ARD-Experte echauffiert sich während der Analyse des WM-Halbfinales Argentineien gegen die Niederlande über den ehemaligen Bayerntrainer.

Man mag das Halbfinalspiel der deutschen Mannschaft gegen Brasilien „historisch“ nennen oder „einzigartig“. Eines steht jedenfalls fest: Es verdirbt die Preise. Wer am Mittwochabend mit der Erwartung auf eine ähnlich vergnügliche Partie zwischen Argentinien und den Niederlanden den Fernsehsessel ansteuerte, wurde so schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wie die Brasilianer im Spiel gegen die deutsche Mannschaft.

Das zweite Halbfinale war nämlich langweilig, weil beide Kontrahenten befürchteten, bei einem Fehler zu verlieren. So spielten sie auch. Nach zehn Minuten schwante dem erfahrenen WM-Gucker, dass dieses ein längerer Abend werden würde. Kaffeewasser wurde aufgesetzt. ARD-Kommentator Gerd Gottlob mühte sich redlich, dem müden Spiel positive Seiten abzugewinnen und verstieg sich beim torlosen Ende der ersten Hälfte zu dem Satz: „Ich verspreche Ihnen, das wird sich ändern.“ Das müsse sich auch ändern, nahm Sportmoderator Matthias Opdenhövel den Faden in der Pausenanalyse auf. Tatsächlich änderte sich nichts. Co-Moderator Mehmet Scholl meinte trocken: „Ich würde gern sagen, da ist Tempo im Spiel, und es macht Spaß, aber man soll ja nicht lügen.“ Nach insgesamt 120 torlosen Minuten konnte selbst Gottlob nur noch konstatieren: „Das ist ein grausames, schwaches Fußballspiel.“

Damit konnte man die Partie abhaken, die dann im Elfmeterschießen mit Argentinien doch noch einen (glücklichen) Gewinner fand. Und der ermattete Zuschauer suchte schon nach dem Aus-Knopf auf der Fernbedienung, als Mehmet Scholl den Fernsehabend doch noch rettete, und zwar mit einem verbalen Frontalangriff auf den Trainer der Niederlande, Louis van Gaal. Die holländische Mannschaft sei taktisch überladen gewesen, sagte Scholl. Der Fokus habe nicht mehr auf den Spielern oder der Mannschaft gelegen sondern auf dem Coach, und der habe das sehr genossen. Scholl: „Ich glaube, da will ein Trainer das ganz große Taktik-Ding drehen. Van Gaal wollte zeigen, ich habe nicht nur den Fußball-Keks gegessen, sondern ich habe den allergrößten Fußball-Keks gegessen.“ Innerlich so gestärkt wankte man gern ins Bett.