Der Deutschitaliener würde den FC St. Pauli gern weiter anführen. Doch seine Konkurrenz in der Verteidigung ist größer denn je.

Schneverdingen. Als Fabio Morena gegen Ende der vergangenen Saison vom Abendblatt gebeten wurde, an einer Einleitung für das Aufstiegskapitel des Buches "Forza St. Pauli" mitzuwirken, sagte er sofort zu. Mehr noch, der Kapitän der Kiezkicker wollte den Text sogar eigenhändig verfassen. Heraus kam ein sehr persönliches und emotionales Stück über seine Zeit im Verein und den Traum von der Bundesliga. Einen Traum, den er jetzt lebt. Seit Dienstag bereitet sich Morena mit der Mannschaft in Schneverdingen auf seine erste Saison in der Eliteklasse vor. Der 30-Jährige kniet sich rein. Er kann und will sich nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen. Schließlich möchte er auch in der kommenden Saison die Binde tragen. Ob es nach sechs Jahren zu einer weiteren Amtsperiode kommt, ist jedoch ungewiss.

Morena sagt, dass sich ein geeigneter Kapitän aufgrund von Leistung und Persönlichkeit in der Regel automatisch einen Stammplatz erarbeitet. Dem Innenverteidiger selbst steht bis zum Saisonstart ein harter Kampf um eine dieser begehrten Positionen bevor. Mindestens drei weitere Teamkollegen kommen schon jetzt außer ihm für einen der beiden Plätze im Abwehrzentrum infrage. Favoriten gibt es nicht, möglicherweise wird sogar noch ein weiterer Abwehrmann verpflichtet.


"Es ist eine neue Saison und ein neuer Start für jeden von uns", sagte Morena vor dem zweiten Vorbereitungsspiel heute (19.15 Uhr) beim Bezirksoberligisten Eintracht Lüneburg, wo das Team erstmals im neuen bronzefarbenen Gewand auftreten wird. "Ich sehe zunächst die Mannschaft im Vordergrund. Und da ist es wichtig, dass sich jeder weiterentwickelt, damit wir in der Bundesliga bestehen."

Der gebürtige Schwabe Morena, der vor sieben Jahren über den spanischen Zweitligisten Hercules Alicante zu St. Pauli kam, hat während seiner Zeit in Hamburg bereits eine gehörige Entwicklung vollzogen. Wie insgesamt zehn Spieler im aktuellen Kader lief er schon in der Regionalliga für den Kiezklub auf, wähnte sich einst als "ewiger Drittligakicker", weil sich der sportliche Erfolg zunächst nicht wie gewünscht einstellte. "Für mich ist es eine Bestätigung, dass ich weiter dabei bin", erklärte Morena. "Wenn alle fit bleiben, gehe ich davon aus, dass wir jetzt die beste Mannschaft haben, die St. Pauli jemals hatte."

HAIN BASTELT AN SEINER ZUKUNFT

An Spielern mit den nötigen Führungsqualitäten für die Kapitänsrolle herrscht kein Mangel, sich als gesetzt betrachten kann dagegen kaum jemand. Am ehesten vielleicht Mittelfeldmotor Matthias Lehmann oder Torjäger Marius Ebbers, der gestern die Nachmittagseinheit wegen einer Achillessehnenreizung abbrechen musste. "Ich stehe weiter als Kapitän zur Verfügung", sagt Morena. "Aber das letzte Wort hat natürlich der Trainer." Holger Stanislawski kündigte an, seinen Spielführer erst spät in der Vorbereitung bestimmen zu wollen. "Fabio ist erst mal unser Kapitän. Ob wir daran etwas ändern, wird sich zeigen", sagte der Coach. Morena mutmaßte derweil, dass der Trainerstab sich schon jetzt seine Gedanken mache. Ob mit oder ohne Binde, seinen Traum wird der Deutschitaliener weiterleben.

Das Abendblatt-Buch "Forza St. Pauli" ist für 29,95 Euro im Handel oder im Internet unter www.abendblatt.de/shop erhältlich.