Seit 2006 hat kein Deutscher Formel-1-Pilot mehr am Nürburgring gewonnen. Weltmeister Vettel dominierte jetzt immerhin das Training, hat aber Respekt vor den Silberpfeilen.

Nürburgring. Drei Tage nach seinem 26. Geburtstag hat Sebastian Vettel seine Anwartschaft auf den ersten Formel-1-Heimsieg unterstrichen. Im dritten und letzten freien Training zum Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring (Sonntag, 14 Uhr, RTL und Sky) fuhr der Red-Bull-Pilot in 1:29,517 Minuten souverän zur Bestzeit, vor dem Qualifying am Sonnabendnachmittag lag er damit fast sieben Zehntel vor dem zweitplatzierten Mercedes-Piloten Nico Rosberg (Wiesbaden/1:30,193).

Vettels Teamkollege Mark Webber (Australien/1:30,211) wurde Dritter vor Ferrari-Star Fernando Alonso (Spanien/1:30,621). Lotus-Pilot Kimi Räikkönen (Finnland/1:30,671) fuhr auf den sechsten Platz, Siebter am Sonnabendvormittag wurde Rosbergs Teamkollege Lewis Hamilton (England/1:30,744). Nico Hülkenberg (Emmerich/1:30,966) wurde im Sauber Neunter, auf Platz zehn reihte sich Force-India-Fahrer Adrian Sutil (Gräfelfing/1:31,009) ein.

Schon am Freitag war WM-Spitzenreiter Vettel am schnellsten unterwegs gewesen. Im ersten Training fuhr der 26 Jahre alte Heppenheimer in 1:30,416 Minuten Tagesbestzeit. „Wir haben am Nachmittag noch einmal zugelegt“, sagte der dreimalige Weltmeister zufrieden.

Mercedes-Pilot Nico Rosberg folgte mit gut zwei Zehntelsekunden Rückstand auf Rang zwei. „Ich bin nicht hier, um den Nico zu schlagen“, sagte Vettel, „sondern im Idealfall alle.“ Vettels ärgster Verfolger in der WM-Wertung, Fernando Alonso, landete in seinem Ferrari nur auf Rang sechs. Rosbergs Silberpfeil-Partner Lewis Hamilton fuhr die achtbeste Zeit, Adrian Sutil im Force India landete auf Platz elf, Sauber-Fahrer Nico Hülkenberg auf Position 15.

Erster deutscher Sieg seit 2006?

Seit den beiden Erfolgen von Rekordweltmeister Michael Schumacher 2006 auf dem Nürburg- und dem Hockenheimring hat es keinen deutschen Heimerfolg in der Formel 1 gegeben. Mit Vettel und Rosberg gibt es gleich zwei potenzielle Sieganwärter. Titelverteidiger Vettel fürchtet aber, „dass Mercedes unheimlich stark sein wird“.

Nico Rosberg genießt das derzeitige Strahlen der Silberpfeile. „Ich hatte zuvor noch nie so ein schnelles Auto wie jetzt“, sagte der 28-Jährige am Nürburgring. Er wisse jetzt, dass er mit seinem Rennwagen „um eine Position ganz an der Spitze“ kämpfen könne.

Rosberg ist in starker Form. Zwei der vergangenen drei Rennen hat der Sohn des früheren Weltmeisters Keke Rosberg für sich und seinen erstarkten Rennstall entschieden. Und damit den Druck auf Vettel und Red Bull ordentlich erhöht. „Kurzfristig möchte ich Sebastian und Red Bull Rennen für Rennen ärgern und vor ihm sein“, ließ Rosberg wissen. Im Titelrennen hat Rosberg allerdings zu Saisonbeginn wertvollen Boden verloren. Mit 82 Punkten liegt der Wiesbadener in der WM-Wertung bereits 50 Zähler hinter Vettel, hat aber immerhin zu seinem Teampartner Lewis Hamilton (89) aufgeschlossen. „Unser Auto wird immer besser“, ist Rosberg zuversichtlich.

Ecclestone äußert Verständnis für Fahrer

Entspannt spazierte am Freitag Formel-1-Chefpromoter Bernie Ecclestone durch das Fahrerlager. Ungeachtet einer möglichen Anklage vor einem Münchner Gericht ist der Brite zum deutschen Grand Prix in die Eifel angereist.

Ecclestone äußerte Verständnis für die Sorgen der Fahrer wegen der Reifenschäden von Silverstone: „Sie sagen zu Recht, dass es ihr Leben ist, das sie bei den Rennen riskieren.“ Ein Boykott würde allerdings Konsequenzen haben: „Dann droht ihnen der Entzug der Superlizenz.“

Der 82 Jahre alte Brite überraschte mit der Ankündigung, möglicherweise die zum Verkauf stehende Traditionsrennstrecke zu erwerben. „Wenn ich das mache, würde das bedeuten, dass der Große Preis von Deutschland in Zukunft gesichert ist“, sagte er. Nürburgring und der Hockenheimring wechseln sich jährlich ab. Dabei würde es dann bleiben, sagte Ecclestone. Für das Rennen sind nach Angaben der Sanierer der insolventen Strecke fast 50.000 Tickets verkauft worden. In den vergangenen Jahren hatten bis zu 70.000 Eintrittskarten Abnehmer gefunden.