Der Uefa-Präsident erwartet ein ausgeglichenes Duell zwischen dem FC Bayern und dem FC Chelsea. Zudem verteidigt Platini die Gelbsperren.

Nyon. Uefa-Präsident Michel Platini erwartet im Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern und dem FC Chelsea ein Duell auf Augenhöhe. „Auf diesem Niveau gibt es keinen Favoriten. Alles ist möglich“, sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Beide Teams hätten es absolut verdient, an diesem Samstag im Endspiel um die begehrteste Vereinstrophäe der Welt zu stehen.

„Die Mannschaften im Finale sind nicht aus Zufall da. Bayern und Chelsea haben Real und Barcelona geschlagen. Es gab keinen Betrug, keine Schiedsrichterfehler, keinen Skandal. Sie haben sich durchgesetzt, bravo!“, sagte der Europameister von 1984. „Wer dieses Finale gewinnt, ist absolut verdient der große Champion.“

Dass die 2:5-Pleite der Bayern im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund negativen Einfluss auf die Leistung der Münchner haben könnte, glaubt Platini nicht. „Das sind zwei verschiedene Spiele, unterschiedliche Mannschaften, ein anderes Stadion, eine neue Motivation. Die Bayern haben den Heimvorteil. Aber eine Prognose ist schwer. Ein Finale ist ein Finale“, sagte der 56-Jährige.

Platini verteidigt Gelbsperren-Regelung

Dass sowohl bei den Münchnern als auch beim Club aus London jeweils drei Profis wegen einer Gelb-Sperre zuschauen müssen, tut dem ehemaligen französischen Weltklasse-Fußballer zwar persönlich leid. Die Forderungen nach einer Aufhebung der Sperre wies Platini aber mit deutlichen Worten zurück. „Das ist lächerlich. Sie können doch die Regeln nicht während eines Wettbewerbs ändern. Ich mag keinen Populismus. Diese Forderung ist ein bisschen populistisch“, sagte er.

Entsprechend antwortete der Uefa-Präsident auch auf den Offenen Brief des „kicker“. Das Fachmagazin hatte Anfang des Monats eine Begnadigung der gesperrten Profis Holger Badstuber, David Alaba, Luiz Gustavo (Bayern), Branislav Ivanovic, Ramires und Raul Meireles (Chelsea) gefordert und an den „Sportsgeist“ des Franzosen appelliert. „Es ist eine Frage der Ethik, der Gerechtigkeit und des Berufsethos'“, schrieb Platini zurück. Im „Interesse des Fußballs“ lehne er eine Änderung des Regelwerks im laufenden Wettbewerb ab. Neben den gelb-gesperrten Spielern muss Chelseas John Terry wegen seiner Roten Karte im Halbfinal-Rückspiel ebenfalls zuschauen.

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Für die Spieler tue es ihm leid, „aber sie müssen Verantwortung übernehmen für ihre Taten und auch verstehen, dass es Prinzipien gibt, die über dem persönlichen Interesse des Einzelnen liegen“, schrieb Platini weiter. Im Interview zeigte sich der Verbandschef „überrascht, dass sich die Deutschen jetzt für die Gelben Karten interessieren, weil die Bayern im Finale sind. Vorher haben sie sich in den letzten 50 Jahren nicht dafür interessiert.“

„Den Spielern war das Reglement von vorneherein bekannt, hier wurde niemand betrogen“, schrieb Platini. Hätte man jedoch die Gelbsperren aufgehoben, wäre das für die Zukunft „ein Freifahrtsschein für unsportliches Verhalten in den Halbfinalspielen seitens der Spieler, die dann ja wüssten, dass sie für das Finale begnadigt würden.“

Für die Zukunft könne man aber über eine Regeländerung nachdenken. „Es ist eine gute Diskussion. Vielleicht ist die Regel verbesserungswürdig, aber nicht während eines Wettbewerbs“, bekräftigte Platini. Analog zu Welt- und Europameisterschaften könnten künftig alle Gelben Karten in der K.o.-Runde gelöscht werden.

Die Debatte über eine mögliche Abschaffung der Europa League und eine Aufstockung der Champions League bezeichnete Platini als ergebnisoffen. „Als Präsident der UEFA ist es meine Pflicht, über die Zukunft der verschiedenen Wettbewerbe nachzudenken. Wir haben angefangen, uns darüber Gedanken zu machen. Auf administrativer Ebene, aber noch nicht auf politischer“, sagte er. „Dass wir Überlegungen anstellen, heißt noch nicht, dass wir dann auch wirklich etwas verändern. Aber natürlich stellen wir uns die Frage: Was ist besser für die Europa League, was ist besser für die Champions League? Klar ist, dass wir die Europa League aufwerten müssen.“

Alles andere als klar ist dagegen, wie der Königsklassen-Champion 2012 heißen wird. Auf die Frage, wer denn seiner Meinung nach nun am Samstagabend in München gewinnen wird, antwortete Platini: „Derjenige, dem ich am Ende des Abends den Pokal überreichen werde.“

Mit Material von dpa und dapd