Vom Taka-Tuka des Weltmeisters, einer Hängepartie über der Elbe und dem Liebesspiel der Schnecken

Selten ist ja mit so viel Schaum vorm Ball gekickt worden wie gerade in Brasilien. Dabei war dieses „Freistoß, aber bitte mit Sahne!“-Spray nicht das Einzige, das einem irgendwie spanisch vorkam in dieser ersten Turnierwoche: Der amtierende Weltmeister zum Beispiel, eigentlich berühmt für Tika-Taka, spielte mehr so Taka-Tuka – und flog zur Krönung (von Felipe) deshalb schon nach der Vorrunde nach Hause. Und auch England zählt zum engen Kreis der Geh-Heim-Favoriten...

Umso besser, dass Jogis Jungs nach dem Sieg über Ronulldo & Freunde und der anschließenden Kabinenpredigt der Kanzlerin „muttiviert“, wie Poldi twitterte, in das Spiel gegen Ghana am heutigen Sonnabend gehen. Zum Glück hat Angela Merkel der Mannschaft ja nicht ihr „vollstes Vertrauen“ ausgesprochen – sonst müssten wir richtig zittern... Und eine Hängepartie reicht ja schließlich.

Genau, es geht mal wieder um die Seilbahn, deren Heimat ja eigentlich die Berge sind. Aber auch über die Elbe könnte so ein Ding theoretisch gondeln. Am 24. August sind dazu jetzt die 200.000 Hamburger in Mitte gefragt.

Bezirksamtschef Andy Grote (SPD) ist dagegen („Wir sind doch hier nicht in Disneyland“), die Initiative rund um Ex-Senatorin Herlind Gundelach (CDU) dafür („Sprung über die Elbe“). Tatsächlich würde man mit der Seilbahn staufrei von St. Pauli Richtung Schweiz verschaukelt. Jedenfalls schon mal nach Steinwerder, wo von November an im neuen Musicaltheater „Das Wunder von Bern“ nachgespielt wird.

Wundersames aus der Schweiz gab es ja in dieser Woche ohnehin zu vernehmen. HSV-Investor Klaus-Michael Kühne, die Stimme vom Zürichsee, meldete sich pünktlich zum Trainingsbeginn (und bevor da in Stellingen womöglich noch so was wie Ruhe einkehrt) exklusiv im Abendblatt mit ein paar aus seiner Sicht verbindlichen Empfehlungen zu Wort. Kurzversion: „Es ist ja wirklich nur meine bescheidene Privatmeinung, und die geben sich Mühe, aber die müssen alle weg. Sofort.“

Vor allem von seinem einstigen Liebling Rafael van der Vaart (Wer hatte den gleich noch mal zum HSV geholt?) wünscht sich der Gönner eine „Scheidung im fußballerischen Sinne“.

Ach so, und dann tauchte noch ein komischer Vogel auf. Der afrosibirische Knutt gefährdet womöglich die Elbvertiefung. Sie kennen den nicht? Dann haben Sie in dieser Woche keinen Porno geguckt. Zumindest nicht den „Green Porno“ auf Kampnagel, bei dem Isabella Rossellini tierisch viel Interessantes erzählt hat, zum Beispiel über das Vorspiel von Schnecken oder die „Massenvergewaltigungen“ bei Enten. Schade, aber die Lehrstunde über das animalische Liebesspiel ist vorbei.

Aber dafür, kleiner Kulturtipp, können Sie heute vor dem Deutschland-Spiel noch beim „Radio-Ballett“ für die Lampedusa-Flüchtlinge mittanzen. Nee, das ist nicht „Radio Gaga 2.0.“, sondern kreativer Protest für eine liberale Flüchtlingspolitik. Über Kopfhörer werden Bewegungen beschrieben, aus denen eine einstündige Choreografie entsteht. Das soll dann zum Nachdenken anregen. Tut es...

Aber machen Sie bitte nicht zu viele Verrenkungen.

Ein heiteres Wochenende!

Ihre Vanessa