Hallo Hamburg,

was war das heute wieder für ein Tag in Südfrankreich? Zunächst mal hat erstmals tatsächlich die Sonne geschienen, was aber nur die drittgrößte Sensation dieses Tages war. Die zweitgrößte Sensation war ein von mir gewonnenes Skatspiel, auf das ich durchaus stolz bin. Aber die echte Sensation war natürlich der Besuch der Formel-1-Fahrer Michael Schumacher und Nico Rosberg, von Schumi und Nicki also, die wirklich, wahrhaftig und natürlich ganz spontan im Lager der Deutschen vorbei schauten, eine Spritztour mit Poldi, Wiese, Schürrle und Reus machten und dabei, natürlich auch ganz spontan, den neusten Flitzer von DFB-Sponsor Mercedes präsen-tierten. Es dauerte keine fünf Minuten, ehe eine sicherlich ebenso spontan formulierte Pressemitteilung, in Fachkreisen auch PM genannt, verbreitet wurde, in der Marco Reus in seinem typischen Zungenschlag zitiert wurde: „Die A-Klasse ist ganz nah am Pulsschlag meiner Generation: Sie ist sehr sportlich im Aussehen und trotzdem elegant.“ Genauso, da bin ich mir sicher, dürfte das Reus tatsächlich auch gesagt haben. Dass der Werbeslogan von Mercedes „Der Pulsschlag einer neuen Generation“ ist, kann dabei nur Zufall sein – ganz im Gegensatz zu meinem gewonnen Skatspiel. Und dass einige meiner ansonsten sehr geschätzten Kollegen dem DFB und ihrem Sponsor eine etwas plumpe Kampagne unterstellen, finde ich so ungerecht wie drei Bock- und drei Ramschrunden.

In dem Sinne, à demain,

Kai Schiller

Abendblatt-Redakteur Kai Schiller begleitet die deutsche Nationalmannschaft vor und während der EM. Jeden Tag schreibt er einen Brief an Hamburg, derzeit aus dem Trainingslager in Südfrankreich