Der Bundestrainer warnt vor dem Duell in Danzig vor den griechischen “Überlebenskünstlern“ und vertraut wohl erneut seiner Stammformation.

Danzig. Keine Sorgen mit dem eigenen Personal, ein großes Sonderlob für Mats Hummels und eine kleine Verneigung vor dem leidenschaftlich kämpfenden Gegner: Vor dem Abschlusstraining für das EM-Viertelfinale gegen Griechenland bei strömendem Regen in der PGA-Arena in Danzig zeigte sich Bundestrainer Joachim Löw entspannt und zuversichtlich. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird am Freitag in Bestbesetzung das Ziel Halbfinale der Europameisterschaft in Warschau ins Visier nehmen. „Wir werden ein Stück weit auf Granit beißen. Es ist möglich, dass das Viertelfinale ein Kampf auf Biegen und Brechen wird“, sagte Löw. Das Spiel könne ein „enge Kiste“ gegen die Griechen werden, die „Überlebenskünstler“ seien.

„Wir haben keinerlei Verletzungsprobleme“, sagte Löw auf der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag im Stadion. Auch Bastian Schweinsteiger absolvierte mit der Mannschaft das Training, nachdem er zwei Tage wegen leichter Probleme am Sprunggelenk lediglich individuelle Übungen absolviert hatte. „Schweinsteiger wird spielen können“, sagte Löw. Als rechter Verteidiger wird Jerome Boateng mit großer Wahrscheinlichkeit wieder ins Team zurückkehren und nach abgesessener Gelb-Sperre Lars Bender verdrängen.

+++ Neuer: "Wir wissen, dass wir noch besser werden" +++

+++ Mats Hummels gibt in der Abwehr den Takt vor +++

Beim Training waren alle 23 Spieler dabei. Es regnete zunächst Bindfäden, Löw hatte sich eine Kapuze übergezogen, ein Teil der Spieler trug Jacken. Auch Mats Hummels war dabei, den Löw kurz vorher sehr gelobt hatte. Auslöser dafür war eine Aussage des früheren Weltstars Zinedine Zidane in einem spanischen TV-Sender. Hummels sei die größte positive Überraschung für ihn bei der EM, sagte der Franzose, der 1998 Welt- und 2000 Europameister wurde.

„Mats hat überragend gut gespielt. Er macht das als Innenverteidiger, was man machen muss. Er ist in Zweikämpfen extrem stark. In den letzten Wochen hat er sich auf unsere Spielweise extrem gut eingestellt und spielt die Bälle flach“, sagte Löw über den Dortmunder Verteidiger, der anfänglich wegen seiner langen Pässe kritisiert worden war. „Er geht auch gut nach vorne, er hat alles taktisch gut im Griff. Er hat der Abwehr sehr viel Halt gegeben.“

Gegen die Griechen muss es Hummels wieder beweisen. Löw warnte noch einmal vor dem Europameister von 2004. Seine Mannschaft wäre Favorit, „aber ein kleiner“, sagte er scherzend. Den defensiven Spielstil der Hellenen mit dem Champions-League-Sieger FC Chelsea zu vergleichen, sei aber nicht angebracht. „Das ist weit hergeholt, die Mannschaft als das Chelsea von Südeuropa zu bezeichnen“, sagte der Bundestrainer. „Die Griechen sind ein bisschen wie 2004.“ Damals gewann das Team bei der EM in Portugal sensationell den Titel.

„Die Abwehr ist dicht, alle Bälle werden nach vorne gebracht, um den Gegner mit Kontern zu verletzen“, beschrieb der 52-Jährige die Taktik der Griechen, die sich in der Gruppe A überraschend als Zweiter hinter Tschechien für die K.o.-Runde qualifiziert hatten. „Die Griechen sind Überlebenskünstler in Europa“, sagte Löw. Das meinte er nicht finanzpolitisch, er sprach damit die defensive Mauer-Taktik an: „Sie wollen nicht ständig angreifen, sondern verteidigen lieber.“

Das EM-Viertelfinale sollen sie aber nicht „überleben“. Deshalb sei es besonders wichtig, verdeutlichte Löw, bei den Chancen „Killerinstinkt zu zeigen. Wir müssen im letzten Drittel viel laufen, Tempo machen. Wir werden Mittel und Wege finden.“ Die Ausrichtung der deutschen Mannschaft wird entsprechend sehr offensiv sein. Zwar war in der Vorrunde trotz dreier Siege nicht mehr der begeisternde Hurra-Fußball aus der Qualifikation zu bewundern, doch Löw legte sich bereits fest: „Die Philosophie, nach vorne zu spielen, bleibt unverändert.“

Dennoch müsse gerade gegen die Griechen die Balance zwischen starker Offensive und Defensive stimmen, betonte der DFB-Coach - nach dem Motto: „Der Angriff gewinnt Spiele, die Abwehr gewinnt Meisterschaften.“ Oder, wie es Schweinsteiger ausdrückte: „Wir müssen wie eine Mauer stehen.“ Im Training wurde zumindest schon einmal an der Robustheit gearbeitet. Mit sichtlich viel Spaß versuchten sich die DFB-Stars am Donnerstag beim Rugby.

So könnten sie spielen: 1 Neuer - 20 Boateng, 5 Hummels, 14 Badstuber, 16 Lahm - 7 Schweinsteiger, 6 Khedira - 13 Müller, 8 Özil, 10 Podolski - 23 Gomez. - Trainer: Löw