Kevin-Prince Boateng fühlt sich ungerecht behandelt, da seinem folgenschweren Foul am Sonnabend ein “Wischer“ Michael Ballacks vorausging.

Hamburg. Kevin-Prince Boateng hat verbal nachgetreten. Nach seinem brutalen Foul an Michael Ballack hat er schwere Vorwürfe gegen den Nationalmannschaftskapitän, Bundestrainer Joachim Löw und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhoben. „Auf einem anderen Zettel als mein Foul steht seine Ohrfeige. Von ihm habe ich nichts dazu gehört. Ich denke, eine Tätlichkeit ist schlimmer als ein Foul aus dem Spiel heraus“, bezichtigte Ghanas Fußball-Nationalspieler in der „Sport Bild“ den deutschen Mannschaftsführer der groben Unsportlichkeit.

Während des englischen Pokalfinales zwischen dem FC Chelsea und dem FC Portsmouth (1:0) sei er kurz vor seinem folgenschweren Foul mit Ballack aneinandergeraten. „Warum lässt du dich nicht einfach fallen, damit unser Spieler eine Karte bekommt? Warum provozierst du?“, zitierte die „Sport Bild“ eine Aussage Boatengs während der Partie. Daraufhin hatte Ballack ihm einen „Wischer“ mit der Hand verpasst.

„Ich habe ihm dann gesagt, was er sich denn rausnehmen würde, mir ins Gesicht zu langen“, erklärte Boateng in der „Sport Bild“ weiter. Drei Minuten später traf er im Mittelfeld den Deutschen per Grätsche. Ballacks WM-Aus war die Folge. Das Vorrunden-Duell zwischen Deutschland und Ghana am 23. Juni findet wohl mit Boateng, aber ohne den deutschen Star statt. „Dafür kann ich mich nur entschuldigen“, betonte der Deutsch-Ghanaer, der im Gegensatz zu Ballacks Aussage beteuerte, sich schon auf dem Platz „zweimal“ für das Foul beim Deutschen entschuldigt zu haben. „Das stimmt nicht“, hatte Ballack dazu erklärt.

Einerseits wehrt sich Boateng mit Macht gegen sein Negativ-Image, andererseits gießt er kräftig weiteres Öl ins Feuer. Er habe zu Ballack „noch nie“ ein Verhältnis gehabt, stellte er klar und schoss verbal auch gegen den DFB. „Hätte ich beim DFB so etwas gemacht wie Ballack, wäre ich fristlos geflogen. Bei ihm wird noch nicht einmal darüber geredet. Unfassbar, wie da beurteilt wird“, meinte Boateng weiter. Und der Mittelfeldakteur, der beim DFB in allen Jugend- Nationalteams gespielt hat, trat weiter nach: „Deswegen bin ich auch vom DFB weg und spiele nun für Ghana.

BALLACK SORTIERT SEINE ZUKUNFT

Dass Bundestrainer Joachim Löw für das Boateng-Foul an Ballack die Rote Karte gefordert habe, erregt den 23-Jährigen ebenfalls mächtig. „Wenn ich das höre, sehe ich, wie mit zweierlei Maß gemessen wird“, monierte Boateng. „Sein Kapitän darf jemanden ohrfeigen? Das war eine klare Tätlichkeit. Mich wundert so ein Verhalten eines DFB-Kapitäns. Hätte ich so etwas gemacht, wäre ich auf Jahre verbannt worden.“

Allerdings widerspricht sich Kevin-Prince Boateng, dessen für Deutschland spielender Halbbruder Jérome immer „der nette Bruder und ich der böse“ sei, in dem Beitrag des Fachmagazins selbst. Sein Foul habe nichts mit Ballacks Ohrfeige zu tun gehabt“, meinte er an einer anderen Stelle. „Bei 80000 Fans denkt man nicht an Rache. Ich komme einfach zu spät und treffe ihn voll. Es sah dumm aus.“