Sowohl das deutsche Frauen- als auch das Herren-Curling-Team haben bei den Olympischen Winterspielen das Halbfinale verpasst.

Vancouver. Die Frauen verloren am Dienstag 2:4 gegen die Schweiz, beim 2:8 gegen Weltmeister Großbritannien waren die Herren am Montagabend (Ortszeit) in Vancouver chancenlos. Zwei große Fehler brachten das Team um Skip Andy Kapp im entscheidenden Spiel auf die Verliererstraße. Das frühe 1:4 war eine zu schwere Hypothek gegen die erfahrenen Schotten.

„Dann hast du keine Chance mehr“, sagte Kapp, der zuvor mit seinen Mannen beim 7:6-Arbeitssieg gegen China das Spiel noch gedreht hatte. Doch gegen den Favoriten verfehlten die Granitsteine zu oft ihr Ziel. Mit vier Niederlagen in neun Spielen konnte der Olympia-Achte von 2006 nicht mehr die vier vor ihm platzierten Teams Kanada, Norwegen, Großbritannien und die Schweiz verdrängen.

In einer Neuauflage des EM-Finales der Frauen gab Europameister Deutschland im zehnten und letzten End gegen die Schweizerinnen auf. Damit kann die Mannschaft von Skip Andrea Schöpp vor dem letzten Gruppenspiel gegen Schweden am Dienstagabend (19.00 Uhr Ortszeit/Mittwoch 04.00 Uhr MEZ) nicht mehr einen der ersten vier Plätze belegen – drei Siege in acht Spielen waren zu wenig. Kapp zog ein nüchternes Olympia-Fazit: „Wir haben gut gekämpft und alles gegeben – aber es reicht einfach nicht, um dahin zu kommen, wo wir sein wollen. Dafür müssten wir viel konstanter spielen“, sagte er.

Der 42-Jährige steht mit einem Team von berufstätigen Amateuren bei internationalen Meisterschaften oft Curling-Profis gegenüber. „Für die ersten Vier müssen die Leistungen viel konstanter werden. Es waren Aussetzer da, das hat sich die ganze Woche durchgezogen“, sagte Kapp. Mehr Training ist zeitlich jedoch kaum machbar, neben dem Job fordern auch die Familien ihr Recht.

Deswegen will sich Kapp auch noch nicht festlegen, ob oder wie lange er weitermacht: „Im Mai setzen wir uns zusammen und überlegen, wie wir es angehen.“ Die erste olympische Medaille wäre für den Deutschen Curling- Verband „extrem wichtig“ gewesen, betonte Bundestrainer Oliver Axnick. „Wir warten sehnsüchtig drauf.“ Die Sportart hat nur alle vier Jahre die große Bühne Olympia und verschwindet dann wieder bis auf Erfolge bei WM oder EMvöllig aus dem Rampenlicht.

Dabei werden die Rahmenbedingungen zunehmend schwieriger, die arrivierten Nationen können nicht nur finanziell aus dem Vollen schöpfen. Etwa 400 Curler in Deutschland spielen Wettkämpfe, in Kanada sind es fast eine Million. Hoffnung auf Besserung ist selbst angesichts der Münchner Olympia-Bewerbung für 2018 nicht in Sicht: In den Planungen gibt es derzeit nur eine temporäre Lösung für eine Curling-Halle – dabei wäre nach Ansicht des Verbandes gerade in und um München das Potenzial für den Nachwuchs sowie den Breitensport da.