Der ARD-Übertragung schalteten sich fast 500.000 mehr Zuschauer zu als dem Spiel gegen Holland. Löw lässt den Zweikampf Boateng/Bender offen.

Lwiw/Köln. Die bisher höchste Zuschauerquote der Fußball-EM 2012 hat das letzte Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft gegen Dänemark (2:1) gebracht. 27,65 Millionen Zuschauer verfolgten am Sonntagabend im Ersten den Einzug von Jogi Löws Team ins Viertelfinale, das entspricht einem Marktanteil von 74,2 Prozent, wie die ARD am Montag mitteilte. Das zweite Gruppenspiel der Deutschen gegen die Niederlande hatten 27,22 Millionen gesehen. Am Sonntagabend verfolgten 4,04 Millionen "Waldis Club“ im Anschluss an die Übertragung. Damit kommt das Erste am späten Abend auf einen Marktanteil von 31,8 Prozent.

Nach dem Sieg gegen Dänemark stellte sich Bundestrainer Löw den Fragen der Journalisten.

Frage: Neun Punkte in der Gruppe gewonnen, aber leicht sah es nicht aus?

Löw: Das Spiel war in der Tat schwierig, weil wir kaum etwas zu gewinnen hatten. In der ersten Halbzeit haben wir es versäumt, die Sache klar zu machen. Da hat uns bei drei, vier Situation der Killerinstinkt gefehlt, um mit 3:0 oder 4:0 in Führung zu gehen. Aus dem Nichts, aus einem Standard machen die Dänen ein Tor. Dann spielen andere Dinge eine Rolle. Wenn wir in Rückstand geraten wären, hätten wir auch mit sechs Punkten ausscheiden können.

Wie hoch war Ihr Puls, als Portugal gegen die Niederlande in Führung gegangen ist?

Löw: Der Puls ist nicht unbedingt hochgegangen. In der zweiten Halbzeit hatten wir das Spiel gut im Griff, das haben wir unter der Belastung gut gemacht. Wir sind auch reifer geworden. Dänemark hat nichts nach vorn getan, sich weit zurückgezogen, obwohl die Dänen gewinnen mussten.

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Und wenn die Dänen doch das zweite Tor gemacht hätten?

Löw: Natürlich habe ich Dinge überlegt, die ich ergreifen musste, wenn die Dänen noch ein Tor erzielt hätten. Dafür hatte ich einen Plan. Aber Hektik bringt nichts in der Situation. Schweinsteiger und Özil hatten viel Ballkontrolle. Ich hatte das Gefühl, wir kommen durch und machen ein Tor.

Warum fiel der Jubel so verhalten aus nach dem Schlusspfiff? War es ein Zeichen, dass ein großer Druck abgefallen ist?

Löw: Die Freude war vorhanden. Druckabfall gibt es bei dem Turnier nicht unbedingt. Es war das erste Entscheidungsspiel. Wir haben die Gruppe überstanden, mit neun Punkten ist das eine Klasseleistung. Wir können uns noch steigern in den nächsten Spielen.

Hatten Sie über den Viertelfinal-Gegner Griechenland innerlich gejubelt? Deutschland hat noch nie gegen die Griechen verloren.

Löw: Das wusste ich nicht. Ich hatte mir überlegt, dass ich noch nie ein Spiel gegen Griechenland absolviert habe, dass es mal Zeit wird. Ich habe ein paar enge Freunde aus Griechenland. Mit Griechenland hatte niemand so richtig gerechnet. Russland war stark bis dato.

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Was zeichnet die Griechen aus?

Löw: Die Griechen hatten in dem Turnier bisher drei Torchancen und haben drei Tore erzielt. Sie sind Meister der Effizienz. Aus vergangenen Turnieren ist ja schon bekannt, dass sie wahnsinnig gut verteidigen können. Sie werfen sich in alles, sind hartnäckig. Da beißen viele auf Granit. Für uns ist es eine gute Herausforderung, das zu lösen.

Was sagen Sie zum Tor und zur Leistung von Lars Bender?

Löw: Lars hat sich gut eingefügt. Er gilt als Siegertyp wie sein Bruder Sven: Keine Angst, keinen überzogenen Respekt, auch wenn es eine völlig neue Aufgabe war. Als ich ihm mitgeteilt habe, dass er spielt, hat er gesagt: 'Ich freue mich.' Das sagt viel über Lars Bender.

Kommt dennoch Jérome Boateng gegen die Griechen zurück ins Team?

Löw: Da fragen Sie mich zu viel unmittelbar nach dem Spiel. Da möchte ich mich nicht zu früh in eine Richtung orientieren. Boateng hat es in den ersten zwei Spielen auch gut gemacht.

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Welche Erkenntnisse nehmen Sie mit aus dem Dänemark-Spiel?

Löw: Im Mittelfeld und hinten haben wir manchmal große Lücken gehabt. Da hätten wir die Dänen früher in den Griff bekommen müssen. Dadurch konnten sie das Spiel verschleppen. Griechenland wird es ähnlich tun. Auch die Chancenauswertung muss besser werden.

Das Gegentor fiel durch eine Standardsituation. Müssen Sie da etwas ändern, etwa in der Raumdeckung?

Löw: Nein, in den vergangenen sieben, acht Jahren haben wir extrem wenige Tore nach Standards bekommen, weil unser Abwehr normalerweise im Raum gut funktioniert. Vor dem Tor wollten wie die Zuteilung für Bendtner schon korrigieren, Hummels nach hinten ziehen. Das haben wir auch reingerufen, aber es war im Spiel nicht wahrzunehmen. Zur Halbzeit haben wir es korrigiert.

Mit Material von dpa und dapd