Ärgerlich: Katrin Müller-Hohenstein und ihr Copacabana-Schwachsinn. Aber: Die Berichterstattung ist deutlich geworden. Bei den Kommentatoren gibt es eine neue Nummer eins.

Wenn es an dieser Stelle, bei der medialen WM-Bilanz, eine Goldene Himbeere für den schlechtesten Auftritt zu vergeben gäbe, könnten ARD und ZDF aufatmen: Der Sieger hieße Fifa. Wobei es schwer zu entscheiden ist, was schlimmer war: Die Zensur (etwa von Flitzern) oder das tausendfache, selten dämliche Einblenden von Fans, die sich auf der Stadionvideoleinwand selbst sehen.

Wobei ich nie verstehen werde, wie Fans, deren Mannschaft gerade 0:3 zurückliegt, plötzlich jubeln, nur weil sie sich selbst sehen. Schön war allerdings der Patzer, als Sepp Blatter versehentlich gezeigt – und sofort vom ganzen Stadion ausgepfiffen wurde. Gejubelt hat er übrigens nicht ...

Grund zur Freude gibt es durchaus bei uns TV-Zuschauern. Bei aller Kritik, die auch hier gleich folgen wird, darf eines nicht übersehen werden: Die Berichterstattung ist deutlich besser als noch vor ein paar Jahren. Bei den Kommentatoren zum Beispiel gibt es mehr Gewinner als Verlierer – und eine neue Nummer eins: Gerd Gottlob.

Er findet fast immer die Balance zwischen Sachlichkeit und Euphorie und verzichtet auf bemüht-lustige Formulierungen, die andere Kollegen sich vor dem Spiel zurechtbasteln und bei oft unpassender Gelegenheit absondern. NDR-Mann Gottlob hätte das Finale verdient gehabt – doch das war ja schon vor Turnierbeginn an Tom Bartels vergeben. Der ist nun auch kein Schlechter, aber seine latente Deutschtümelei nervt zusehends.

„Da erschrickt er, wenn ein deutscher Stürmer auf ihn zukommt“, war bei Deutschland gegen Ghana eine wirklich dämliche Bemerkung. Und bei Uruguay gegen Costa Rica war er mehr damit beschäftigt, die Leistung des deutschen Schiedsrichters schönzureden, als sich um das Spiel zu kümmern.

Beim ZDF ist Béla Réthy noch immer der Beste. Er beherrscht sein Handwerk, weil er 1. top-informiert ist, 2. nicht das Offensichtliche kommentiert und 3. auch mal die Klappe halten kann. Der kommende Mann ist Oliver Schmidt, der erfrischend agierte, sich allerdings ein paarmal zu oft von der Zeitlupe widerlegen lassen musste. Wohltuend war Thomas Wark, auch wenn er nur die B-Spiele kommentieren durfte. Er ist wie eine Miele-Waschmaschine: nicht sexy, aber grundsolide.

Bei den Moderatoren ist im Jahr 2 nach Usedom vieles besser geworden. Auch Oliver Kahn. Nur gut ist er leider immer noch nicht. Natürlich gewinnt er an der Seite des grandiosen Oliver Welke dazu, doch die meisten schönen Bälle, die Welke ihm zuspielt, fängt er nur ab – das schnelle Spiel ist eben nicht seins. Er redet zu viel von sich und sonst von „Druck“, „Einstellung“, „Motivation“ – Überraschendes bleibt da auf der Strecke. Bitte: Gebt Welke einen Partner auf Augenhöhe.

So wie Matthias Opdenhövel mit Mehmet Scholl einen hat. Auf der Ironieebene sind die beiden glänzend, aber Scholl ist eben auch ausgebildeter Trainer, das merkt man seinen Analysen wohltuend an.

Und sonst so? Gerhard Delling hat den undankbaren Job des WG-Reporters im Campo Bahia souverän gemeistert. Zum Glänzen gab es da kaum Gelegenheiten. In umgekehrter Richtung ging einiges, womit wir bei Katrin Müller-Hohenstein wären. Die befragte Hansi Flick ernsthaft zu seinen gebräunten Armen – und damit war sie im Niveau nur hauchdünn vor Fernanda Brandao, der ARD-Expertin für Sinnfreies. „Seid Ihr gut drauf?“ war noch ihre intelligenteste Frage.

Ihr Copacabana-Schwachsinn war noch idiotischer als all die Fanfest-Schalten, bei denen arme Reporterschweine, umringt von betrunkenen 16-Jährigen, ins Mikro brüllen mussten, dass beim Tor der Jubel groß war. Aber, wie gesagt: Es war schon mal viel schlimmer ...