Unternehmen hofft, die Reaktoren innerhalb von drei Monaten wieder zuverlässig kühlen zu können und in neun Monaten wieder volle Kontrolle über die Reaktoren zu haben.

Tepco kündigte auch an, einen Filter zur Dekontaminierung des radioaktiv verseuchten Meereswassers entwickeln zu wollen. Wie der japanische Fernsehsender NHK berichtete, soll das Wasser dafür durch einen großen Filter voller Zeolithe gepumpt werden. Diese Substanzen haben eine sehr große Oberfläche und sollen radioaktive Atome wie Cäsium-137 binden. Tepco konnte laut NHK nicht ausschließen, dass weiterhin radioaktiv belastetes Wasser aus dem Kraftwerk austrete. Es liegt unmittelbar am Pazifik. Die radioaktive Belastung des Meeresgrundes vor Fukushima Eins liegt 100- bis 1000-fach höher als in Normalzeiten. (dpa)