“Finale dahoam“ - München ist vor dem Champions-League-Finale im rot-weißen Ausnahmezustand – die Favoritenrolle lehnen die Bayern aber ab.

München. Die Schaufensterpuppe der edlen Boutique in der Münchner Innenstadt präsentiert sonst immer Unterwäsche, mal in Schwarz, mal in Weiß, mal in Pink. In dieser Woche aber ist hier alles anders. Sie trägt nur ein enges, rotes Trikot des FC Bayern. Für Unterwäsche ist kein Platz an der Plastikfigur. Nicht vor dem "Finale dahoam", nicht vor Bayern gegen Chelsea (Sonnabend, 20.45 Uhr/Sat.1 und Sky, Liveticker auf abendblatt.de). Fußball - etwas anderes gibt es derzeit nicht.

Unternehmer haben ihre Läden in den Vereinsfarben geschmückt. Eine Kochschule hat rund um die Bäume im Garten rote Kieselsteine verstreut. Motorroller fahren mit FC-Bayern-Flagge über die Straße, aus den Fenstern hängen Fußballfahnen. Der Klub hat in seiner Kampagne "Eine Stadt. Ein Traum" dazu aufgerufen, dass in diesen Tagen möglichst alles rot-weiß sein soll. Und München macht mit. Eine Stadt im Ausnahmezustand.

+++ Zwei Welten treffen aufeinander +++

München erwartet 30 000 Fans aus England. In den Lobbys der Fünf-Sterne-Hotels geht es zu wie bei einem Klassentreffen: Mensch, lange nicht gesehen! Ruud Gullit, Edwin van der Sar, Fabio Cannavaro, Ronald de Boer, Michael Laudrup, Jay-Jay Okocha, Davor Suker, Giovane Elber, Stephane Chapuisat und viele mehr sind in der Stadt. Sie bestreiten um 12 Uhr im Olympiastadion (Sat.1 live) quasi das Vorspiel, die World All-Stars gegen die FC Bayern All-Stars & Friends.

+++ Bayern lehnt die Favoritenrolle gegen Chelsea ab +++

Danach bauen die Organisatoren die ehemalige Heimstätte des FC Bayern zum größten Public Viewing des Landes um. 65 000 Menschen werden sich hier das Endspiel auf Videowänden ansehen. Auf der Theresienwiese, auf der traditionell das Oktoberfest gefeiert wird, versammeln sich weitere 30 000 Fans. Auch Restaurants, die sonst keinen Fußball zeigen, bauen Fernseher und Beamer auf. Paulaner hat sogar ein eigenes Getränk gebraut, das "Festbier Finale Dahoam!" mit Bayern-Logo.

Rund um die Endspielarena haben bis zuletzt Handwerker gearbeitet, die Umbauten kosten den europäischen Fußballverband Uefa zehn Millionen Euro. Wegen Sponsorenrechten ist der Namenszug Allianz-Arena abgedeckt, das Stadion leuchtet in Blau, Türkis und Grün, den Farben der Uefa. 62 500 Zuschauer werden heute von den Tribünen aus zusehen, die Uefa hätte das Stadion 20-mal ausverkaufen können, es gab 1,2 Millionen Anfragen.

+++ FC Bayern gegen Chelsea - Die Statistiken zum Spiel +++

Das Fernsehen überträgt die Partie in mehr als 200 Länder und erwartet mehr als 300 Millionen Zuschauer. Für die Sender sind mehr als 1000 Menschen im Einsatz, doppelt so viele wie bei der Weltmeisterschaft 2006. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) setzt 25 zusätzliche U-Bahn-Züge und 160 weitere Mitarbeiter ein. Dennoch rät die MVG, auf Straßenbahnen, Bus oder Fahrrad umzusteigen.

Die Hotels in der Stadt sind ausgebucht, die Preise für die Finalnacht teilweise von 169 Euro mit Frühstück auf 450 Euro ohne Frühstück gestiegen. Westin Grand, Le Meridien und Sheraton sind rot-weiß beleuchtet. Sogar in Abu Dhabi lässt ein Scheich, der Bayern-Fan ist, mehrere Hoteltürme in den Farben des Klubs anstrahlen.

Die Münchner Polizei hofft gerade nach den Ereignissen in Düsseldorf, dass alles friedlich bleibt. Sie hat rund 2000 Beamte im Einsatz, dazu kommen 500 Bundespolizisten. Zudem begleiten Bobbys aus England und Sicherheitspersonal des FC Chelsea die Londoner Fans. Die britischen Behörden erließen 80 Ausreiseverbote, dennoch rechnet die Polizei mit bis zu 150 "Problemfans". Vier Haftzellen im Stadion sind für Randalierer reserviert.

Damit die englischen Fans noch am Abend nach Hause kommen, ist das Nachtflugverbot am Flughafen aufgehoben. 30 Sondermaschinen sollen nach Mitternacht im Fünf-Minuten-Takt starten. Die Bayern-Spieler wollen alles dafür tun, dass die Briten an Bord keinen Grund für Jubelgesänge haben. Und haben für das Finale sogar einen eigenen Soundtrack - dank ihres ehemaligen Kollegen Andreas Görlitz. Der 30-Jährige, der beim Finale vor zwei Jahren gegen Inter Mailand (0:2) zum Kader zählte und jetzt für den Zweitligaklub FC Ingolstadt spielt, schrieb mit seiner Band Room77 das Lied "Finale dahoam." Darin singt er: "Ganz Europa schaut uns zu, the Munich dream now it's come true. Mia san mia, Mia san mia, der Pokal ist dahoam."

In München ist alles bereit. Fehlt nur noch ein Sieg.