Bagnols-en-Forêt. Hallo Hamburg,
da DFB-Pressechef Harald Stenger sich dagegen entschieden hat, den fußbal-lerischen Offenbarungseid gegen die Schweiz am heutigen Pfingstsonntag noch mal medial aufzuarbeiten, haben meine Kollegen und ich tatsächlich so etwas Ähnliches wie einen freien Sonntag. Und da haben wir auch schon das Schlammassel. Nun habe ich die Qual der Wahl, ob ich entweder zum Formel-1-Rennen nach Monaco fahre oder zum Abschluss des Filmfestes nach Cannes. Schumi und Rosberg oder Brad Pitt und Robert de Niro.

Die Fußballer der Nationalmannschaft haben sich ja bereits frühzeitig entschieden und reisen ganz bescheiden per Hubschrauber-Konvoi ins hemdsärmelige Monaco. Da für mich im Helikopter neben Poldi und Özil leider kein Platz mehr frei ist, habe ich mir vorgenommen, den Sonntag zu nutzen, mein selbst auferlegten Image als Kulturbanause zu widerlegen. Also: Auf nach Cannes! Und zuschauen, wie kleine Männer mit großen Autos im Kreis fahren, kann ich immer noch in Hamburg am Gänsemarkt, wo der Sehen-und-gesehen-werden-Faktor in etwa so hoch ist wie in Monaco. Die einzigen Unterschiede: Am Jungfernstieg gibt eher selten einen Reifenwechsel. Und leider noch seltener die Boxengirls...

In dem Sinne, à demain,

Kai Schiller

Abendblatt-Redakteur Kai Schiller begleitet die deutsche Nationalmannschaft vor und während der EM. Jeden Tag schreibt er einen Brief an Hamburg, derzeit aus dem Trainingslager in Südfrankreich