Die Nationalelf ist in Südtirol angekommen und absolvierte dort bereits ihr erstes Training. Das Trainingslager ist komplett gesponsert.

Eppan. Gleich nach dem Umzug von Sizilien nach Südtirol hat Joachim Löw „Phase 2“ der WM-Vorbereitung gestartet. Nach dem kurzen Flug mit dem Lufthansa-Airbus „Husum“ aus dem trüben Palermo ins sommerlich warme Verona und der anschließenden Busfahrt ins 150 Kilometer entfernte Eppan an der Weinstraße setzte der Bundestrainer für Lukas Podolski & Co. ein erstes Training an. „Unser Traum ist es, den Titel zu holen“, sagte der Bremer WM-Frischling Mesut Özil verständnisvoll: „Dafür müssen und werden wir hart arbeiten.“

Bei der Verabschiedung der DFB-Auswahl am Freitagmorgen im Rocco Forte Resort auf Sizilien hatte der verletzte Kapitän Michael Ballack seinen Kollegen persönlich den WM-Marschbefehl mitgegeben: „Ihr seid ein starkes Team, egal, wer nominiert ist und wer spielt. Ich bin sicher, dass ihr eine gute und erfolgreiche WM spielen werdet.“

Ballack selbst reiste mit Frau und Kindern weiter nach Mallorca, wo er am Pfingstsonntag in der ZDF-Show „Wetten dass?“ bei Thomas Gottschalk auf der Couch sitzen wird. Abwehrchef Per Mertesacker wünschte dem am Fuß verletzten Kapitän im Namen der Mannschaft eine schnelle Genesung, wie der DFB übermittelte. „Ich hoffe, dass du bald wieder fit bist und dann mit uns wieder in der Nationalmannschaft auf dem Platz stehst“, erklärte der Bremer. Intensiv auf dem Spielfeld will auch Löw in Südtirol arbeiten. Dabei entgeht dem riesigen Betreuerstab nichts. „Wir arbeiten viel mit Videos, damit die Spieler sehen, was sie verbessern können“, berichtete der Bundestrainer.

Das Trainingscamp in Norditalien soll ein gutes Omen für die ambitionierte Titel-Mission in Südafrika sein. „1990 haben wir in Südtirol in der Vorbereitung den Grundstein für den WM-Titel gelegt“, erinnerte Bundestorwarttrainer Andreas Köpke, der vor 20 Jahren beim letzten deutschen Triumph in Italien Ersatzkeeper gewesen war. Auch der Landeshauptmann von Südtirol, Luis Durnwalder, der die Mannschaft im Fünf-Sterne-Wellnesshotel Weinegg offiziell begrüßte, war schon vor 20 Jahren im Amt, als Franz Beckenbauer als Teamchef Lothar Matthäus & Co. am Kalterer See für den Titel trimmte.

MARCELL JANSENS LAUF INS GLÜCK

Teammanager Oliver Bierhoff verriet, dass Südtirol das „erste komplett gesponserte Trainingslager“ der Nationalmannschaft ist. „Das macht sich positiv im Budget bemerkbar, das häufig kritisiert worden ist“, sagte Bierhoff auch an die Adresse seiner diversen Kritiker innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Südtirol biete „optimale Übungsbedingungen, Herzlichkeit und Offenheit“. Zum Trainingsplatz können die Spieler mit dem Fahrrad fahren. Zudem sei das luxuriöse Hotel „sehr familiär“, was Bundestrainer Löw im Hinblick auf den Teamgeist wichtig war, schilderte Bierhoff: „Gerade in dieser intensiven Zeit finden wir es gut, wenn man auf recht kompaktem, engen Raum zusammen ist.“

Es beginnt nun die Hochzeit des Konkurrenzkampfes. „Wir haben auch noch drei Fragezeichen in der Kaderzusammenstellung“, gab Abwehrchef Mertesacker zu bedenken. Löw muss bis spätestens 1. Juni ein Trio aus dem erweiterten Kreis von 26 Spielern aussortieren. Auch der Run auf die elf Stammplätze wird schärfer werden, bei den Torhütern steht die Kür der Nummer 1 kurz bevor. „Das wird sich schon ein bisschen hochschaukeln“, prophezeite der favorisierte Schalker Manuel Neuer verschärfte Übungseinheiten unter den direkten Konkurrenten. „Wir werden jetzt trainieren und Freundschaftsspiele machen – das tut uns gut“, sagte der 21-jährige Özil, der dem WM-Startschuss schon jetzt entgegenfiebert: „Bei einer WM kann man sich mit den Besten der Welt messen“, betonte der junge deutsche Regisseur.

Gebannt werden Löw & Co. aber zunächst am Pfingstsamstag zum Champions-League-Finale zwischen Bayern München und Inter Mailand nach Madrid blicken. „Natürlich kann jetzt die Krönung erfolgen“, sagte Löw zum möglichen Titel-Triple der Bayern. Ein Triumph in Madrid würde auch der Nationalmannschaft einen Motivationsschub für die in drei Wochen beginnende Weltmeisterschaft geben, glaubt der Bundestrainer. Gleich sieben Bayern-Profis stehen im Aufgebot für Südafrika, darum hat Löw vor allem einen Wunsch: „Keine Verletzten.“