Der TV-Wetterexperte wird wegen des Verdachts auf Vergewaltigung angeklagt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.

Mannheim. Trotz Unschuldsbeteuerungen ist ARD-Wettermoderator Jörg Kachelmann wegen Vergewaltigung seiner Freundin angeklagt worden. Die Staatsanwaltschaft Mannheim wirft dem 51-jährigen Schweizer eine besonders schwere Vergewaltigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor. Kachelmann hat demnach die 36-jährige Frau mit einem Messer am Hals verletzt und mehrmals gedroht, sie zu töten. Im Fall einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von fünf bis 15 Jahren. Das Landgericht Mannheim teilte mit, die Anklageschrift sei eingegangen. Nun werde geprüft, ob das Hauptverfahren eröffnet wird.

Laut Staatsanwaltschaft wollte sich die langjährige Freundin von Kachelmann trennen, weil sie von seinen Beziehungen zu anderen Frauen erfahren hatte. Sie sagte, bei dem Streit in der Nacht des 9. Februar in ihrer Wohnung in Schwetzingen habe er ihr ein Küchenmesser mit acht Zentimeter langer Klinge gegen den Hals gedrückt und sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Während und nach der Tat soll er sie mit dem Tod bedroht haben.

Die Anklage stützt sich auch auf die Ergebnisse kriminaltechnischer sowie rechtsmedizinischer Untersuchungen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Deren Sprecher Andreas Grossmann sagte, an dem Messer sei Blut gewesen, aber eine richtige Schnittverletzung habe die Frau nicht gehabt. Eine deutliche Hautrötung sei mehrere Tage sichtbar gewesen. Außerdem habe der Rechtsmediziner Blutergüsse an ihren Beinen festgestellt.

Die Staatsanwaltschaft hat von der Psychologin, die das Glaubwürdigkeitsgutachten über das Opfer noch nicht vorgelegt hat, bereits erfahren, dass die 36-Jährige bei ihren Angaben geblieben ist. Es gebe keinen Anlass, an ihrer Glaubwürdigkeit zu zweifeln, sagte Grossmann. Dass sie zwei Punkte korrigieren musste, betreffe nur „Vorgeschichten“.

Kachelmann selbst hat laut Staatsanwaltschaft vor dem Haftrichter ausgesagt, der Geschlechtsverkehr mit der Freundin sei einvernehmlich gewesen, und er habe keine Gewalt angewandt. Er war am 20. März auf dem Frankfurter Flughafen verhaftet worden und sitzt seither in Untersuchungshaft. Der bereits angesetzte Haftprüfungstermin am 1. Juni vor dem Amtsgericht ist nun hinfällig. Über die Fortdauer der U-Haft hat nun das Landgericht zu entscheiden.

1. HINTERGRUND: DIE CHRONOLOGIE DES FALLS "KACHELMANN"

2. HINTERGRUND: STRAFMAß BEI VERGEWALTIGUNG

3. PORTRÄT: JÖRG KACHELMANN

Kachelmanns Rechtsanwalt Ralf Höcker erklärte am 22. März: „Die gegen unseren Mandanten erhobenen Vergewaltigungsvorwürfe sind haltlos. Sie sind frei erfunden.“ Und Kachelmann selbst rief Journalisten am 24. März bei seiner Vorführung vor dem Amtsgericht zu: „Ich bin unschuldig.“

Kachelmann produziert mit seiner Firma Meteomedia Wettersendungen in der ARD – seit 1994 vor der 20.00-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“ und seit 2002 nach den „Tagesthemen“. Die Moderatoren Claudia Kleinert und Sven Plöger haben nun seine Einsätze übernommen. Der WDR sagte, es bleibe beim Vertrag mit Meteomedia. Eine ARD-Sprecherin sagte, das „Wetter im Ersten“ laufe erst einmal normal weiter. Derzeit moderieren Sven Plöger und Claudia Kleinert die Wettersendung.

Kachelmanns Karriere bei der ARD hatte er 1990 als „Wetterman“ beim Radiosender SWF 3 (inzwischen SWR) gestartet. Damals hatte er sich in Bächli bei St. Gallen als autodidaktisch ausgebildeter Meteorologe selbstständig gemacht und die Meteomedia gegründet. Mit dem Start des ARD-Frühstücksfernsehens im Jahr 1992 begann seine Fernsehkarriere.