Dem FC St. Pauli um Trainer Holger Stanislawski stehen gegen K'lautern und Bielefeld die wohl entscheidensten Spiele der Saison bevor.

Hamburg. "Erst im März", da war sich Holger Stanislawski stets sicher, "erst im März wird sich in der Liga die Spreu vom Weizen trennen." Eine Einschätzung, die in den kommenden Tagen auf dem Prüfstand steht. Mit den Spielen beim Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern am Montag und dem folgenden Heimspiel sechs Tage später gegen den Tabellenvierten Arminia Bielefeld hat seine Mannschaft die große Chance, bereits für klare Verhältnisse zu sorgen, ehe der März überhaupt begonnen hat.

Fünf Punkte beträgt der Vorsprung derzeit auf den Tabellendritten Augsburg, einen weiteren Zähler dahinter rangiert Bielefeld. In der Pfalz geht es um die Tabellenführung, gegen die Ostwestfalen winkt in einem Sechs-Punkte-Spiel eine mögliche Vorentscheidung im Rennen um einen der ersten drei Plätze. Sollte die kommende Woche positiv gestaltet werden, wäre der Abstand auf den vierten Tabellenplatz zehn Spieltage vor Saisonende auf mindestens neun Zähler angewachsen. "Für mich ist das uninteressant", sagt Stanislawski, "wir schauen auch in der Tabelle nur nach vorne." Eine Maßgabe, die zumindest nach einem Sieg auf dem Betzenberg - es wäre der erste in der Vereinsgeschichte - einer Modifizierung bedürfte, soll der Blick nicht ins Leere gehen...

Die Bedeutung der kommenden Woche wird in der Öffentlichkeit bewusst heruntergespielt. Spieler und Trainer weichen von ihrer Diktion, sich stets nur auf das kommende Spiel vorzubereiten, nicht ab. Immerhin: Nachdem die Hamburger im Fernduell mit den "Roten Teufeln" zuletzt dreimal in Folge die vorübergehende Tabellenführung erobert hatten, wolle man diese im direkten Vergleich nun endgültig mit nach Hamburg nehmen. "Die Vorfreude ist groß", sagt Innenverteidiger Ralph Gunesch: "Das Stadion wird ausverkauft sein, uns erwartet ein Hexenkessel. Was kann es Schöneres geben?"

Allerdings, und das könnte das Understatement erklären, sind die Erinnerungen an eine ähnliche Situation im September 2009 noch präsent. Vor fünf Monaten waren Lust und Laune im Vorfeld vergleichbar groß. Auch damals traf St. Pauli binnen sieben Tagen auf Kaiserslautern und Bielefeld, bestritt zudem noch das Spiel im DFB-Pokal bei Bundesligist Werder Bremen - und verlor alle drei Spiele. Die Tabellenführung war Geschichte, St. Pauli rutschte zum ersten und einzigen Mal seit dem ersten Spieltag aus den Top Drei der Liga.

Und so haben Stanislawski und Co. die beiden Spitzenspiele zu Bonus-Spielen ausgerufen. "Nach den null Punkten in der Hinrunde können wir im Vergleich ja nur zulegen", erklärt der Trainer. Tiefstapelei, die Druckabfall bewirken soll. Denn auch Stanislawski weiß um die große Chance, sich im Aufstiegsrennen eine komfortable, vorentscheidende Ausgangsposition zu verschaffen. Es ist die wichtigste Woche des Jahres.