Wie mit einem Großereignis umgehen, an dem man keine TV-Rechte hat? Vor dieser Aufgabe stehen die Privatsender, die anders als 2002 (Sat.1), 2006 und 2010 (RTL) keine Spiele zeigen.

Halbzeitfazit: Sie tummeln sich auf Neben(schau-)plätzen. Das RTL-„Nachtjournal“ widmet der WM je gut zehn Minuten, am Dienstag mit einem Vorbericht zum „Duell Löw gegen Klinsmann“, ergänzt vom Beitrag über Klinsmanns Jugendtrainer Heini Reinemer, der weiß, was der US-Schwabe bewirken kann: „Die Amerikaner werden um ihr Leben kämpfen, dafür wird der Jürgen sorgen.“ Uih! Immerhin: Auch die Tore des Tages folgten.

Das ist in RTLs „Guten Morgen, Deutschland“ nur der Anfang. In dem quält Ulrike von der Groeben mit Gerrit Obermann auf Trainerstühlen und vor einem Tischkicker nicht nur die Zuschauer. „Das sieht ja immer fulminant aus“, schwärmt Obermann zu Bildern der Ankunft des DFB-Trosses in Recife, derweil von der Groeben dem obligatorischen WM-Orakel Sau Paolo, einem Meerschweinchen, beim Mümmeln des Salatblatts auf dem Tisch zuschaut.

Bei n-tv gilt es, den Sprachfehler (das S) der Moderatorin Birgit von Bentzel zu über-, bei Christian Ziege indes genauer hinzuhören: An den Analysen des telefonisch zugeschalteten Ex-Europameisters, als Trainer von Unterhaching nur drittklassig, gibt es wenig zu meckern. Und bei Prognosen über die Stärke der süd- und mittelamerikanischen Teams zeigt Ziege („Ich möchte ja als n-tv-Experte auch mal was Richtiges sagen“) ungeahnte Selbstironie.

Gelacht wird auch bei N24. Mit Gerald Asamoah, in der Vorwoche noch als Experte beim ARD-„Moma“ am Ostseestrand, hat der Zuschauer sein Déjà-vu. Weil der Nachrichtenkanal nur Spielfotos zeigt, bemühen sich Reporter – ob beim Public Viewing am Feuer in einer Favela oder vorm DFB-Teamhotel –, WM-Atmosphäre rüberzubringen.

Das Sat.1-„Frühstücksfernsehen“ versucht es mit immer neuen Filmchen. In dieser Woche mit einer „Familie im WM-Fieber“, „schönen WM-Fans“ und den deutschen Spielerfrauen – sogar in bewegten Bildern. Wie sagte Moderator Matthias Killing gestern doch so treffend: „Es geht vor allem um die Bälle“ ...