Der Verteidiger macht sein Bleiben in Hamburg auch vom Europapokal abhängig. Zé Roberto bestreitet Wechselabsichten.

Hamburg. Seine Hoffnungen erfüllen sich. Gegen den RSC Anderlecht dürfte Jerome Boateng morgen wieder in der Startelf stehen, nachdem er zuletzt mit einer Zerrung ausgesetzt hatte und gegen Leverkusen nicht über die Reservistenrolle hinauskam. "Meine Wehwehchen stören mich. Zuerst die Sperre, dann die Zerrung. Zum Glück bin ich jetzt topfit", so Boateng, der sich auch mental in der kurzen Pause erholen konnte: "Ich bin klar im Kopf. Was fehlt, ist der Spielrhythmus."

Den dürfte er schnell wieder bekommen. Im Rückspiel der Europa League soll der deutsche Nationalspieler seinen zuletzt schwächelnden Teamkameraden Guy Demel als rechten Verteidiger ersetzen. Zur Freude Boatengs, obwohl ihm die Position als Innenverteidiger lieber wäre. "Jeder weiß, dass ich lieber innen verteidige. Ich glaube auch, dass ich dort ganz vernünftige Spiele abgeliefert habe. Das ist meine Position." Dennoch sieht sich Boateng beim HSV derzeit vor eine Notsituation gestellt. "Wir haben andere Sorgen als die Wünsche eines einzelnen. Jetzt steht uns in Anderlecht ein brutales Spiel bevor, danach geht es gegen Schalke darum, den fünften Platz zu verteidigen. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht von hinten eingeholt werden."

Zumal das wohl fatale Auswirkungen auf seine noch immer laufenden Vertragsgespräche hätte. Ob er seinen Verbleib vom Erreichen eines internationalen Wettbewerbs abhängig macht? Boateng überlegt lange, sagt dann: "International zu spielen ist mir schon sehr wichtig. Wir hatten hier den Anspruch, Champions League zu spielen, und das ist auch meiner." Ob die unklare Tabellensituation den Verhandlungsverlauf beeinflusst? Boateng überlegt wieder lange, sagt dann: "Auch."

Für die festgeschriebene Ablösesumme von zwölf Millionen Euro kann der gebürtige Berliner den HSV im Sommer vorzeitig verlassen. Und zumindest Hertha BSC würde ein Verkauf freuen, immerhin kassieren die Berliner vertraglich geregelt 20 Prozent der Ablösesumme. Dem HSV blieben noch 9,6 Millionen Euro. Und es deutet viel darauf hin, dass es so kommt. Obgleich Boateng ausweicht: "Im Moment spreche ich nur mit dem HSV. Ich weiß, was ich dem HSV zu verdanken habe."

Und während Boatengs Berater Jörg Neubauer die Forderungen seines Mandanten beim HSV platziert hat und sich der Klub mit der Gehaltsverdoppelung (vier Millionen Euro Jahresgehalt sollen im Gespräch sein) nicht wirklich anfreunden mag, klopfen beim umworbenen Innenverteidiger die ganz großen Klubs an. So auch der FC Bayern. Eine Anfrage, über die sich Boateng freut, die er aber nicht weiter kommentieren mag. Ob er sich zu einem Wechsel an die Isar entschließen könnte? "Das weiß ich nicht", so der 21-Jährige, der ausgerechnet gegen die Bayern seine besten Saisonspiele machte und beide Male Münchens Topstar Arjen Robben weitgehend im Griff hatte. "Ich will mich aber jetzt nicht mit solchen Dingen beschäftigen", schließt Boateng das Thema vorerst ab, "und lieber auf dem Platz ein Zeichen setzen." Schließlich sei es ihm auf dem Platz zu ruhig geworden. "Wir müssen uns auch mal anmachen, damit wir wieder aggressiv werden und die Gegner nicht mit uns machen, was sie wollen. Besonders jetzt, schließlich haben wir in Anderlecht ein gefühltes Finale vor der Brust."

Zumindest die finale Phase ist auch bei Zé Roberto eingeläutet. So schien es jedenfalls. Dem Brasilianer liegt angeblich ein Angebot von Red Bull New York vor. Zehn Millionen Euro soll der Brasilianer, der seiner Form beim HSV hinterher läuft, für einen Dreijahresvertrag erhalten. Und obwohl viele Fachleute mit einem Abgang des Brasilianers rechneten, steuerte dieser unmissverständlich entgegen: "Ich habe beim HSV einen Vertrag bis 2011. Ein Wechsel ist kein Thema. Meine Familie ist gerade erst von München nach Hamburg gezogen. Ich fühle mich sehr wohl und habe hier noch große Ziele hier."