Boateng, Jansen und Petric erzielen die Hamburger Tore - heute um 13 Uhr werden in Nyon (Schweiz) die nächsten beiden Runden ausgelost.

Brüssel. Als Schiedsrichter Terje Hauge das Spektakel nach 93 unterhaltsamen Minuten beendete, schrieen nicht nur die elf Hamburger auf dem Rasen im mit 23 500 Zuschauern gut gefüllten Constant Vande Stock Stadion vor Freude auf. Trainer Bruno Labbadia herzte jeden seiner Profis, während sich die erschöpften Helden bei ihren mitgereisten Fans bedankten. Mit 3:4 hatten sie gerade ein denkwürdiges Spiel verloren - und trotzdem das Viertelfinale der Europa League erreicht. Wenn heute um 13 Uhr die nächsten beiden Runden in Nyon (Schweiz) ausgelost werden, ist der HSV noch immer dabei. Was für ein Spiel, was für ein Abend!

Ereignisreich ging es bereits vor dem Anpfiff zu. Während sich die HSV-Profis auf ihr Spiel vorbereiteten, verfolgte Klubboss Bernd Hoffmann am Spielfeldrand gebannt auf einem tragbaren TV-Gerät die letzten Minuten der Europacupschlacht zwischen Werder Bremen und dem FC Valencia (siehe unten). Und nur Sekunden nach dem Schlusspfiff im fernen Bremen hatte sich der 4:4-Endstand auch bei den 1400 Hamburger Fans in Brüssel herumgesprochen. Es folgte der erste Jubel des Abends.

Bevor die mitgereisten Anhänger aber das glückliche Weiterkommen der eigenen Mannschaft ausgelassen feiern durften, musste der HSV in den folgenden 90 Minuten unzählige brenzlige Situationen überstehen. Dabei erwies sich Hamburgs neu formierte Viererkette, in der Dennis Aogo wegen Leistenbeschwerden fehlte, mehrfach als äußerst anfällig. Allerdings wurden die wütenden Angriffe der stark aufspielenden Belgier zumindest zunächst ein wenig zu undurchdacht vorgetragen.

Und gerade als es so schien, dass sich beide Teams auf ein torloses Remis zur Halbzeit geeinigt hätten, kam plötzlich echte Bremen-Valencia-Hektik auf. Zunächst sorgte Jerome Boateng, der links für Aogo aushelfen musste, für die glückliche Führung kurz vor der Halbzeit (42.), die allerdings nicht mal zwei Minuten hielt. Nach Lukakus postwendendem Ausgleich (44.) sorgte Sekunden später erneut Boateng für Aufregung - diesmal aber auf der falschen Seite. Sein ungestümes Foul an Suarez im eigenen Sechzehner ahndete Schiedsrichter Hauge zu Recht mit Strafstoß. Suarez führte selbst auf und traf zum 2:1. Halbzeit, Zeit zum Durchatmen.

Mehr als die 15-minütige Pause wollten die Akteure den Zuschauern aber nicht zur Erholung gewähren. Auch in der zweiten Halbzeit ging es Schlag auf Schlag - sowohl auf als auch abseits des Platzes. Mehreren Böllern und Bengalos auf der Tribüne folgte ein ähnliches Feuerwerk auf dem Platz. Erneut war es der HSV, diesmal mit Marcel Jansen, der mit einem Tor vorlegte (54.). Und erneut war es der RSC Anderlecht, diesmal mit Biglia (59.) und dem überragenden Boussoufa (66.), der umgehend mit einem Doppelschlag antwortete.

Die Freude der bravourös kämpfenden Belgier dauerte allerdings erneut nur wenige Minuten. Mladen Petric sorgte mit seinem Schuss ins Glück (75.) schließlich für den 3:4-Endstand. Der HSV ist weiter, Bremen ist draußen. Was für ein Abend!

Anderlecht: Proto - Gillet, Mazuch, Juhasz, Deschacht (62. de Sutter) - Kouyate, Biglia - Boussoufa, Suarez, van Damme - Lukaku (82. Kanu).

Hamburg: Rost - Rincon, Rozehnal, Mathijsen, Boateng (63. Elia) - Jarolim, Zé Roberto - Torun (83. Trochowski), Jansen (79. Tesche) - van Nistelrooy, Petric.

Tore: 0:1 Boateng (42.), 1:1 Lukaku (44.), 2:1 Suarez (45.+2, Foulelfmeter), 2:2 Jansen (54.), 3:2 Biglia (59), 4:2 Boussoufa (66.), 4:3 Petric (75.).

Schiedsrichter: Terje Hauge (Norwegen). Zuschauer: 23 500. Gelb: van Damme, Suarez / Boateng (2).