Nach 52,07 Sekunden war die Entscheidung bei den 100 Meter Freistil der Damen in Rom gefallen: Die neue Weltmeisterin und Rekordhalterin heißt Britta Steffen.

Rom. Britta Steffen schnaufte ein paar Mal kräftig durch, umarmte die gestürzte Titelverteidigerin Lisbeth Tricket und zeigte dann ihr strahlendstes Lachen: Knapp ein Jahr nach dem Olympiasieg hat sich Deutschlands Schwimm-Star mit erneutem Weltrekord über 100 Meter Freistil in Rom auch zur Weltmeisterin gekrönt. Mit einer Leichtigkeit wie von einem anderen Stern machte sie ihre Trophäensammlung komplett.

"Wow, ich bin Weltmeisterin. Das ist Wahnsinn. Das ist verrückt. Ich bin überglücklich. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen", sagte Steffen nach einer weiteren Demonstration ihrer Klasse. In 52,07 Sekunden verbesserte sie im Wunderanzug "Hydrofoil" nicht nur ihre eigene Bestmarke nochmal um 15 Hundertstel, sondern degradierte ihre Rivalinnen zu Statisten.

Es war der erste WM-Titel für Steffen. Damit bescherte die Power-Frau dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) nach dem Doppel-Coup von «Gladiator» Paul Biedermann das dritte Gold in der Ewigen Stadt und die insgesamt sechste Medaille. Als Belohnung gab es von DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow spontan einen dicken Kuss. Der zweite Titel für Steffen könnte zum Abschluss am Sonntag über 50 Meter Freistil folgen.

Dabei war Steffen diesmal nervös wie noch nie. "Ich war so aufgeregt, das war sogar schlimmer als in Peking", sagte die 25 Jahre alte Berlinerin: "Im Call Room kam ich mir vor wie ein Kind im Kindergarten, das abgeschoben werden soll."

Doch im Wasser war die Aufregung verflogen. Anders als bei ihrem Olympiasieg in Peking, als sie das Feld von hinten aufgerollt hatte, war Steffen diesmal von Beginn an vorne mit dabei. Nach der Wende ließ sie keinen Zweifel an ihrer Überlegenheit. Die Britin Fran Halsall (52,87) sowie die gestürzte Titelverteidigerin und Olympia-Zweiten Lisbeth Trickett aus Australien (52,93) hatten auf den Plätzen zwei und drei nicht den Hauch einer Chance.

Franziska van Almsick, der Steffen in Peking mit Freudentränen in die Arme gefallen war, sollte Recht behalten. «Britta ist für mich die ganz große Favoritin», hatte van Almsick voller Zuversicht erklärt, obwohl Steffen im Halbfinale hinter ihrer schärfsten Rivalin Trickett angeschlagen hatte.

Unmittelbar vor dem Finale von Steffen hatte der Weltverband FINA verkündet, dass das Verbot der High-Tech-Anzüge definitiv ab 1. Januar 2010 greifen wird. Dann werden nur noch Badehosen und Badeanzüge in Textil bis oberhalb der Knie erlaubt sein. Bei den Frauen müssen die Anzüge schulterfrei sein.

Künftig müssen die Ausrüster ihre Badehosen und Badeanzüge bis sechs Monate vor Großereignissen zur Verfügung stellen. Auch die Badehosen und Badeanzüge müssen wie die High-Tech-Anzüge von der FINA geprüft und abgenommen werden.

Ob sich die FINA aufgrund des Drucks von US-Superstar Michael Phelps zum Termin im Januar durchgerungen hat, wollte Morculescu nicht kommentieren. Phelps-Trainer Bob Bowman hatte mit einem Boykott des Rekord-Olympiasiegers bei einer späteren Umsetzung des Anzug-Verbots gedroht.