Nach dem DFB-Pokal-Debakel ist die Verunsicherung bei Bayern vor dem “Finale dahoam“ groß. Helden von 2001 sind jedoch guter Dinge.

München/Hamburg. Keine Zeit für Selbstzweifel. Nach der neuerlichen Demütigung auf nationaler Ebene will der FC Bayern nun Europas Thron besteigen. Franz Beckenbauer forderte einen Kampf „über die eigenen Grenzen“, Uli Hoeneß sprach beim Gedanken an einen Lebenstraum von „Gänsehaut“. Aber vor dem Champions-League-Heimfinale gegen den FC Chelsea schwebt über allem auch eine Riesensorge: Die vor dem totalen Nichts.

„Ich mag mir nicht vorstellen, dass der FC Bayern am Ende ganz ohne Titel dasteht“, sagte Beckenbauer und forderte einen ganz anderen Auftritt als beim schmachvollen 2:5 gegen Borussia Dortmund im Pokal. „So wie wir gegen Dortmund gespielt haben, können wir Chelsea in fünf Tagen nicht schlagen.“

Hoffnung machen neben dem Heim-Vorteil die starken Auftritte dieser aktuellen Champions-League-Saison, in der das Team ein „fantastisches Gesicht“ gezeigte habe, betonte Sportdirektor Christian Nerlinger. „Ich denke, dass werden wir dann auch so in München am Samstag sehen.“

Historischer BVB-Sieg und die Blamage der Bayern

Die „Löschen-Taste“ zu drücken, empfahl der frühere Spielführer Oliver Kahn, um dann mit einem Erfolg am Ende der Saison alles vergessen zu machen. „Meister und Pokalsieger kann der FC Bayern in jeder Saison werden, aber Champions-League-Sieger – die Chance hast du nicht so oft, so der Finalteilnehmer von 2001. „Die Bayern werden das hinkriegen, die Dortmund-Pleite abzuhaken. Und wenn sie 100 Prozent funktionieren, werden sie den Pott auch in den Händen halten“,so Stefan Effenberg, ein weiterer Held von 2001.

Am Montag wurde an der Säbener Straße noch einmal öffentlich trainiert, am Dienstag ist frei. Dann werden die Schotten dicht gemacht. Im Geheimen bereitet Jupp Heynckes den Rekordmeister auf sein Jahrhundertspiel vor. Der 67-Jährige ist mehr denn je als einfühlsamer Fußball-Lehrer gefordert – und muss irgendwie die Abwehr stabilisieren. „Das darf uns in der nächsten Woche nicht passieren, dass wir in der Defensive so große Schwächen offenbaren“, sagte Heynckes.

Dass statt der drei DFB-Pokal-Finalisten Holger Badstuber, David Alaba und Luiz Gustavo wegen Gelb-Sperren drei andere Profis (vermutlich Anatoli Timoschtschuk, Diego Contento und Thomas Müller) ins Team rücken, dürfte die defensiven Sorgen nicht unbedingt verkleinern. Daniel van Buyten lief nach langer Verletzung schon wieder für die Amateure auf, aber ob das für die Königsklasse reicht ist fraglich.

„Wir müssen das, was wir falsch gemacht haben, sehr genau analysieren. Chelsea spielt ähnlich wie Dortmund auch mit sehr viel langen Bällen“, betonte Bastian Schweinsteiger. Franck Ribéry, der 2010 das Endspiel gesperrt verpasst hatte, setzt auch auf das Königsklassen-Gesicht seiner Bayern. „In der Champions League waren wir sehr präsent. Wir wussten immer, worum es ging. Der Ehrgeiz war stets zu spüren“, betonte Ribéry. „Natürlich hätten wir lieber Dortmund geschlagen und uns mit dem Pokaltitel im Rücken auf das Spiel gegen Chelsea vorbereitet. Aber das müssen wir nun verdrängen; jetzt gilt es, sich total auf Chelsea zu konzentrieren.“

Wie der FC Bayern wird der FC Chelsea „versuchen, eine nicht gut verlaufene Saison zu korrigieren“, betonte Karl-Heinz Rummenigge. Platz sechs in der Premier League, nur beim Königsklassen-Titel sind die Londoner nächste Spielzeit wieder im Kräftemessen der ganz Großen dabei. „Ich bitte die Mannschaft, nein, ich verlange von ihr, dass gegen Chelsea mit Leidenschaft, Willen und Aggressivität gespielt wird“, forderte Rummenigge.

Effenberg und Kahn blicken dem Spiel positiv hingegen und machen dem betrübten Team Mut. Dennoch wünschen sie sich für die Zukunft einige Veränderrungen beim deutschen Rekordmeister.