Im Bemühen um sicherere Reifen hat die Fia den Teams erlaubt, bei den dreitägigen Young Driver Tests Stammfahrer einzusetzen, um Reifenhersteller Pirelli wichtige Daten zu verschaffen.

Köln. „Safety first“ in der Formel 1: Nach den verheerenden Reifenplatzern in Silverstone und der Androhung eines Fahrer-Boykotts für das Rennen auf dem Nürburgring hat der Automobil-Weltverband Fia die dreitägigen Young Driver Tests Mitte Juli für die Stammfahrer um Sebastian Vettel geöffnet. Reifenhersteller Pirelli soll dadurch wichtige Daten erhalten, um künftig ein Risiko für Mensch und Leben auszuschließen. Pirelli seinerseits geht bereits am Wochenende beim Großen Preis von Deutschland auf Nummer sicher und stellt überarbeitete Pneus zur Verfügung.

„Es werden verschiedene Möglichkeiten geprüft, was für einen Reifen wir den Teams zur Verfügung stellen werden. Eine davon ist die Rückkehr von Stahlgürteln zu Kevlar-Gürteln. Die hatten wir schon vergangene Saison, damit haben wir mehr Erfahrung. Entschieden ist aber noch nichts“, sagte eine Pirelli-Sprecherin am Dienstag. Reifen mit Kevlar-Gürtel wollte Pirelli schon Anfang Juni in Kanada einsetzen. Dies war aber am Veto von Ferrari, Lotus und Force India gescheitert. Diese drei Teams haben aber nach den Ereignissen von Silverstone ihren Widerstand gegen die Einführung der überarbeiteten Reifen eingestellt.

Die Fia legte am Montagabend in ihrer Erklärung Wert darauf, dass die Tests vom 17. bis 19. Juli in Silverstone, die nach Bedarf auch noch um einen Tag ausgeweitet werden könnten, lediglich der Datenlieferung für die Reifen dienen sollen. Nicht dabei sein wird Mercedes. Der deutsche Rennstall ist wegen seiner illegalen Reifentests mit Pirelli im Mai in Barcelona verwarnt und vom Young Driver Test ausgeschlossen worden.

Unter der Bedingung, dass dort nicht auch Daten für die Teams geliefert werden, hat Mercedes seine Nicht-Teilnahme bereits akzeptiert. Dabei hätten die Silberpfeile durchaus auf ihre Teilnahme pochen können, da bei den Reifentests keine Nachwuchsfahrer mehr eingesetzt werden. Allerdings laufen die Testtage in Silverstone weiter unter dem Namen Young Driver Test. Man sei dafür, gemeinsam Probleme zu lösen, keine zu schaffen, hieß es dazu am Dienstag beim Rennstall von Silverstone-Sieger Nico Rosberg.

„Unsere Priorität liegt darauf, die Sicherheit für alle in der Formel 1 sicherzustellen, und wir glauben, dass die Zwischenfälle in Silverstone ein ernsthaftes Sicherheitsbedenken für die Fahrer darstellen“, sagte Präsident Jean Todt zur Fia-Entscheidung. „Wir haben uns daher entschieden, den Young-Driver-Test abzuändern, und den Teams zu erlauben, Fahrer einzusetzen, von denen sie glauben, dass sie die Reifenentwicklung vorantreiben können.“ Die Fia hat die Teams darüber informiert, dass dafür der Artikel 22.4h (i) des Sportlichen Reglements geändert wurde.

Die Öffnung der Young Driver Tests entspricht auch dem Wunsch von Bernie Ecclestone. Der Formel-1-Mogul hatte angesichts der Bilder aus Silverstone, wo im Rennen gleich an vier Wagen der linke Hinterreifen geplatzt war, mehr Testtage für Pirelli gefordert. Dies gelte auch für aktuelle Autos. „Sie können verwenden, was sie wollen. Keine Einschränkungen“, sagte der 82-jährige Brite bei „Sky Sports News HD“. Dies sei das Ergebnis eines Gesprächs mit Fia-Präsident Jean Todt im Rahmen des Großen Preises von England.

„Ich habe am Wochenende mit Jean Todt gesprochen und er hat gesagt: 'Lass sie testen'“, sagte Ecclestone. Demnach dürfte Pirelli zwei dreitägige Testfahrten durchführen und dabei aktuelle Boliden der Teams verwenden. Den Weg hierzu hat die Fia mit ihrer Regeländerung nun freigemacht.