Bei der Auslosung der WM-Vorrunde 2014 zog Deutschland Portugal, Ghana und die USA – Italien, England und Uruguay in der härtesten Gruppe.

Costa do Sauípe. Die Gegner sind Portugal mit Topstar Ronaldo, Ghana mit Kevin-Prince Boateng und die USA mit dem früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann: Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der Auslosung der acht Vorrundengruppen für die Weltmeisterschaft 2014 am Nikolaustag bei 34 Grad ein mittelschweres Gegner-Programm, aber eine harte Hitzeprüfung auferlegt bekommen. „Ich akzeptiere es so, wie es ist. Wir können jetzt den nächsten Schritt machen, um auf diese WM hinzuarbeiten“, erklärte Bundestrainer Joachim Löw. „Wir treffen auf alte Bekannte. Die USA in der Gruppe zu haben, das ist etwas ganz Besonderes vor allem für Deutschland.“ „Wir müssen nicht unglücklich sein“, sagte Teammanager Oliver Bierhoff, „es ist klar, dass wir da Favorit sind.“

Doch es sind die Spielorte im Hitzegürtel des brasilianischen Nordens mit Anstoßzeiten um 13 und 16 Uhr, die die Jagd auf den vierten Titel für die deutsche Elf gleich zur Tortur werden lassen könnten. In Salvador (am 16. Juni gegen Portugal), der Tropenstadt Fortaleza (am 21. Juni gegen Ghana) und in Recife (am 26. Juni gegen die USA) warten in der Gruppe G auf die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw harte körperliche Prüfungen.

Der späte Einstieg, erst vier Tage nach dem Eröffnungsspiel von Gastgeber Brasilien und Kroatien, ist nach Ansicht von Löw ein Vorteil, weil die Vorbereitung entsprechend ausgedehnt werden kann. Doch entscheidender für den Anspruch, weit kommen zu wollen, ist der Turnierverlauf nach dem Gruppenabschluss. Im Achtelfinale könnte Löw als Gruppensieger auf den Zweiten der Gruppe H mit den Favoriten Russland und Belgien treffen, womit ein Ausflug in den Süden verbunden wäre nach Porto Alegre. Als Gruppenzweiter bliebe das DFB-Team in Salvador (siehe großer Spielplan auf Seite 36).

Im Viertelfinale käme dann ein erstes Schwergewicht als potenzieller Gegner wie Argentinien oder Frankreich, aber auch die Schweiz ist möglich, falls sie sich durch ihre Gruppe gekämpft hat. Im Halbfinale sind Duelle anschließend gegen Topteams aus Spanien, Brasilien, der Niederlande oder Italien möglich. Härter getroffen als Deutschland hat es sicherlich in der starken Gruppe B Titelverteidiger Spanien. Was 2010 ein Finale war, wird nun zum Gruppenspiel gegen Vizeweltmeister Niederlande gleich am zweiten WM-Tag. „Ich würde es nicht als Todesgruppe bezeichnen, aber es wird schwer. Es wird seltsam sein, gegen die Niederländer zu starten, nachdem es das letzte Spiel der WM 2010 war“, sagte Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque. Australien und Chile sind die weiteren Kontrahenten in der Gruppe.

In sich hat es auch die Gruppe D mit den drei früheren Weltmeistern Uruguay, England und Italien sowie Costa Rica. England und Italien tragen ihr Duell in Manaus aus, der von allen Mannschaften ungeliebten Stadt im Regenwald am Amazonas, mit extrem klimatischen Bedingungen fernab der Ballungszentren. Auch die Schweiz muss nach ihren Spielen gegen Frankreich und Ecuador als topgesetztes Team der Gruppe E am 25. Juni gegen Honduras in den Dschungel. Davon blieb die deutsche Mannschaft verschont. Eine eher leichte Gruppe erwischte Gastgeber Brasilien, der neben Kroatien auch auf Mexiko und Kamerun trifft.

Weil die Ziehungsassistenten wie Lothar Matthäus der deutschen Mannschaft den heißen Norden mit Spielorten einbrockte, die aber nicht mit großen Reisestrapazen verbunden sind, prüfen Löw und Bierhoff offenbar noch einmal die Quartierwahl. Die bisher geblockten Basiscamps passen offensichtlich nicht mehr optimal. Löw würde doch ein Quartier im Bundesstaat Bahia mit der Hauptstadt Salvador bevorzugen. Eine für optimal gehaltene Anlage in Praia de Forte unweit des Auslosungsorts Costa do Sauipe, das Hotel Tivoli, haben offenbar Jürgen Klinsmann und der US-Verband dem DFB vor der Nase weggeschnappt.

Nicht nur Klinsmann, der die DFB-Elf bei der WM 2006 betreute, ist ein guter Bekannter, auch der Schalker Kevin-Prince Boateng. Der Halbbruder von Jerome Boateng spielt für Ghana. Schon bei der WM 2010 trafen die beiden Mannschaften aufeinander. Löws Mannschaft, die die Partie gewinnen musste, um das Achtelfinale zu erreichen, siegte nach einem Tor von Mesut Özil mit 1:0. „Bruder, es ist wieder an der Zeit... so schön ist das Leben. Ich kann es kaum erwarten“, twitterte Kevin-Prince neben einem gemeinsamen Foto der beiden in Berlin aufgewachsenen Kicker. Und auch Portugal war zuletzt ein Turniergegner. Im ersten Spiel der EM 2012 gewann die deutsche Elf in Lwiw mit 1:0 durch ein Tor von Mario Gomez. Bei der EM 2008 vier Jahre davor gewann die DFB-Auswahl im Viertelfinale ebenfalls knapp mit 3:2.

Die Auslosung, für die die Fifa ein riesiges, mehrstöckiges Zelt hatte aufbauen lassen, begann mit einer Schweigeminute für Nelson Mandela. Allerdings brach Präsident Sepp Blatter das Gedenken, kaum hatten sich die rund 3000 Gäste von den Sitzen erhoben, schon nach 15 Sekunden ab mit der Aufforderung, dem Fußball zu applaudieren. Dieser Sport verbinde die Menschen und baue Brücken, er werde bei der WM dafür sorgen, dass 200 Millionen Brasilianer und die 208 Nationalverbände näher aneinander rücken würden. „Es war höchste Zeit, dass die WM wieder nach Brasilien kommt. Wir sind absolut überzeugt, dass es die größte Weltmeisterschaft aller Zeiten wird.“

Sportlich kam der Segen von „Rei Pelé“, der erneut die Geschichte von seinem Vater erzählte, den er 1950 bei der ersten WM in Brasilien weinen sah, als Brasilien das entscheidende Spiel gegen Uruguay (1:2) verlor. „Ich will nicht, dass meine Kinder mich weinen sehen“, sagte der tausendfache Torschütze. „Ich bin sicher, dass Brasilien die WM gewinnt.“ Die als „Maracanazo“ bekannte Niederlage von 1950 hat sich bis heute als kollektives Trauma tief in die Fußballseele eingebrannt.