Mit der 0:3-Niederlage verpasste der Kiezklub einen Schritt Richtung Aufstieg. Ausgerechnet HSV-Leihgabe Sidney Sam traf zum 1:0.

Kaiserslautern. Am Ende der 92 Minuten war nur noch Enttäuschung. "Wir sind heute und hier an einem Abwehrbollwerk gescheitert. Die Spieler waren unerklärlich nervös", konstatierte Helmut Schulte, Sportchef des FC St. Pauli.

Fürwahr, eine zutreffende Analyse. Die Hoffnung auf einen Auswärtssieg auf dem Betzenberg, dem ersten Triumph im 13. Versuch in Kaiserslautern, folgte die große Ernüchterung. Die Erkenntnis: Dem FC St. Pauli fehlte die letzte Portion Cleverness für die Operation Tabellenführung.

"Man muss auch mal akzeptieren, dass dies heute nicht unser bester Tag war", erklärte Torwart Mathias Hain. Immerhin: Er stellte sich, während andere es zunächst doch vorzogen, die 92 frustrierenden, weil einseitigen Minuten, in der Kabine zu verarbeiten. Draußen dagegen feierte das Pfälzer Publikum, das sich von den mitgereisten St.-Pauli-Fans zuvor noch mit Tausenden weißen Taschentüchern symbolisch in Richtung Bundesliga verabschiedet hatte.

St. Pauli verpasste einen wichtigen Schritt in Richtung Aufstieg. Dabei hatte Coach Holger Stanislawski dem Anlass entsprechend quasi auf eine bundesligaerprobte Taktik gesetzt. Wie beim Testspielsieg im Januar gegen Schalke 04 ließ er mit Rouwen Hennings, Deniz Naki und dem für Max Kruse in die Startaufstellung gerückten Charles Takyi drei Offensive um Torjäger Marius Ebbers herum wirbeln. Das Ziel, Verwirrung in der besten Abwehrreihe der Zweiten Liga zu stiften, erreichte der Coach damit zunächst nicht. Kaum ein Ball fand einmal den Adressaten.

Dass Stanislawski schon früh eine personelle Änderung vornahm, hatte aber andere Gründe. Nach einem Zweikampf fasste sich Hennings an den linken Oberschenkel. Der zuletzt überzeugende Jungvater musste raus, wurde nach einer guten Viertelstunde durch Kruse ersetzt. Am Spiel der Kiezkicker änderte das nichts, Ungenauigkeiten prägten weiter das Spiel. Für gelungene Offensivaktionen sorgte einzig Kaiserslautern. Vor allem HSV-Leihgabe Sidney Sam bekamen die Braun-Weißen nicht in den Griff. "Ausgerechnet die Rothose", dachten wohl die 4000 mitgereisten St.-Pauli-Anhänger, als Sam nach 20 Minuten zur verdienten Führung der Gastgeber traf. "Alles was uns zuvor ausgezeichnet hat, klappte heute nicht. Da kann man gegen so einen starken Gegner wie Kaiserslautern dann auch nichts beschicken", analysierte Stanislawski.

Die Flutlichtserie St. Paulis wackelte, und trotz weiterer, allerdings meist wenig produktiver Offensivbemühungen war dann spätestens nach dem Blitztor des Sekunden zuvor eingewechselten Markus Steinhöfer (72.) klar, dass die Braun-Weißen erstmals in dieser Serie ein Abendspiel verlieren würden. Während Srdan Lakics Tor zum 3:0 kurz vor Schluss nur noch als Ergebniskosmetik anzusehen war, scheint St. Pauli nun an einer anderen Serie zu arbeiten. Immer dann, wenn Trainer Stanislawski Bonusspiele ausruft, scheint seine Mannschaft von ihrer Erfolgsspur abzukommen. Vor den Partien gegen Kaiserslautern und Arminia Bielefeld hatte er dies wie schon am Ende der Hinrunde getan. Seit gestern ist klar - die Bonuswoche begann für St. Pauli mit Sams Tag. "Wir werden nicht wackeln, wir werden nicht bröckeln", glaubt Stanislawski weiter uneingeschränkt an seine Mannschaft. Es werden auch wieder andere Tage kommen.

Kaiserslautern: Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera - Ilicevic (71. Steinhöfer), Bilek, Mandjeck, Sam - Jendrisek, Nemec (71. Lakic).

St. Pauli : Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Oczipka - Bruns (63. Sukuta-Pasu), Lehmann - Hennings (16. Kruse), Takyi, Naki - Ebbers.

Tore: 1:0 Sam (20.), 2:0 Streinhöfer (72.), 3:0 Lakic (90.).

Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg).

Zuschauer: 43 687. Gelb: Jendrisek.