HSV-Trainer Armin Veh hat in Frankfurt die Qual der Wahl. Mladen Petric oder Paolo Guerrero - wer wird hinter van Nistelrooy auflaufen?

Hamburg. Bislang konnte er den Moment immer schön vor sich her schieben, darüber aus sicherer Distanz philosophieren. Den Moment, an dem der starke, auf nahezu allen Position doppelt gut besetzte Kader seinen ersten Härtefall hervorbringt. "Von außen wurde lange darauf gewartet", sagt HSV-Trainer Armin Veh, der morgen im Spiel bei Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr, Commerzbank-Arena) erstmals zwei gleichwertig gesunde Offensivkräfte für die eine Position zentral hinter Ruud van Nistelrooy zur Verfügung hat. Zuletzt gegen Schalke hatte überraschend Mladen Petric begonnen, weil Paolo Guerrero erkältet war. "Jetzt sind alle gesund", weiß Veh um die Schwierigkeit seiner Aufgabe und gibt zu: "Wir wussten alle, dass es zu diesem Konflikt kommen würde. Und am Ende ist das Ganze wichtiger als der Einzelne. Danach werde ich handeln und entscheiden."

Dass dabei Befindlichkeiten gestört werden, war programmiert. Im Auswärtsspiel bei den Hessen trifft es nun erstmals einen gesunden Stammspieler. Die Außenstürmer Jonathan Pitroipa und Eljero Elia gelten ebenso wie van Nistelrooy als gesetzt. "Einen von uns beiden wird es treffen", weiß Petric. Ob er an seinen Einsatz glaubt? "Ich kann es nicht sagen", so der Kroate, "schließlich wurde ich mit meiner Position gegen Schalke schon sehr überrascht."

Damals noch freudig. Jetzt droht dem Angreifer die Bank. Veh erwartet in Frankfurt einen offensiv ausgerichteten Gegner, der viele Laufarbeit im Mittelfeld erfordert. Und ihm stehen zwei verschiedene Spielertypen zur Verfügung. Auf der einen Seite ist Mladen Petric, der mehr durch seine Abschlüsse und sein offensiv wie defensiv starkes Kopfballspiel glänzt, dafür aber läuferisch sehr ökonomisch haushaltet. Auf der anderen Seite steht Veh Paolo Guerrero zur Verfügung, der eher der Typ Spielgestalter ist, durch Lauffreudigkeit wie durch seine Ballfertigkeit besticht. Wohl auch deshalb wurde Petric im Training in der B-Elf eingesetzt, während der lauffreudigere Guerrero im A-Team zu überzeugen wusste. Veh deutet an: "Ich trainiere oft, wie ich am Ende auch spielen will."

Also kein Platz für Mladen Petric? Was den intelligenten und überaus stolzen Kroaten früher in Rage gebracht hätte, bewertet er heute sportlich. Die Reservebank? "Ich habe mich mit dem Gedanken schon beschäftigt. Es gibt eben Zeiten, wo es nicht so gut läuft", sagt Petric, der offenbar ruhiger geworden ist. Es sei denn, es geht um seine blitzsaubere Statistik. Schon unter Jol kochte er, wenn er wegen der hohen Doppelbelastung auf die Bank rotierte - damals für Ivica Olic oder eben Guerrero. "Bislang habe ich fast jedes zweite Spiel ein Tor gemacht - aber wenn ich nicht regelmäßig spiele, gerät das in Gefahr. Darüber mache ich mir ganz ernsthaft Gedanken. Meine Torstatistik ist mir nun mal sehr wichtig."

+++ INVESTORENMODELL ABGESCHLOSSEN +++

So sehr sogar, dass ihm im Sommer Wechselabsichten unterstellt wurden, nachdem sich die Konkurrenzsituation durch die Umstellung auf eine Spitze abermals verschärft hatte. "Aber das war Quatsch", kontert Petric, "und ich werde ganz sicher auch nicht rumstänkern, wenn ich ein-, zweimal auf der Bank sitzen muss." Also erst beim dritten Mal? Petric lacht. "Nein! Ich glaube einfach, dass ich mich mit meinen Qualitäten am Ende durchsetzen werde."

Daran glaubt natürlich auch Guerrero, dessen Vertrag gerade bis 2014 verlängert wurde und der die neue Konkurrenzsituation "gut" findet, wie er sagt. Und es gibt sogar noch einen, der sich nach eigenem Bekunden auf der zentralen Position am wohlsten fühlt: Piotr Trochowski. Für den deutschen Nationalspieler, der nach seinen Achillessehnenproblemen in Frankfurt erstmals in dieser Saison wieder im Kader stehen soll, scheint es noch schwerer zu werden als für Petric und Guerrero. Er ist der nächste von noch vielen Härtefällen, die ihre Schatten vorauswerfen.