Das Abwehr-Talent des FC St. Pauli ist angekommen und fällt positiv auf. Auch in den kommenden Spitzenspielen will er sich beweisen.

Hamburg. Die Anzahl der Punkte nach fünf Spieltagen ist gleich geblieben (13), und doch gibt es eine gravierende Veränderung im Vergleich zur Hinrunde: das Torverhältnis. Der FC St. Pauli setzt sich momentan über die beliebteste Vorgabe ihres Trainer Holger Stanislawski hinweg, der immer wieder betont hatte, dass er lieber 5:4 gewinnt als 1:0. In der Rückserie sichert die Null den Erfolg, erst ein Tor kassierte St. Pauli seit der Winterpause. Zum gleichen Zeitpunkt der Hinserie waren es bereits fünf. Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat der in der Winterpause für die linke Abwehrseite verpflichtete Bastian Oczipka.

Der von Bayer Leverkusen ausgeliehene 21-Jährige hat sich scheinbar ohne Mühe den Stammplatz auf der linken Abwehrseite erobert, nachdem Davidson Drobo-Ampem, Florian Lechner und Jan-Philipp Kalla ihre Chancen, den Trainer zu überzeugen, nicht nutzen konnten. "Bastian ist ein sehr lernwilliger Spieler und ein technisch sehr guter Fußballer", sagt Stanislawski über Oczipka, der vor kurzem seine neue Wohnung in der Hafencity bezogen und sich in Hamburg und beim FC St. Pauli sehr schnell eingelebt hat, sich heimisch fühlt. "Ich will mich so gut es geht einbringen, der Mannschaft helfen und sie stärker machen", sagt Oczipka über seine fußballerischen Ziele.

Es wäre zu einfach, den Linksverteidiger allein für die Stabilität in der Abwehr verantwortlich zu machen, auch die starke Innenverteidigung mit Fabio Morena und Ralph Gunesch, ein gut aufgelegter Mathias Hain und eine insgesamt defensiv gut arbeitende Mannschaft tragen ihren Teil dazu bei. Doch Oczipka hat die Problemzone, über die in der Hinrunde viele Chancen zugelassen und zu viele Gegentore kassiert wurden, in kürzester Zeit zu einer Sicherheitszone gemacht. Frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung, legt Oczipka seine Rolle auf der linken Außenbahn zwar eher offensiv aus - eine Torvorlage konnte Oczipka in vier Spielen bereits beisteuern -, doch die Sicherung der Defensive kommt nicht zu kurz. Eine Einstellung, die auch Holger Stanislawski gefallen dürfte, der von den Außenpositionen hohe Laufbereitschaft und Offensivdrang fordert.

Allerdings sieht der Trainer vor allem im taktischen Bereich noch Defizite beim ehemaligen Rostocker. "Er hat noch Luft nach oben. Er weiß noch nicht immer, wie und wann er die offensiven Läufe ansetzen muss", sagt Stanislawski und kündigt an, das zu ändern. "Ich freue mich schon auf die Sommervorbereitung, wenn man mit dem Jungen im taktischen Bereich arbeiten kann." Oczipka weiß um seine Defizite, glaubt aber daran, dass sich das von Spiel zu Spiel bessern wird. "Die Abläufe, die Laufwege, die Kommandos der Kollegen, das muss sich alles noch festigen", sagt er. "Ich kann und ich werde mich noch steigern." In den kommenden Begegnungen gegen die Spitzenteams aus Kaiserslautern und Bielefeld wird Bastian Oczipka sicher Gelegenheiten bekommen, seine neue Sicherheitszone zu verteidigen.