Blitzschnelle Angriffe, Intelligenz und Cleverness: Damit will Deutschland das EURO-Duell gegen Griechenland gewinnen. Aus dem Freizeitmodus hat Bundestrainer Löw wieder auf höchste Konzentration umgeschaltet. Ein Ausscheiden ist für alle Protagonisten undenkbar.

Danzig. Der finale Weg Richtung EM-Finale ist für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft klar abgesteckt. Erst wollen die selbst ernannten Titelanwärter mit Intelligenz und einer Überfall-Taktik das griechische Bollwerk knacken. Dann lockt im Halbfinale ein Fußball-Klassiker – gegen England oder Italien. Nach dem Durchmarsch durch die Gruppenphase gaben sich die Titelanwärter selbstbewusst. „Uns in die Knie zwingen, das werden die Griechen definitiv nicht schaffen“, erklärte Mittelfeldspieler Sami Khedira.

Der entspannt wirkende Bundestrainer Joachim Löw will gegen den Überraschungs-Viertelfinalisten seine bisherige Taktik verfeinern und möglicherweise die Hellenen mit personellen und taktischen Kniffen überrumpeln. „Ich scheue mich nicht davor, weitere Entscheidungen zu treffen und zu verändern, weil wir gute Spieler in der Hinterhand haben“, erklärte Löw vor dem ersten K.o.-Spiel.

Bisher lag der Chef der deutschen Titelmission mit seinem Personal- und Taktik-Puzzle goldrichtig. Die Mischung aus schnellem Offensivfußball und konsequenter Arbeit nach hinten in allen Mannschaftteilen will der akribisch planende Bundestrainer nicht ändern, „damit man gewappnet ist und nicht im Hurra-Stil nach vorne läuft“. Denn genau darauf wartet der Gegner.

Im Regen pfiff Löw in Danzig die heiße K.o.-Phase an. Zwei Tage vor dem nächsten TV-Quotenhit des DFB-Teams gegen Griechenland hetzte der Bundestrainer seine EM-Spieler wieder über den Trainingsplatz. „Jetzt geht es schon in die Endphase der Vorbereitung“, erklärte Löw mit Blick auf die kurze Zeit bis zum Europameisterschafts-Viertelfinale an diesem Freitag (20.45 Uhr/ZDF) gegen den Sensationschampion von 2004.

Mit seinerpersönlichen Zukunft will sich Löw unterdessen auch in den kommenden Monaten nicht beschäftigen. „Für ihn steht neben der laufenden EM noch eine große Aufgabe an: die WM 2014“, sagte Löws Berater Harun Arslan der "Sport-Bild“. Aus diesem Grund sei sein Klient nicht bereit, „sich Anfragen oder Angebote anzuhören“, berichtete Arslan, der seit 14 Jahren den Bundestrainer berät. Im Moment zähle nur die EM und das Spiel gegen die Griechen.

Dort wird Löw auf einen „alten Bekannten" treffen. Der Slowene Damir Skomina, der von der Schiedsrichter-Kommission der Europäischen Fußbal-Union (Uefa) mit der Leitung der Partie beauftragt wurde, löste bei der EM 2008 als vierter Offizieller die Platzverweise für Löw und seinen österreichischen Kollegen Josef Hickersberger aus. Beim 1:0 der deutschen Mannschaft gegen Österreich im Gruppenspiel in Wien mussten beide Trainer während des Spiels auf die Zuschauertribünen. Löw wurde als Strafe die direkte Betreuung seiner Mannschaft im Viertelfinale gegen Portugal (3:2) untersagt. Er verfolgte die Partie in Basel aus einer VIP-Box hinter einer Glasscheibe. Gegen Griechenland wird Löw aber erstmal auf der Bank Platz nehmen.

„Wir müssen hochkonzentriert sein und dürfen nicht schon einen Schritt weiterdenken. Das ist die große Gefahr“, betonte am Mittwoch Mittelfeld-Antreiber Sami Khedira. Die erste längere Freizeit während des Turniers hatten die deutschen Stars mit Ausflügen in die Danziger Altstadt und in den Ostsee-Urlaubsort Sopot genutzt, „um mal abzuschalten und den Kopf frei zu bekommen“, wie Khedira berichtete.

Der Wahl-Madrilene besichtigte mit seinem Vereinskollegen Mesut Özil die Mole in Sopot. Die Bayern Mario Gomez und Bastian Schweinsteiger genossen mit ihren Freundinnen die Danziger Altstadt. „Jetzt wird die Anspannung wieder hochgefahren“, berichtete Khedira aus dem DFB-Camp. Ex-Teamchef Franz Beckenbauer sieht die Griechen „im Aufwind, denn niemand hat ihnen das Viertelfinale zugetraut“.

Löw hat mit einzelnen Spielern schon über die beste Taktik gegen die Griechen gesprochen. Khedira verriet eine zentrale Forderung des Cheftrainers: „Mannschaftstaktisch müssen wir cleverer und intelligenter spielen, um besseren Zugriff auf den Gegner zu bekommen.“ Wenn dies nicht gelingen würde, könnte das in der Turnier-Endphase zu einer „großen Gefahr“ werden, fürchtet Khedira.

„Wir können uns noch steigern gegen defensiv eingestellte Gegner. Nicht der Pass bestimmt den Laufweg, sondern der Laufweg bestimmt den Pass“, bemerkte Löw, der selbst als Bundestrainer noch nie gegen die Griechen gespielt hat. Überhaupt ist die DFB-Elf in ihrer 104 Jahre alten Länderspiel-Geschichte erst achtmal auf Griechenland getroffen: Fünf Partien wurden gewonnen; eine Niederlage gab es noch nicht.

Das soll auch so bleiben: „Wir haben einen Erfolgsgedanken im Team, darin kommt Ausscheiden nicht vor“, betonte Müller, der nach dem Gewinn der WM-Torjägerkrone bei dieser EM noch ohne Tor ist. Für Beckenbauer steht fest: „Die Mannschaft lässt sich das nicht nehmen, sie ist in einer guten Verfassung und noch steigerungsfähig.“

„Killerinstinkt entwickeln“ und „intelligenter Laufen“ sieht Khedira als entscheidende Punkte, um den von Fans und Spielern zugleich erwarteten Halbfinaleinzug sicherzustellen. Geduld und Bewegung bezeichnete der 25-Jährige zudem als probates Mittel, um den Abwehrblock der Griechen knacken zu können: „Wenn man statisch steht, wird es sehr schwierig. Wir haben sehr gute Lösungen und müssen sie nur noch umsetzen.“ Die Mannschaft habe sich seit der WM 2010 deutlich weiterentwickelt: „Wir spielen ruhiger und viel cleverer, gehen nicht mehr so leichtsinnig mit unserem Spiel um.“

Löw setzt zudem auf den möglichen Heimvorteil in Danzig, wo das deutsche Team während des Turniers wohnt. „Wir haben uns bisher wahnsinnig wohlgefühlt hier“, lobte er die polnischen Gastgeber. Müller schickte einen Gruß in die Heimat und bedankte sich für die große Fan-Unterstützung und den angekündigten Stadionbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mit den deutschen Medien dagegen ging er hart ins Gericht. Vieles werde zu kritisch gesehen, monierte der Bayern-Profi. „Im Moment kommt es mir so vor, dass wir, selbst wenn wir den EM-Titel holen sollten, uns dafür noch schämen müssen.“

Khedira warnte dennoch davor, schon zu sehr auf einen möglichen Halbfinal-Klassiker gegen Italien oder England zu schielen. „Unser Blick zielt wirklich nur auf Griechenland. Weiterdenken ist eine große Gefahr“, versicherte der Profi von Real Madrid. Geduld und Bewegung bezeichnete der 25-Jährige als probate Mittel, um den Abwehrblock der Griechen knacken zu können: „Wenn man statisch steht, wird es sehr schwierig.“ Die Mannschaft habe sich seit der WM 2010 jedoch sehr weiterentwickelt: „Wir spielen ruhiger und viel cleverer, gehen nicht mehr so leichtsinnig mit unserem Spiel um.“

In das Lob über die große Fan-Unterstützung in der Heimat und die Vorfreude auf den angekündigten Stadionbesuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mischte Müller eine harsche Medienschelte. Vieles werde zu kritisch gesehen, monierte der Bayern-Profi angesichts von drei Siegen in der Vorrunde. „Im Moment kommt es mir so vor, dass wir, selbst wenn wir den EM-Titel holen sollten, uns dafür noch schämen müssen.“

Auch zur Diskussion über die Einführung technischer Hilfsmittel im Fußball nach dem Torklau beim Spiel zwischen der Ukraine und England nahmen die DFB-Kicker Stellung. Bei sprachen sich für die Einführung von elektronischen Hilfsmitteln aus. „Technische Hilfsmittel sind wichtig und richtig. Aus Sicht des Fans ist es schön, über so etwas zu diskutieren. Für die Spieler ist es aber sehr bitter, wenn solche Fehler passieren“, sagte WM-Torschützenkönig Müller.

Khedira sagte: „Technische Hilfsmittel würden uns definitiv nicht schaden.“ Der Mittelfeldspieler von Real Madrid ergänzte aber auch, dass es immer wieder Fehler geben werde. Seiner Meinung nach sind die Schiedsrichterleistung bei der laufenden EM in Polen und der Ukraine bislang „insgesamt sehr gut“.

Voraussichtliche Aufstellung: Neuer – Boateng, Hummels, Badstuber, Lahm – Khedira, Schweinsteiger - Müller, Özil, Podolski – Gomez

Mit Material von dpa, dapd und sid