Mehr tun, als mit einem Streik drohen, können Formel-1-Fahrer kaum noch. Die Formel 1 steckt weiter fest im Reifenzoff. Alle am Nürburgring sind gespannt. Und danach? Kommen ganz neue Reifen. Aber wie beeinflussen die wiederum die WM-Entscheidung?

Nürburgring. Die Fahrer haben schon zum letzten Mittel gegriffen, dabei dürfte der Reifenzoff auch nach dem Deutschland-Rennen weitergehen. Denn zum übernächsten Grand Prix liefert Exklusiv-Partner Pirelli komplett neue Reifen. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie Auswirkung auf die Leistung in der Qualifikation und im Rennen haben werden“, prophezeite Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Die ganze Sache könnte ein bisschen durcheinanderwirbelt werden, meinte der Sieger von zwei der vergangenen drei Formel-1-Rennen.

Die Autos wurden gerade mühselig auf die aktuellen Reifen abgestimmt, beim Großen Preis von Ungarn Ende des Monats sollen aber ganz neue Walzen zum Einsatz kommen. Nach der skandalösen Serie von Reifenplatzern am vergangenen Sonntag in Silverstone will Pirelli eine Mixtur aus dem aktuellen und dem Vorjahresreifen liefern.

Das Fahrverhalten soll bei den Testfahrten vom 17. bis 19. Juli in Silverstone auf die Probe gestellt werden. Mercedes, die Mannschaft der Stunde, wird nach der Verbannung wegen des Privattests für Pirelli aber nicht daran teilnehmen.

Bevor es im meist brütend heißen Budapest zur Sache gehen wird, halten aber alle erstmal in der rauen Eifel die Luft an. „Wie viel besser und wie anders sie sein werden, ist schwer zu beurteilen“, meinte Sebastian Vettel vor den ersten Fahrten mit den überarbeiteten Pneus, bei denen statt eines schnell und extrem aufheizenden Stahlbandes eine Kohlefaserkonstruktion verarbeitet wurde. Vettel stellte aber auch klar: „Das vergangene Rennen war eines, das wir nicht wollen.“

Das unterstrich die Vereinigung der Fahrer mit einer unmissverständlichen Drohung. Sollten sich die Ereignisse in England beim Deutschland-Rennen wiederholen, wollen sie streiken. Die vermeidbaren Probleme mit den Reifen würden „das Leben der Fahrer, Streckenposten und Fans gefährden“.

Die Fahrer stecken in der Zwickmühle. „Wir müssen Rennen fahren. Für unser Team, für unsere Sponsoren, für die Fans“, betonte in dieser Woche der WM-Zweite, Fernando Alonso. Nur: „Wenn die Situation so ist wie in Silverstone, ist es nicht möglich zu fahren.“

Vergleichbares hatte sich zuletzt vor acht Jahren ereignet, als von Michelin ausgerüstete Teams wegen Sicherheitsbedenken beim Großen Preis der USA in Indianapolis ihre Fahrer nach der Einführungsrunde in die Box holten und stoppten. 1982 war es in Südafrika zu einem Trainings-Boykott gekommen, als es Unstimmigkeiten um die Superlizenzen gab.

Um einen drohenden Stillstand der 700-PS-Autos zu vermeiden, erteilte der Automobilweltverband den Teams im Umgang mit den überarbeiteten Reifen beim Deutschland-Rennen klare Vorgaben. Die FIA gab am Freitag noch vor dem ersten Freien Training die zulässigen Luftdruckwerte bekannt, legte den maximalen Winkel für den sogenannten Radsturz fest und untersagte den Tausch von linken und rechten Hinterrädern. Verstöße gegen diese Faktoren hatten nach eingehender Fehleranalyse durch Pirelli neben den „aggressiven“ Randsteinen zu der Serie von gefährlichen Reifenplatzern in Silverstone geführt.

Knapp 50 000 Tickets für Formel 1 am Nürburgring verkauft

Fast 50 000 Tickets für das Formel-1-Rennen hat der Nürburgring inzwischen verkauft. Das sagte der Sprecher der Sanierer des insolventen Rings, Pietro Nuvoloni, am Freitag. Wenn Kurzentschlossene hinzukämen, könnten es mehr als 50.000 werden. In den vergangenen Jahren seien 60.000 bis 70.000 Eintrittskarten verkauft worden, dabei habe es aber auch Sonderaktionen gegeben. Zudem fiel 2012 das Weihnachtsgeschäft weg: Erst Ende Januar hatte sich der Nürburgring mit Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone auf das Rennen geeinigt. Vorausgegangen waren lange Verhandlungen, die Insolvenz der Ring-Besitzgesellschaft und die Kündigung der Ex-Pächter.

Ecclestone denkt einem Bericht zufolge über den Kauf des insolventen Nürburgrings nach. „Wenn ich das mache, würde das bedeuten, dass der Große Preis von Deutschland in Zukunft gesichert ist“, sagte der Formel-1-Geschäftsführer der Zeitung „Die Welt“ (Sonnabend). Der Kurs in der Eifel steht derzeit zum Verkauf. Die beiden deutschen Strecken wechseln sich jährlich ab. Dabei würde es dann auch bleiben, sagte Ecclestone. Die Zeitung „Die Rheinpfalz“ hatte im vergangenen Jahr über mögliche Kaufpläne geschrieben. Danach sagte Ecclestone zunächst, er wolle dem Nürburgring helfen, ein kompletter Kauf komme jedoch nicht infrage.