Der Coach des Aufsteigers zieht nach dem Trainingslager in Schneverdingen eine erste Bilanz. Kiez-Kicker siegen zum Abschluss 6:0.

Hamburg. Als der Trainer des FC St. Pauli, Holger Stanislawski, am Sonnabend erklärte, dass nun "Feierabend" sei, gab es spontanen Beifall von seinen arrivierten Spielern. Es war nicht ganz eindeutig, ob die Begeisterung allein dem Ende des Trainingslagers in Schneverdingen galt oder sich darunter auch Freude über den Sieg im abschließenden Spielchen mischte, das "Alt" durch Tore von Gerald Asamoah und Fabian Boll mit 2:0 gegen "Jung" gewann.

Fünf Tage ackerten die Kiezkicker in der Lüneburger Heide, absolvierten bis zu drei Einheiten am Tag. Trotz Hitze. Stanislawski beorderte die Spieler meist auf den Platz, ließ das Team aber auch Runden auf der Tartanbahn drehen: zweimal 800, viermal 400, sechsmal 200 und achtmal 100 Meter. Ein hartes Programm. "Wenn wir bei 34 Grad in Leverkusen antreten müssen, können wir auch nicht sagen: heute ist es uns zu heiß", erklärte der Coach. "Die Kunst ist es, so zu trainieren, dass die Spieler etwas merken, ohne sie kaputt zu machen."

Dass die Kiezkicker durchaus ihre Muskeln spürten, war unter anderem daran zu erkennen, dass den vier mitgereisten Physiotherapeuten alles andere als langweilig wurde. Stanislawski verlangt für sein Spielsystem eine hohe körperliche Präsenz von den Profis, noch bleiben knapp sieben Wochen bis zum ersten Punktspiel um an dieser zu arbeiten. Gegen wen die Verfassung am ersten Spieltag stimmen muss, gibt die Deutsche Fußball Liga übrigens heute Mittag in Frankfurt am Main bekannt. St. Pauli startet auf eigenen Wunsch voraussichtlich mit einem Auswärtsspiel (Abendblatt berichtete).

Während Stanislawski sich mit dem Engagement der Spieler in den Trainingseinheiten durchaus zufrieden zeigte, machen die Auftritte seines Teams in den Testspielen den 40-Jährigen nachdenklich. Schon nach dem 8:0 vom Donnerstag bei Eintracht Lüneburg hatte er sehr große Abweichungen zwischen dem Geschehen auf dem Rasen und seinen Vorstellungen festgestellt, einige Spieler seien wahnsinnig abgefallen. Stanislawski kritisierte taktisches Fehlverhalten und mangelnde Durchsetzungsfähigkeit.

Gestern hatten die Spieler die Möglichkeit, es in einem weiteren Test beim VfR Neumünster besser zu machen, doch trotz des 6:0 (Tore: zweimal Petar Filipovic, Marius Ebbers, Timo Schultz, Deniz Naki und Asamoah) war der Trainer erneut wenig begeistert. "Bei dem Einen oder Anderen war das gar nichts", sagte Stanislawski. "Wir haben noch viel nachzuholen, im Urlaub ist einiges auf der Strecke geblieben." Schon in Schneverdingen hatte er an die Spieler appelliert, die Bundesliga nicht für selbstverständlich zu nehmen, sich in den Testspielen unabhängig vom Gegner die nötige Praxis zu holen. "Die Spieler machen das alles nicht für mich, sie bekommen von mir aber eine klare Einschätzung", kündigte Stanislawski an. Für zwei Spieler gab es vom Coach ein Sonderlob: Stürmer Ebbers und Innenverteidiger Markus Thorandt "machen einen guten Eindruck".