Das Eishockeyteam der Los Angeles Kings nutzt das heutige Testspiel gegen die Freezers als Generalprobe für den Saisonstart in der NHL.

Hamburg. Es dauerte nur wenige Sekunden, da hatte Luc Robitaille die Sympathien auf seiner Seite. Mit einem "Moin, moin!" begrüßte der Präsident der Los Angeles Kings die anwesenden Journalisten. Ebenso wie der ehemalige Topstar unterstrichen alle Verantwortlichen des Klubs aus der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL, wie wohl sie sich seit der Ankunft am Sonntag in Hamburg fühlen. Auch Trainer Terry Murray lobte die Bedingungen in der O2 World und offenbarte, dass er eine besondere Beziehung zu Hamburg hat. Sein Ururgroßvater segelte Mitte des 19. Jahrhunderts von hier ins kanadische Halifax. "Es ist schön, hier zu sein. Hamburg ist eine Stadt mit großer Historie und sehr viel Wasser und Grünflächen", sagte der Kanadier.

Dennoch wurde schnell klar, dass das heutige Testspiel gegen die Hamburg Freezers (19 Uhr, O2 World) für die Kings, die wie die Hamburger zur Anschutz Entertainment Group (AEG) gehören, mehr ist als nur eine Werbetour. Am Freitag starten die Kalifornier in Stockholm gegen die New York Rangers in die neue NHL-Saison. "Das Freezers-Spiel ist unser finaler Test. Wir nehmen dieses Spiel sehr ernst. Die Hamburger werden mit sehr viel Adrenalin spielen. Sie sind für uns ein großartiger Gegner", sagte Murray und ergänzte mit einem Augenzwinkern: "Die letzten drei Stanley-Cup-Sieger starteten ihre Saison in Europa. Wenn das kein gutes Omen ist!"

Die Verantwortlichen der Kings machen keinen Hehl daraus, dass sie in diesem Jahr nur ein Ziel haben: die erste Meisterschaft. Dafür investierten die Kalifornier viel Geld in das Team. Am vergangenen Freitag unterschrieb das 21 Jahre alte Abwehrtalent Drew Doughty einen mit 56 Millionen Dollar dotierten Achtjahresvertrag. Heute wird der kanadische Shootingstar erstmals in der Vorbereitung zum Einsatz kommen. Insgesamt beläuft sich der Gehaltsetat der Kings auf 62 556 310 Dollar (46,73 Millionen Euro). Mit dieser Summe könnten die Freezers sechs Jahre ihren Gesamtetat decken. Zum Vergleich: Bei den Freezers bekommt Topverdiener Rob Collins geschätzte 130 000 Euro netto. Fraglich, ob ein Doughty für diese Summe die Schlittschuhe aus dem Schrank holen würde.

Dass die hoch bezahlten Stars aus Nordamerika auch nur ganz normale Menschen sind, konnten rund 1000 Eishockey-Fans gestern in der O2 World mit eigenen Augen sehen. Die "Könige" absolvierten nach dem Freezers-Spiel gegen Iserlohn (2:3 nach Penaltyschießen) ein öffentliches Training. Mehr als ein lockerer Aufgalopp war der gut 90-minütige Auftritt aber nicht. An der Plexiglasscheibe drückten sich sowohl die Profis der Freezers als auch der Roosters die Nasen platt. Aus Spielern wurden plötzlich kleine Kinder. Nur Freezers-Verteidiger Patrick Köppchen wollte sich von all dem nicht beeindrucken lassen. "Wer ist denn hier der Gute bei denen?", scherzte der 30-Jährige.

Mehr als ein Blick aus der Distanz war aber für die Hamburger Spieler nicht drin. Viele Berührungspunkte mit dem großen Bruder aus Los Angeles gibt es ohnehin nicht. "Wir würden gerne einen intensiveren Kontakt mit den Kings haben, aber das ist nicht ganz so einfach", sagt Geschäftsführer Michael Pfad. Lediglich die Scoutingabteilung können die Freezers für Spielerbeobachtungen in Nordamerika nutzen.

Auf regen Austausch hoffen die jungen deutschen Spieler. Kings-Präsident Robitaille kündigte bereits an, dass er heute ein Auge auf die Freezers-Youngster haben wird. "Wer weiß, ob man sich nicht bei der Spielersuche mal an diesen Abend und einen bestimmten Spieler erinnert?" Eines dürfte schon jetzt sicher sein: Die Freezers-Profis werden an den 4. Oktober 2011 immer wieder gern zurückdenken.