Khoren Gevor fordert am Sonnabend WBA-Weltmeister Felix Sturm heraus und sprach mit dem Abendblatt vorab über seine Titelambitionen.

Abendblatt: Herr Gevor, am Sonnabend boxen Sie gegen Ihren Stallgefährten Felix Sturm um dessen WBA-WM-Titel. Obwohl Sie Europameister im Mittelgewicht sind und seit 2000 für Universum kämpfen, ist es Ihr erster Livekampf im ZDF. Warum?

Koren Gevor: Das habe ich mich auch oft gefragt, und weil ich keine Antwort gefunden habe, habe ich mein Management gefragt.

Abendblatt: Und, was haben die gesagt?

Gevor: Dass ich kein Deutscher bin und das ZDF mich deshalb nicht ins Programm nehmen will.

Abendblatt: Das ZDF zeigt doch viele, die keine Deutschen sind.

Gevor: Ja, deshalb verstehe ich die Argumentation auch nicht. Ich habe eher das Gefühl, dass man nicht an mich glaubt und dass man mich loswerden will.

Abendblatt: Immerhin hatten Sie im August 2007 schon einmal eine WM-Chance, haben gegen IBF-Champion Arthur Abraham durch brutalen Knockout verloren. Jetzt bekommen Sie noch eine WM-Chance. Das ist auf den ersten Blick doch sehr fair von Universum.

Gevor: Natürlich hat Universum mir die Chancen ermöglicht. Aber die Positionen dafür habe ich mir selbst erarbeitet. Ich liefere gute Kämpfe, die vom Publikum gut angenommen werden. Deshalb denke ich, dass ich es verdient gehabt hätte, besser vermarktet zu werden. Das ZDF war während der Vorberichterstattung für den Sturm-Kampf überrascht darüber, dass ich Deutsch spreche. Das sagt viel.

Abendblatt: Stallinterne Duelle werden häufig gemacht, um den Verlierer aussortieren zu können. Befürchten Sie für sich dieses Schicksal?

Gevor: Natürlich, ich habe schon lange das Gefühl, dass man mich loswerden will.

Abendblatt: Warum machen Sie den Sturm-Kampf dann und nehmen nicht eins der anderen Angebote an, die Sie bekommen haben?

Gevor: Weil ich Weltmeister werden will, und weil es der lukrativste Kampf ist, den ich machen kann. Ich muss Geld verdienen, um für meine Frau und unsere drei Kinder sorgen zu können. Für meinen letzten Kampf im November, als ich mir den EM-Titel geholt habe, habe ich 50.000 Euro bekommen. Davon geht fast die Hälfte für Managerprovisionen und Trainergehalt weg. Vom Rest lebt meine Familie seit acht Monaten. Deshalb muss ich doch sehen, dass ich das beste Angebot annehme.

Abendblatt: Wenn Sie verlieren, sind Sie aber vielleicht ganz weg vom Fenster. Wäre es nicht besser, ein paar Mal den EM-Titel zu verteidigen?

Gevor: Die Angebote, die mir Universum dafür gemacht hat, waren einfach nicht gut. Ich hätte in England für das gleiche Geld boxen sollen, was ich in Deutschland auch bekomme, mit dem Risiko, im Ausland benachteiligt zu werden. Und ich sehe den Kampf gegen Sturm als Riesenchance. Das ZDF hat Felix mir immer vorgezogen, die haben viel Geld in ihn investiert. Wenn ich gewinne, könnte das mein Durchbruch sein.

Abendblatt: Glauben Sie denn, dass Sie gewinnen können?

Gevor: Nicht nach Punkten, wenn Sie das meinen. Felix hat Calvin Klein als Sponsor, und er ist das größte Zugpferd, das Universum hat. Selbst wenn ich ihn klar ausboxe, was ich mir zutraue, glaube ich nicht, dass ich den Punktsieg bekommen würde. Nein, ich muss ihn schon ausknocken.

Abendblatt: Sturm ist physisch und psychisch unglaublich stark, er kann allerdings nicht so hart schlagen wie Abraham. Liegt darin Ihre Hoffnung begründet?

Gevor: Auch. Natürlich ist Felix der bessere Boxer als Abraham, da muss ich mir schon etwas einfallen lassen. Aber ich bin jetzt auch viel lockerer als vor dem Abraham-Kampf. Damals wollte ich den Sieg erzwingen, habe darüber zu viel getan und zu viel Kraft gelassen. Der Sieg in Helsinki gegen Amin Asikainen, als ich meinen EM-Titel gewann, hat mir gezeigt, dass weniger mehr ist. Früher wollte ich zu oft mit dem Kopf durch die Wand. Heute weiß ich, dass ich mich nur auf meine Stärken besinnen muss. Ohne Zwang schaffe ich alles.

Abendblatt: Sie kennen Sturm gut, er hat sich trotzdem in Hennef vorbereitet, damit Sie sich nicht ständig in Hamburg über den Weg laufen. Hat Ihr Verhältnis unter der Ansetzung dieses Duells gelitten?

Gevor: Nein, warum? Wir haben uns immer gut verstanden. Wir haben ja auch gemeinsam Sparring gemacht. Damals habe ich viel geklammert, was ihn genervt hat. Aber dass wir gegeneinander boxen heißt nicht, dass wir uns hassen. Ich bin nur grundsätzlich der Meinung, dass es nicht nötig gewesen wäre, uns gegeneinander boxen zu lassen. Es gibt allerdings nur ein Stallduell, das ich ablehnen würde…

Abendblatt: …das gegen Sebastian Zbik, der ebenfalls am Sonnabend um die WM boxt?

Gevor: Richtig. Wir beide sind so gute Freunde, fast wie Brüder. Da müsste schon eine riesige Summe Geld geboten werden, die wir uns teilen könnten, damit wir gegeneinander antreten würden. Aber so viel Geld wird mir Universum nie bieten…